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VG WORTTour 125: Abidjan - Cotonou (1.297 km)


Mauermalerei in Accra
Mauermalerei in Accra


Teil 2: Accra - Cotonou - Badagry - Cotonou


On the road again Am Volta
Mittwoch, 6. Dezember 2023: Accra - Tema - Adomi Bridge (92 km)

Mit Sonnenaufgang um sechs gehen wir auf die Hostelterrasse, um unser Selfmade-Frühstück vorzubereiten. Es ist schon ohne Sonne unerträglich heiß. Ohne Klimaanlage lassen sich die Nächte kaum überstehen. Mit werden sie gelegentlich zu kühl und laut. Die Sonne hat vom ersten Moment an starke Kraft. Die Hostelatmosphäre mit den vielen Küchenutensilien tut uns gut, auch wenn ansonsten nur eine Niederländerin, die sich hier ein Jahr lang um musische Erziehung müht, in einem der Schlafsäle übernachtet.
Wir radeln an der relativ wenig befahrenen Küstenstraße nach Osten, wo Accra nahezu nahtlos in die Schwesterstadt Tema übergeht. Auch hier ist die Straße gelegentlich weggespült und durch eine Ansammlung von Schlaglöchern ersetzt. So auch im Umfeld der Abzweigung von der Küste, wo eine Hochstraße gebaut wird.
In einem winzigen Tunnel geht es unter unserer guten Bekannten, der Küstenstraße N1 hindurch. Dann müssen wir uns nur noch durch das belebte Lashibi mit vielen Fahrradläden kämpfen, bevor wir auf der N2 endgültig Richtung Norden abdrehen.


Shai Hills Resource Reserve: Museum
Shai Hills Resource Reserve: Museum

Shai Hills Resource Reserve: Affe
Am Wegesrand


Volta: Schifferboot bei Kpong Als die letzten Häuser der Metropolregion gerade hinter uns liegen, taucht am Straßenrand eine Zufahrt zum Shai-Hills Resource Reserve auf. Die Hügel, die eher wie Berge wirken, waren schon aus der Ferne eine willkommene optische Abwechslung. Jetzt machen wir zu Fuß eine kleine Führung von Albeit mit. Ein Strauß und ein paar Zebras sind hier ortsfremd und entsprechend eingezäunt. Außerdem gibt es ein Open-Air-Museum zu Fauna und Ausgrabungen. Doch danach, als wir an der Straße von Tor 1 zu Tor 2 des Parks radeln, wartet eine ganze Reihe Affen am Straßenrand auf uns. Während die allerdings vorbeidonnernde LKW und Busse mit stoischer Ruhe ignorieren, nehmen die meisten vor uns reißaus und trollen sich in den Wald.
In Kpong erreichen wir den Fluss Volta. Zwischen Fischerbooten finden wir ein schönes Pausenplätzchen. Der Volta ist auch hier künstlich aufgestaut. Weiter oberhalb bildet der Volta-Stausee einen der größten Stauseen der Welt.
Wir kommen bis zur Adomi-Brücke (Adome-Bridge; früher Volta-Bridge), in deren Nähe wir ein wunderbares Hotel direkt am Fluss mit Strandpromenade, Minizoo und Swimmingpool finden. Ob man im Volta schwimmen sollte, bleibt unklar.


Volta beim Akosombo Continental Hotel an der Adomi Bridge
Volta beim Akosombo Continental Hotel

Adomi Bridge
Adomi Bridge


Shopping in Asikuma Die beste Strecke
Donnerstag, 7. Dezember 2023: Adomi Bridge - Asikuma - Ho (75 km)

Leichter Nebel liegt über dem Volta am frühen Morgen. Es gab kräftigen Regen in der Nacht. Der Pool ist gesperrt, aber Miri will nicht im Volta schwimmen. Gefahrenlage unklar.
Es geht über die Hängebrücke auf die andere Seite des Flusses. Die Strecke ist wie ausgewechselt. Wir fahren ein bisschen durch Bergland. Deutlich weniger Verkehr, entspannte Atmosphäre und schöne Landschaft.
In Asikuma tauchen wir ein ins Gewühl der Verkäuferinnen, die auf ihrem Kopf alles mögliche anbieten für Passagiere der Kleinbusse.


