Bis Tel Lachisch können wir auf Asphalt bleiben. Der riesige Ruinenhügel dominiert das Tal. Neben Jerusalem einst wohl die wichtigste judäische Stadt. Vielfach erobert. Und wieder aufgebaut. Von hier an wollen wir dem "Israel National Trail" eine neue Chance geben. Der Umweg, den die Straße über Kirjat Gat macht, ist uns zu weit. Wir haben Glück: Hier verläuft der Trail auf einem festen Feldweg. Zunächst einige Zeit zwischen Weinplantagen. Dann entlang eines riesigen Feldes, das gepflügt ist. Hier treffen wir auch mehrere Gruppen, die auf dem Israel Trail wandern. Ein junges Paar ist schon einen Monat unterwegs und hat die Hälfte der tausend Kilometer hinter sich (Foto unten). Die beiden Israelis sind erstaunt, als sie von mir hören, dass für die nächsten Tage Regenfälle auch hier unten in der Negev-Wüste angekündigt sind.
Nach rund zehn Kilometern erreichen wir wieder die Schnellstraße. Doch während auf meiner alten Israel-Karte Pläne zu erkennen sind, die Autobahn parallel zur Schnellstraße zu bauen, ist die Realität eine andere: die beiden Straßen werden zusammengeführt. Zum Glück zunächst nicht als Autobahn. So fahren wir zwar legal, aber die Menge an Autos und LKW um uns herum und ihr Tempo sind nicht das Angenehmste. Völlig unvermittelt wird dann die Straße wieder zur Autobahn. Ohne, dass wir die Fahrbahn verlassen könnten. Das tun wir dann an der ersten Ausfahrt (Foto rechts). Von hier gibt es eine gute Alternative zur Fahrt nach Beerscheba, der größten Stadt im Negev. Auf halber Strecke entdecke ich aber auf dem Smartphone noch ein Hotel. Versuchen wir es doch mal damit.
Der Verkehr auf der Parallelstrecke ist auch beeindruckend. Die größere Stadt in der Nähe, Rahat, erweist sich durch die riesigen Minarette als muslimisch geprägt. Wir fahren auf den großzügigen Boulevards hinein. Später lesen wir, dass die Stadt - so wie Miri ab morgen - erst 45 Jahre alt ist. Eine Gründung, mit der Israel die Beduinen im Negev sesshaft machen wollte. Rund 65.000 (jetzt wohl ehemalige?) Nomaden leben inzwischen hier. Die größte Beduinen-Stadt soll sich genau zwischen mehreren Clans aufgliedern. Für uns ist wieder der Stimmungswechsel auffallend: hier werden wir von Alt und vor allem Jung wahrgenommen, angefeuert, gefeiert.
Ein paar Kilometer hinter der Stadt erreichen wir das Hotel, indem wir die Öffnung der Eingangstore der eingezäunten Siedlung für ein Auto nutzen und einfach reinradeln. Einat und Yinon, die das kleine Hotel mit Blick in die Wüste betreiben, sind sehr nett, zuvor- und entgegenkommend. So bleiben wir.
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