Der Donau-Bodensee-Radweg führt von Ulm durch Oberschwaben ans Schwäbische Meer. Auf unterschiedlichen Routen lassen sich die 180 Kilometer bewältigen. Beschauliche Städtchen, barocke Kirchen und bodenständige Wirtschaften können Radler dabei genießen.
Der Beitrag über den Donau-Bodensee-Radweg

An der Donau holen sie mich ab, vier Radler vom Rad- und Motorsportverein Bad Schussenried. Bis zum Bodensee wird sich die Gruppe noch kräftig verändern.
Bald folgen wir nicht mehr den Donau-Schildern sondern allein dem Donau-Bodensee-Weg. Der teilt sich schon in Laupheim. Wir haben die Wahl und entscheiden uns am ersten Tag für die West-Route bis Bad Schussenried, die Heimat meiner Begleiter.


Sofort der erste Anstieg. Vereins-Chef Wolfgang Wahl ist mit dabei. Was ist eigentlich das Schöne so an Bergen? „Ich mag an den Bergen die Abfahrten. Wo man sich raufquält hat man auf jeden Fall auch ’ne wunderschöne Abfahrt. Jeder muss sein Tempo finden. Nicht versuchen mit dem Schnellsten Schnitt mitzufahren. Da macht sich jeder tot.“

Das Feld zieht sich bald auseinander. Ich schließe wieder auf zum Vereinsvorsitzenden. Wie viel Prozent ham wir jetzt hier? „Hier ham wir sicher 16, 17 Prozent.“ Dies ist allerdings auch ein Abstecher vom eigentlichen Radweg, rauf zur Wallfahrtskirche auf dem Bussen, dem „Hausberg der Oberschwaben“.

Auf den letzten Meter brauche ich jede Muskelfaser in den Waden. 767 Meter über dem Meeresspiegel haben wir einen Rund-Blick über Oberschwaben, Allgäu und weit darüber hinaus. Aber Radler-Pausen sind kurz. Schließlich lockt die Abfahrt.





Noch mehr Radler gesellen sich zu uns bis zum Tagesziel Bad Schussenried, wo Radler vor allem nach Bier klingt. Die Fliege im Glas kann Sabine das Radler nicht verderben. Schließlich ist Bad Schussenried stolz auf sein Bier und sein Bierkrug-Museum, wo auch der Radler nicht zu kurz kommt. Frauen sind übrigens schon lange mit dabei.

Sie dominieren auch am zweiten Tag wo wir auf die Ost-Route wechseln und über Wangen bis an den Bodensee kommen. Oberschwaben wird jetzt noch hügeliger und wird bald zum Allgäu. Bevor die Frauen zum Zug kommen, dominieren die Jüngsten. Mutter 1: „Eric, schön hintendran bleiben jetzet.“ Mutter 2: „Lars, nicht ganz so dick fahre.“ Die Kinder denken nicht daran. Lars steigt in die Pedalen versucht sich als Ausreißer, aber Eric, der vielleicht mal ein Zabel wird, nimmt die Verfolgung auf. „Vorsicht bleibet schön rechts.“
Irgendwie bewundern die Erwachsenen die jungen Sprinter. Dann hat es Eric geschafft und setzt sich an die Spitze. Lars hat das Nachsehen. Mutter kann alle fürs Radfahren begeistern: „Der Körper fühlt sich einfach fitter an, wenn man Sport gemacht hat. Man fühlt sich fit.“
Dann ist Eric gar nicht mehr fit. Aber auch in Mamas Schlepptau lässt er Konkurrent Lars nicht aus dem Blick. In Bad Waldsee ist es ganz aus. Lars und Eric geben gemeinsam auf. Krisen-Management. Mutter: „Was mach mer jetzt? Wir könnten auch zu einer Eisdiele fahren. - Jo, wir fahren eigentlich schon öfters Fahrrad aber halt vom Tempo her ein bissel langsamer. Und dann schaffet sie es eigentlich ganz gut, so 20 km zu fahren.“

Der Vorsitzende fährt auch heute voran: „Vorsicht: Gots rechts, dann gleich runterschalte.“ Kommandos sind wichtig für den Tross, der zweireihig hinterherfährt. Wie läuft’s heut morgen? „Joa, super Wetter. Blauer Himmel. Also perfektes Radlerwetter.“
Dann rollts fast von selbst. Die beiden Schlusslichter können sich nett unterhalten. Wahl: „Also wenn die Frauen noch so miteinander schwetzen könnet, dann isch gutes Zeichen, dann ist das Tempo ok. Wenns ruhig wird im Feld, dann muss man aufpassen. Dann muss man langsamer machen.“
Am Fuß des Berges ist Zeit für eine Pause. Lieben die Frauen die Berge wirklich? Erna Kiebler: „Bisschen bergig darfs schon sein, aber lieber is mir schon das flache, kann man schneller radeln.“
Erna hat sich immerhin Click-Pedale angeschafft: Damit geht’s leichter, weil Schuh und Pedal fest verbunden werden. Ob Claudia das auch helfen würde? Wie läufts? „Oh ja, bis jetzt noch rund. Geht scho. Isch anstrengend aber macht Spaß. Isch ok.“ Wird Claudia bis zum Bodensee durchhalten?

Immerhin kommt jetzt die „Höll“ mit ihrer rasanten Abfahrt, auf die dann aber unweigerlich der nächste Anstieg folgt. So und jetzt? „Jetzt geht’s bergauf aber streng. Und i pack das aufem Fahrrad nicht. Aber schiebt man halt und fertig.“ In der Mittagshitze kann kühles Wasser nicht schaden.

In Wangen brechen Tauben und Männer noch zu einer Extra-Runde in die Berge auf, während vier Frauen vom Rad- und Motorsport Bad Schussenried durchs Martinstor Richtung Bodensee rollen.

Sie schaffen es alle, last but not least auch Claudia: „Schön. Die Schweiz. Ist doch herrlich.“
Bilder von Peter Ruppert und Christoph Gocke
Fünf deutsche Fernradwege im Test
Weser, Limes, Ostsee, Main und Donau-Bodensee
|