Épinal ist nach knapp 80 Kilometern das erste größere Ziel. Da der Canal des Vosges mit dem Mosel-Radweg "La Voie Bleue
Moselle-Saône" kurz vor der Stadt Richtung Lyon westlich von der Mosel abführt, gibt es einen Stichkanal zur Stadt. Wikipedia schreibt: "Nach seiner Abzweigung überquert er die Mosel mit einer Kanalbrücke und windet sich in engen Kurven zwischen einer steilen Waldkulisse und dem Flussbett der Mosel bis nach Épinal, wo die Befahrbarkeit in einem geräumigen Hafenbecken für kleinere Frachtschiffe und Freizeitboote endet. Der nicht mehr befahrbare Abschnitt quert hier die Mosel auf gleichem Niveau, verläuft weiter durch die Altstadt und erreicht neuerlich die Mosel, deren Flussschleife er abgeschnitten hat."
Auch in Épinal beherrschen Nikolaus-Festivitäten das Stadtbild. Offenbar ist heute ein Umzug. An der Kirche bettelt eine
Frau. Nicht die einzige auf dieser Tour.
Für mich mehrfach ein Grund, das Fahrrad mit Gepäck nicht unbeaufsichtigt draußen stehen zu lassen. Erst als sie weg ist, gehe ich kurz in die Kirche. Ich wärme mich auf in einem Café. Wie weit soll ich fahren? Noch 30 oder noch knapp 60 Kilometer? Ich schiebe die Entscheidung auf. Hinter Èpinal folge ich nur noch der Mosel. Ich will ja zur Quelle. Sie ist immer noch breit, das Tal schmaler. Rundherum erheben sich die Berge der Vogesen. Statt auf dem asphaltierten Radweg radle ich nun meistens auf kleinen Straßen. Es geht stetig leicht aufwärts. Kurz kommt sogar die Sonne raus.
In Remiremont, genauer gesagt St. Étienne lès Remiremont, habe ich genug vom Radfahren. Es wird auch schon ab vier Uhr deutlich dunkler, kurz vor fünf geht die Sonne unter. Und nach meinem Unfall vor einem Jahr bei Bonn habe ich keinen Bedarf in der Dunkelheit zu radeln. Ich fahre zu einem Gästezimmer, das ich auf booking.com gesehen habe. Aber man kann das Zimmer nur online buchen. Allein das hilft nicht, denn ich brauche den Code für den Schlüsselkasten. Er kommt und kommt nicht, obwohl ich die Gastgeberin anrufe. Ich spreche auf den Anrufbeantworter. Es ist kalt. Und jetzt spüre ich die Kälte umso deutlicher.
Mir bleibt nichts übrig, als ins Städtchen zu gehen. An der Kirche St. Étienne gibt es draußen eine große Krippe. Hier sind bereits die Heiligen Drei Könige eingetroffen. Kurz vor fünf kann ich endlich einchecken in die kleine Wohnung. Ich dusche lange, lange, lange. Eigentlich soll um sechs Uhr die Abendmesse in der großen Kirche sein. Doch ich bin der einzige in der Kirche. Einen Gottesdienst gibt es hier nur noch am Sonntagmorgen.
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