Trauerangebote am Straßenrand
Trauerangebote am Straßenrand

Auf der Landstraße bei Asikuma
Landstraße bei Asikuma

Kokosnüsse everywhere
Kokosnüsse everywhere

Pause in Asikuma
Pause in Asikuma


Bei Ho Hier verlassen wir die N2, die hinauf nach Burkina Faso, dem ehemaligen Ober-Volta, führt. Unsere ebenfalls asphaltierte Straße nach Ho verläuft zunächst parallel - nur durch einen schmalen Gebirgszug getrennt. In Kombination mit der vielfältigen Flora wird die Strecke in unseren Augen immer schöner.
Ein paar Kilometer vor Ho ist die Straße plötzlich zweispurig: allerbester Asphalt, Randstreifen, Markierung: unsere beste Strecke in ganz Ghana - mit wenig Verkehr.
Die große Stadt Ho ist relativ unübersichtlich. Das riesige Hotel, das wir ansteuern, ist ausgebucht. Nebenan ist auf dem Messegelände Remmidemmi: 'Volta Fair'. Ein paar Meter weiter kommt ein Hotelneubau. Auch gut.


Miri trinkt
Miri trinkt

Papayas
Papayas

Bei Ho
Bei Ho

In Ho
In Ho


Grenzposten von Togo bei Nyive/Shia bzw. Kpalimé Einsame Grenzposten
Freitag, 8. Dezember 2023: Ho - Nyive - Grenze Ghana/Togo - Kpalimé (47 km)

Wir wissen nicht genau, wo und wie wir über die Grenze von Ghana nach Togo kommen. Auch die einschlägigen Internetforen sind seltsam rätselhaft bei dem Thema. Irgendwie scheint es verschiedene kleinere Grenzübergänge zu geben. Auch Google Maps und die Menschen, die wir fragen, lassen uns eher ratlos zurück.
Na dann, los. Wir steuern den Grenzort Nyive an. Es ist weiterhin eine wunderschöne Berglandschaft mit noch weniger Verkehr. Nach einer guten Stunde erreichen wir den Ort und setzen die letzten Devisen um. Eigentlich rechnen wir damit noch ein paar Kilometer an der Grenze entlang bis Shia zu fahren. Aber das ghanaische Grenzteam empfiehlt uns die Ausreise hier. Es wirkt eher wie ein reiner Fußgängerübergang. Wir sind weit und breit die einzigen Grenzgänger. Unsere Daten werden im Hinterzimmer eingegeben und wohl elektronisch abgeglichen, während wir noch Kokosnüsse trinken.


Togo: Straße zur Grenze
Togo: Straße zur Grenze...

Togo: Straße zur Grenze
...mit Asphaltresten

Radelnder Schüler
Mit Victor

Termitenhügel
Termitenhügel

Kirche in Kpalimé
Kirche in Kpalimé


Happy in Kpalimé Auf der anderen Seite des Grenzflusses warten zwei Grenzer an einem improvisierten Stand. Die eigentliche Einreise nach Togo befindet sich ein paar Kilometer landeinwärts. Ein wunderbarer Weg mit Asphaltresten führt uns dorthin. Auch dort sind wir wohl außergewöhnliche Gäste. Drei Männer mühen sich mit den Marken, Visaeinträgen und Stempeln. Nach den angeblich erforderlichen Unterlagen wie zwei Passfotos, Gelbfieberimpfung, Auslandskrankenversicherung, Passkopien, Flugticket wird nicht gefragt. Nur die Visumgebühr wird in Westafrika-Francs verlangt. Die haben wir ja noch ausreichend aus der Elfenbeinküste dabei. Der Rest ist manuelle Arbeit im Pass und im Grenzbuch.
Die Strecke bleibt schön und holprig. Bis an die Stadtgrenze von Kpalimé. Dank GoogleMaps-Standort finden wir meine Nichte Carolin bei ihrer Gastfamilie und bekommen tolle Einblicke in das Leben hier.


