Nach ordentlichen Arbeitstagen in Wiesbaden bzw. Mainz sind Miri und ich für den 18-Uhr-Zug nach Saarbrücken verabredet. Um diese Uhrzeit können wir heute nur noch bis Metz kommen. Ich bin schon ein paar Minuten früher am Mainzer Hauptbahnhof und versuche nun, doch noch Tickets zu bekommen. Während der Wartezeit im Reiseinformationszentrum der Bahn checke ich am Automaten, was dort geht. Einzige Möglichkeit ist ein BahnCard-Ticket bis Metz. Darüber hinaus gibt es nur Fahrplanauskünfte aber keine Tickets. Nicht mal bis Nancy.
Ähnlich sieht es dann auch am Schalter aus. Aber warum? Nach den bisherigen Erfahrungen bin ich skeptisch, als ausgerechnet der RMV-Schalter für mich frei wird und die Dame am Schalter ein RMV-Namensschild trägt. Ich äußere meine Skepsis. Sie beantwortet das mit dem Hinweis, morgen stehe sie wieder mit dem DB-Namensschild am DB-Schalter. Alles fake also mit dem RMV-Schalter.
Mit großer Ruhe studiert sie das Kleingedruckte in Sachen Fahrradkarte für unsere Verbindung nach Neufchâteau. Ergebnis: wir brauchen gar keine Internationale Fahrradkarte, weil wir in Frankreich nur TER-Nahverkehrszüge nutzen. Und in Deutschland brauchen wir auch keine Fahrradkarte, weil der Fahrradtransport bei Nahverkehrszügen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland kostenlos ist. Eine gute Nachricht. Die auch der Grund ist, warum die Hotline-Dame nichts Entsprechendes buchen konnte. Sie hat nur falsche Erklärungen dafür zusammengesponnen.
Auch beim Ticket ist es so, dass sie hier am Schalter nicht über Metz hinauskommt. Das sei eben so bei Nahverkehrszügen in Frankreich. Die könne man eben nicht buchen. Damit verlieren wir für die Strecke Metz - Nancy - Neufchâteau unsere "Railplus-Vergünstigung" von 25 Prozent für das Ausland (BahnCard-Werbung: "in bis zu 27 europäische Länder"). In dem Fall fünf Euro pro Person. Also kaufe ich Tickets bis Metz, die ich auch vor gut zehn Minuten schon am Automaten hätte kaufen können. In der DB-Navigator-App ist selbst das nicht möglich. Warum?
Es ist bereits 18 Uhr, als dann auch noch das Papier für den Ticket-Drucker ausgegangen ist und erst nachgelegt werden muss. Zum Glück hat unser Zug Verspätung.
Angesichts der 15 Minuten Rückstand gegenüber dem Fahrplan schon bei der Abfahrt in Mainz sind unsere Chancen, den Anschluss-Zug in Saarbrücken nach Forbach zu bekommen, gering. Auch wenn Schaffner und Bahn-App uns anderes weiß machen wollen. Angeblich kann der Zug die Minuten locker reinfahren. Tut er aber nicht. Am Ende sind es 19 Minuten Verspätung. Wir kommen mit den Rädern definitiv nicht mehr nach Metz heute. Da wäre also eigentlich ein Hotel-Gutschein der Bahn für Saarbrücken fällig. Darum drückt man sich aber im dortigen DB-Reisezentrum mit dem Argument, wir seien ja nicht mit der Deutschen Bahn gereist, sondern einem Zug der Vlexx GmbH, letztlich eine Tochter der italienischen Staatsbahn.
Was grotesk ist, angesichts des Streckenmonopols der Deutschen Bahn, die uns ja auch das Ticket verkauft hat.
Um unsere Aussichten auf nachträgliche Erstattung des Hotelpreises zu erhöhen, wählen wir eins der drei Standard-Bahn-Gutschein-Hotels in Saarbrücken, das B&B-Hotel direkt am Hauptbahnhof. (Tatsächlich wurde etwa ein Monat nach Einreichung der Unterlagen beim zentralen Dienstleister verschiedener Bahnbetriebe, dem "Servicecenter Fahrgastrechte", nicht nur die Hälfte des Fahrpreises [wegen Verspätung von mehr als zwei Stunden], sondern auch der Hotelpreis ["angemessene Übernachtungskosten"] übernommen. Laut Mitteilung tatsächlich von der Vlexx GmbH.) Von dem wir noch einen kleinen Spaziergang zum Restaurant Tbilissi machen, um zumindest gefühlt den Abend im Ausland ausklingen zu lassen. Leider, leider, leider ist dort Stalins Lieblingswein ("sehr lieblich") momentan nicht erhältlich. Die Rebsorte sei halt so selten und angesichts der Nachfrage kaum noch erschwinglich.
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