Spaziergang in Kpalimé
Spaziergang in Kpalimé


Cascade de Womé: Spaziergang Parfaît
Samstag, 9. Dezember 2023: Taxi: Kpalimé - Cascade de Womé - Kpalimé

Der erste Tag ohne Rad nach 13 Tagen on the bike. Carolin hat ein Taxi organisiert, mit dem wir zu einem der Wasserfälle rund um Kpalimé fahren wollen. Den ersten Teil der Strecke sind wir gestern mit dem Rad von der Grenze her gekommen. Schön, das mal aus anderer Perspektive zu erleben und schön auch, dass das Taxi auf der Rumpelpiste nicht wesentlich schneller ist als wir.
Zum Cascade de Womé steigt man einige Treppen runter in ein wunderbares tropisches Tal. Dann noch ein paar Meter im Talgrund und vor uns stürzt sich das Wasser in einen Talkessel mitten im Grün. Ein Traum. Das Wasser ist angenehm erfrischend, man kann ein bisschen schwimmen und vor allem unter dem Wasserfall hindurchtauchen, während das Wasser auf den Rücken prasselt. Tags drauf haben wir alle einen Muskelkater, ohne so genau zu wissen woher.


Cascade de Womé: großes Schwimmbecken
Cascade de Womé: großes Schwimmbecken

Cascade de Womé
Schwimmerinnen

Cascade de Womé: Pflanzen
Pflanzen

Cascade de Womé: Gruppe
Mit Fahrer


Restaurant Macumba, Kpalimé Die übliche Ruhetagsmüdigkeit überkommt uns. Wir gehen aber noch ins Restaurant Macumba, wo wir endlich mal richtiges Fufu bekommen. Und reichlich Fisch und Pâte und Gemüse und super scharfe Paprika. Dann ist Siesta.
Danach ziehen Carolin und Miri zum Marché. Später spielen wir Wizard zu Palmwein vor einer Eckkneipe. Dazu die leckeren Mahlzeiten bei Caros Gastfamilie. Parfaît.


Hof in Kpalimé
Carolins Hof


Kathedrale des Heiligen Geistes in Kpalimé Zweiter Advent
Sonntag, 10. Dezember 2023: Kpalimé

Der Bischof von Kpalimé persönlich zelebriert den Gottesdienst zum zweiten Advent. Mit einer Entourage aus Priestern und Messdienern. Die Kathedrale des Heiligen Geistes wurde von deutschen Steyler-Missionaren erbaut und 1914, kurz nach Kapitulation des deutschen Miiitärs, eingeweiht. Wir drei sind die einzigen Weißen. Es dauert bis fast zum Ende der zweistündigen Liturgie, bis ein bisschen Stimmung von der Combo auf das Kirchenvolk übergeht und die Menschen etwas in Bewegung kommen.


Weihnachtsmotiv in den Glasfenstern von 2004 der Kathedrale in Kpalimé
Weihnachtsmotiv in den Glasfenstern von 2004


Wer hat die Kokosnuss? Auch bei uns ist eher Ruhe angesagt heute. Dank Carolins Fundus können wir Uno, Skipo und Wizard spielen. Da sitzen wir schon in einem abseits gelegenen Restaurant und warten auf Fisch und Pizza.


Abschied von Kpalimé
Abschied von Kpalimé


Landstraße bei Kpalimé Heftige Hitze
Montag, 11. Dezember 2023: Kpalimé - Badja (81 km)

Wir verlassen Carolin und ihre Gastfamilie. Für uns war es ein toller Einblick hinter Mauern, an denen wir jeden Tag vorbeifahren. Nach zwei Tagen Radpause rollt es sich wunderbar mit Rückenwind über die rolling hills des Plateau zurück Richtung Atlantikküste.
Kpalimé liegt auf 250 Metern Meereshöhe und so geht es tendenziell bergab. Die Straße ist bestens asphaltiert und führt durch sehr schöne Landschaft.


Erdnussangebot am Straßenrand
Erdnussangebot am Straßenrand


Fahrradangebot in Assahoun Zwei kleine Pausen. Die Hitze ist heute heftig. Es gibt anfangs gar keine Wolken, später nur ganz vereinzelt. Zum ersten Mal während der Tour soll es 35 Grad warm werden.
So sind wir froh, dass wir um kurz nach eins bereits das Tagesziel erreichen. Das Gîte rural Nassogne liegt etwas abseits am Ortseingang von Badja. Eine Empfehlung von Carolins Togo-Reiseführer aus der Reihe Petit Futé. Eine schöne Villa in einem sehr schön angelegten Garten.


Nassogne Gite rural bei Badja
Nassogne Gite rural bei Badja

Neues Lieblingsgetränk: Racines
Neues Lieblingsgetränk: Racines

Nassogne Gite rural bei Badja
Frühstück


Kathedrale von Lomé Erster Plattfuß
Dienstag, 12. Dezember 2023: Badja - Lomé - Grenze Togo/Benin - Grand-Popo (115 km)

Frühstück auf der Terrasse im Garten des Gîte rural Nassogne, wo wir auch schon das Abendessen genossen haben. Mitten in der Natur. Die Hühner kommen vorbei. Passend dazu - wie fast immer - Omelette. Pünktlich um sieben Uhr.
Zurück zur Hauptstraße und weiter mit Rückenwind Richtung Hauptstadt Lomé. Anders als bei Accra, das allerdings wesentlich größer ist, beginnt frühzeitig eine zweispurige Trasse. Wir können wunderbar in die Stadt hineinfahren.
Die Sehenswürdigkeiten halten sich in Grenzen. Wir steuern die ebenfalls von deutschen Steyler-Missionaren initiierte Herz-Jesu-Kathedrale an. Die findet sich umgeben von Marktstraßen, entpuppt sich aber als das erhoffte Refugium für die erste Pause. Nach 45 Kilometern. Tour-Rekord.
Danach sind wir wieder auf der Küstenstraße. Im Sandan Strand parken Mofas und Autos. Eine Weile werden wir begleitet von Hotels, dann folgt der riesige Hafenkomplex. Auf dem schmalen Saum zwischen Meer und Lac Togo geht die Besiedlung nahtlos weiter. In einer guten Bäckerei können wir exzellentes Pains aux raisins und au chocolat ankaufen.


Lomé
Zu Fuß durch Lomé

Maison des Esclaves, Agbodrafo, Togo
Maison des Esclaves

Maison des Esclaves, Agbodrafo, Togo
Sklaven unter dem Fußboden

Lagune bei Aného
Lagune bei Aného

Kolonialarchitektur in Aného
Kolonialarchitektur in Aného

Aného: Richtung Strand
Richtung Strand

Bananenverkäuferin mit Baby
Bananenverkäuferin mit Baby

Schild: Frontière Benin
Frontière Benin!


Frontière Benin In Agbodrafo steuern wir das Maison des Esclaves an. Das Maison des Esclaves ist Uneso-Weltkulturerbe, aber Zustand und Führung sind dürftig. Und die Hitze hat uns zugesetzt, lähmt uns ein bisschen. Die Souvenirstände sind besser.
Aného war zu deutschen Kolonialzeiten mal die Hauptstadt. Ein paar, teils verfallene Bauten aus dieser Epoche säumen die Straße. Jenseits der Lagunenüberquerung lockt uns ein Kokosnussverkäufer, der behände die Nüsse mit seiner Machete öffnet und aufschneidet. Für den Abstecher zum Musée im Stadtteil Zébé sind wir zu erschöpft.
Der Grenzübergang steht bevor. Eine One-Stop-Border. Alles geht zügig. Ich habe ein Multiple-Entry-Visa für Benin, aber das spielt hier keine Rolle, weil es letztlich nur einen Einreisestempel für Benin gibt. Den Ausdruck unserer E-Visa bekommen wir zurück.
Benin empfängt uns mit mehr Gastronomie. Es gibt weiterhin wie in Togo am Straßenrand viele Benzinflaschenverkäufer. Wir lassen uns in einem Straßenrestaurant nieder. Danach hat Miris Hinterrad recht wenig Luft. Der erste Platten nach zweimal tausend Kilometern. Doch Aufpumpen reicht zunächst, um das Ziel in Grand-Popo zu erreichen: Village Kirikou. Ein winzige Strandunterkunft mit Zeltplatz, zwei Hütten und Bar-Restaurant. Wieder mal ein Traum. Zum Reparieren des Platten sind wir zu erschöpft. Es lockt das Bad im Meer.


Village Kirikou: Grand-Popo: Restaurant

Village Kirikou: Grand-Popo: Abendessen mit Bier
Abendessen mit Bier

Village Kirikou: Grand-Popo: Schaukeln am Morgen
Schaukeln am Morgen

Village Kirikou: Grand-Popo: Platten-Suche
Platten-Suche


Übeltäter: Draht in Pinzette Vitalität
Mittwoch, 13. Dezember 2023: Grand-Popo - Ouidah - Cotonou (82 km)

Die Romantiknacht in unserer Strandhütte ist etwas überschattet von der Frage, ob es uns gelingt, den Platten zu beheben. Über Nacht ist alle Luft gewichen. Der Mantel an Miris Hinterrad hatte von vornherein von allen vier Rädern den schlechtesten Zustand. Umso leichter ist es, den Mantel abzunehmen. Im Eimer blubbert das Loch sofort. Die Ursache ist im Mantel von außen nicht zu entdecken, aber von innen zu erspüren: ein kleiner Draht, den ich mit der Pinzette entferne. Der Flicken hält. Der einzige Plattfuß der Tour.
Am Ende von Grand-Popo führt die Straße von der Küste ab. Wir sehen das Meer erst in Cotonou wieder. Dafür streifen wir den Lac Ahémé. Auf Holzstelzen sind hier Häuser in den See hinein gebaut.


Seerosen
Seerosen

Fischerhütte bei Guézin am Lac Ahémé
Fischerhütte bei Guézin am Lac Ahémé

Holztransport
Holztransport

Benzinverkauf in Fifa-Wasserflaschen
Benzinverkauf in Fifa-Wasserflaschen

Falträder
Kurz vor dem Finale


Villa Avajon von 1922: Musée de la Fondation Zinsou - Ouidah Ouidah war als einst einziger Hafen Benins auch ein Zentrum des Sklavenhandels. Das portugiesische Fort São João Baptista d’Ajudá, das die beste Dokumentation in ganz Benin zum Thema haben soll, wird gerade renoviert und ist weiträumig Baustelle. Es wurde schon 1727 durch das Königreich Dahomey, das vom Sklavenhandel lebte und dessen Frauen-Regimenter, die Dahomey-Amazonen, legendär sind, erobert. Es gibt vom Ort aus eine Sklavenroute mit mehreren Stationen bis zum Point of no Return, aber bei der Hitze schrecken uns acht zusätzliche Kilometer ab.
Schräg gegenüber vom Python-Tempel, vor dem der Reiseführer als 'tourist trap' warnt, steht allerdings die Villa Avajon von 1922. Hier gastiert gerade das Lagos Photo Festival. Eine tolle aktuelle Kunstausstellung, die ich zu sehen bekomme.
Auf der zweispurigen Strecke nähern wir uns dem Ziel der Tour: Cotonou. Auf den letzten Kilometern entdecken wir am Straßenrand große Taschen, in denen wir unsere Falträder flugfertig machen wollen.
Unser Hotel ist nach Strand- und Flughafennähe ausgesucht. Die sandige Straße mit den flachen Häusern und kleinen Geschäften vor dem Haus gibt dem ein ländliches Flair. Und Racines, das afrikanische Wurzelgetränk aus Togo, gibt es auch, wie die lokalen Biermarken La Beninoise und Beaufort. Prost. Der Plan der Tour ist aufgegangen. Alles hat wunderbar geklappt und wir sind voller Eindrücke von der Vitalität der Küstenregion.


Statue de l'Amazone, Cotonou
Statue de l'Amazone, Cotonou


Hafenmauer in Cotonou Mit Filmteam durch Nigeria
Donnerstag, 14. Dezember 2023: Cotonou - Grenze Benin/Nigeria - Badagry - Auto - Grenze Nigeria/Benin - Cotonou (112 km)

Zum Abschluss wollte ich noch kurz nach Nigeria. Miri hatte kein Interesse. Deshalb ist der Rückflug von Cotonou gebucht. Von den fünf Ländern der Tour was das nigerianische das mit Abstand aufwendigste Visum. Über eine Kollegin kam ich dabei schließlich mit Viyon aus Lagos in Kontakt. Er schrieb mir eine Einladung, die ich für das Visum brauche. Es stellte sich heraus, dass er aus meinem Zielort Badagry stammt und sich dort beim International Film Festival engagiert. In den letzten Tagen hat Viyon nun die Idee entwickelt, meinen Rad-Tagestrip in Nigeria zu filmen und mit dem Filmfestival 2024 zu verknüpfen. Da ich in den vergangenen Tagen so gut wie kein Internet hatte, konnten wir uns kaum absprechen. Ich weiß also nicht so recht, was mich erwartet. Auch, ob ich in Nigeria übernachten werde.
In aller Frühe breche ich in Cotonou auf, um in zweieinhalb Stunden die 40 Kilometer zur Grenze zu radeln. Das Filmteam aus Lagos wird etwa die gleiche Zeit mit dem Auto brauchen für die doppelte Strecke. Die Küstenstraße dünnt Richtung Grenze immer mehr aus, vor allem nach dem Abzweig zur formalen Hauptstadt von Benin: Porto Novo.
Die Grenzabfertigung ist auch hier als One-Stop-Border konzipiert und geht ähnlich wie der Übertritt von Togo nach Benin vor sich. Merkwürdigerweise werde ich bei der Ausreise zum ersten Mal auf der ganzen Tour nach meinem Impfausweis gefragt und auch der Visum-Ausdruck wird erneut verlangt. Durchdirigiert werde ich mangels offizieller Kräfte von Geldwechslern. Die mich am Ende bei einem kleinen Wechsel dann übers Ohr hauen.
Das Zusammentreffen mit dem Team gelingt schließlich dank GoogleMaps-Standortsendung. Viyon hat sein junges Team voll motiviert. Alle begeistern sich offenbar für die Tatsache, dass Nigeria jetzt der 120. von 193 UN-Mitgliedsstaaten ist, durch die meine Radtouren geführt haben. Sie engagieren noch einen Motorradfahrer und schon kann meine Etappe lückenlos dokumentiert werden: zwei Kameraleute filmen mich aus dem Kofferraum heraus und Regisseur Viyon fährt neben mir auf dem Motorrad mit, kann so Interviews führen. Später überlässt er seinen Sitz dem Hauptkameramann für weitere Perspektiven der Fahrt. Begeisterung aber auch rundherum: viele winken, rufen mir etwas zu. Ich zerfließe allerdings ziemlich in der Sonne, denn während ich bei Stopps sonst immer sofort den Schatten aufsuche, diskutieren wir jetzt die nächsten Szenen am Straßenrand.


Mit Kamerateam an der Grenze zu Nigeria
Welcome to Nigeria: Viyon und sein Team

Kameramann auf Motorrad
Kameramann auf Motorrad


Der Film von Manoah Kikekon bei News Peddlers.
Hier direkt zu sehen.

Streetfood
Wonderful Streetfood

Mit Kamerawagen und Kameramotorrad am Checkpoint
Mit Kamerawagen und Kameramotorrad am Checkpoint

Christoph & Viyon
Mit Filmemacher Viyon

130.000 Touren-Kilometer vollendet in Badagry
130.000 Touren-Kilometer vollendet in Badagry


Trailer des Badagry International Film Festivals mit Bildern meiner Tour

Mit dem Stadtführer am zentralen Roundabout von Badagry
Mit dem Stadtführer am zentralen Roundabout von Badagry

Brazilian Baracoon: Seriki Faremi Williams Abass Slave Museum
Brazilian Baracoon: Seriki Faremi Williams Abass Slave Museum


Vor dem Badagry Heritage Museum Genau zur rechten Zeit lädt das Team zum Streetfood: an einem kleinen Stand gibt es einen Mix aus Erdnüssen, Joghurt und Eis. Das schmeckt super, kühlt und bringt mich wieder auf die Beine.
Am Ortseingang von Badagry vollenden sich nun meine ersten 130.000 Tourenkilometer auf dem Rad. Ich schreibe die Zahl mit dem Fuß in den Sand und wieder ist das Filmteam mit Begeisterung dabei.
Im Ort ist mein Besuch bestens vorbereitet. Ich bekomme eine Führung beginnend am zentralen Kreisverkehr, darf am großen Filmfestival-Plakat für 2024 einladen und werde durch die hervorragende Ausstellung zur Sklavengeschichte im Badagry Heritage Museum geleitet. Denkmäler erinnern an die Abschaffung der Sklaverei. Und überall sind Menschen, die sich über mein Erscheinen freuen und Selfies mit mir machen möchten.
Die Zeit wird knapp. Das Team will noch meine Ausreise filmen und bringt mich deshalb im Wagen zur Grenze. Das gebuchte Hotelzimmer sage ich ab. Am Grenzübergang dürfen sie mich schließlich sogar im Grenzbereich filmen. Die Sonne ist schon dem Horizont nahe, als ich nach rund sieben Stunden Nigeria wieder in Benin radle. Ein einmaliger Empfang für mich, sehr bewegende Begegnungen mit Menschen, die in einem Staat mit riesigen Problemen und Chancen leben. So steht es als Motto auf den Nummernschildern des Bundesstaates Lagos, durch den ich geradelt bin: Center of Excellence.
Miri freut sich, dass ich schon heute wieder zurück bin. Auch wenn ich die letzten zwanzig Kilometer in der Dunkelheit fahre. Zum ersten Mal auf dieser Tour. Überraschend bringt der Dynamo zumindest das Vorderlicht zum Leuchten.


An der Lagune
An der Lagune mit Manoah

Grenze Nigeria - Benin
Zurück an der Grenze


Mittagessen mit Fisch Schwarz
Freitag, 15. Dezember 2023: Cotonou

Zum Sonnenaufgang sind wir am Meer. Aus dem Dunst kämpft sich das Licht der Sonnenscheibe hindurch. Die Wellen brechen sich unmittelbar am Ufer. Nachdem man sich von denen hat umreißen lassen, kann man dahinter wunderbar schwimmen.
Ansonsten lassen wir es heute ruhig angehen, komplettieren die Verpackungselemente und basteln daraus zwei Radpakete, die nicht nach Rädern aussehen.
Zum allerletzten Mal warten wir auf Wechselgeld - diesmal von der Hotelrezeption. Der Mangel an Kleingeld - eine Konstante der Tour.


Faltrad-Verpackung
Faltrad-Verpackung

Sonnenaufgang in Cotonou
Am Strand in Cotonou

Weihnachtsmotiv in der Eglise catholique St François d'Assise, Cotonou
Weihnachtsmotiv in der Kirche St. Franziskus von Assisi


Unser Gepäck am Flughafen von Cotonou Zu guter Letzt gehe ich noch in die Franziskus-Kirche in der Nähe. Die Altarwand ist mit biblischen Szenen bemalt. Alle Menschen sind schwarz. Auch in der Weihnachtsszene.
Der Anblick von weißen Menschen in Cotonou und nun verstärkt am Flughafen ist für uns inzwischen sehr ungewohnt. Unsere Pakete werden akzeptiert, auch wenn eine zusätzliche Plastikumwickelung offenbar gewünscht wäre. Kurz vor Mitternacht besteigen wir die vergleichsweise kleine Boeing bei sommerlichen Temperaturen. Adieu Afrique! Wir haben uns wohl gefühlt, sicher gefühlt, respektiert gefühlt und kehren um vieles bereichert heim.


Turkish-Maschine vor dem Start in Cotonou
Vor dem Start in Cotonou


Blick auf die algerische Sahara bei Sonnenaufgang Über der Sahara
Samstag, 16. Dezember 2023: Cotonou - Flug - Abidjan - Flug - Istanbul - Flug - Frankfurt - Zug - Mainz - Taxi

Wir fliegen mit dem gleichen Flug, mit dem wir gekommen sind, d. h. es geht über unserer Radstrecke zurück zum Startpunkt Abidjan. Bei der Zwischenlandung können wir im Flugzeug bleiben. Das wird allerdings richtig voll.
Über der Sahara geht die Sonne auf. Scheinbar endlose Wüste rundherum.
Beim Zwischenstopp in Istanbul werden wir zweimal quer durch den riesigen Flughafen gescheucht.
In Frankfurt dauert es etwas, bis das Gepäck auftaucht. Alles gut angekommen. Allerdings geht aus dem Handgepäck ein kleiner Beutel mit älterer Kleidung in Hektik und Übermüdung verloren. Nach fast 24 Stunden sind wir daheim.


Gepäck am Flughafen
Alles angekommen in Frankfurt


Wenige Tage nach der Tour stellt das ZDF die Sendung drehscheibe nach 26 Jahren ein. Dort habe ich seit fast 19 Jahren gearbeitet. In dieser Zeit, von März 2005 bis Dezember 2023, konnte ich in meinem Urlaub und an freien Tagen 100 Touren mit 88.027 Kilometern durch 106 (der 193) UN-Mitgliedsstaaten radeln. Davon 51.734 km durch Europa, 15.199 km durch Asien, 11.008 km durch Afrika und 10.086 km durch Amerika. Die Top-Länder: Deutschland 20.217 km; Frankreich 5.513 km; Italien 4.089 km; Iran 3.317 m und Marokko 3.073 km. Was für eine unglaubliche Zeit!


Teil 1: Abidjan - Accra


Route Abidjan - Accra - Lomé - Cotonou




Etappen Abidjan - Cotonou (26.11.-15.12.2023)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. als Excel-Tabelle

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 26.11.2023 Abidjan 22
2. 27.11.2023 Abidjan Grand-Bassam Assouindé 74
3. 28.11.2023 Assouindé Assinie-Mafia Assouindé 52
4. 29.11.2023 Assouindé Samo Aboisso 64
5. 30.11.2023 Aboisso Grenze Elfenbeinküste/Ghana Elubo 65
6. 1.12.2023 Elubo Axim 78
7. 2.12.2023 Axim Sekondi-Takoradi Abuesi 98
8. 3.12.2023 Abuesi Elmina - Cape Coast Moree 83
9. 4.12.2023 Moree Mankessim - Mankwadze Winneba 92
10. 5.12.2023 Winneba Accra 65
11. 6.12.2023 Accra Tema Adomi Bridge 92
12. 7.12.2023 Adomi Bridge Asikuma Ho 75
13. 8.12.2023 Ho Nyive - Grenze Ghana/Togo Kpalimé 47
14. 9.12.2023 Kpalimé
15. 10.12.2023 Kpalimé
16. 11.12.2023 Kpalimé Badja 81
17. 12.12.2023 Badja Lomé - Grenze Togo/Benin Grand-Popo 115
18. 13.12.2023 Grand-Popo Ouidah Cotonou 82
19. 14.12.2023 Cotonou Grenze Benin/Nigeria - Badagry - Auto - Grenze Nigeria/Benin Cotonou 112
Summe 1297

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Tour 82: Karibik: Barbados - Haiti (902 km) 2016
Karibik 2016
Chris Tour 91: Jerusalem - Dan - Eilat (1165 km) 2017
Negev 2017
on the Tour 96: Karibik II: Havanna - Miami (1560 km) 2018
Kuba 2018
Bike Tour 97: Kigali - Kampala - Nairobi (1136 km) 2019
Uganda 2019
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