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VG WORTTour 136: Südkorea & Japan: Incheon - Fukuoka (1070 km)


Miri & Chris in Kyoto
Happy in Kyoto

Bike-Blog & Routen-Karte & Etappen-Übersicht

Tour 136: Incheon - Seoul - Busan - Fukuoka - Kyoto - Fukuoka (13.9.-5.10.2025) 1070 km
Cross Country durch Südkorea und Shinkansen-Hopping in Japan

Ausrüstung: Bike & More
Ausrüstung:
Bike & More
Verschiedene Pläne haben wir gemacht: Taiwan, Hongkong, Macao, Manila waren alle mal im Gespräch. Am Ende blieben Südkorea und Japan für drei Wochen übrig. In Südkorea gibt es großartige Fernradwege, vor allem an den Flüssen entlang. Hier wählen wir die Cross-Country-Route, auch Vier-Flüsse-Route genannt, von Incheon-Seoul nach Busan, von Nordwest nach Südost einmal quer durchs Land. In Japan gibt es praktisch keine Fernradwege zwischen den Ortschaften. Deshalb fahren wir mit unseren Falträdern im Shinkansen ein bisschen von Ort zu Ort und radeln hier und da. Vor allem bleiben wir fünf Tage in Kyoto. Für uns sehr ungewöhnlich. Hier der Report: Made in Japan. Und Korea.

Die Tour bei YouTube


Das Video zur Koreadurchquerung zu Musik in 6 Minuten.
Hier direkt zu sehen.


Das Video zum Japantrip zu Musik in 10 Minuten.
Hier direkt zu sehen.


Brompton-Kartons und -Taschen an HaltestelleNeues bei der Handgepäckkontrolle
Samstag, 13. September 2025: Mainz - Zug - Frankfurt - Flug - Shanghai (China)

Mit dem Auto zur Straßenbahn, mit der Straßenbahn zur S-Bahn, mit der S-Bahn zum Flughafen. Wir starten mit unseren kleinen Brompton-Kartons wie vor zwei Jahren zu unserer Tour nach Westafrika. Mein Radkarton wiegt ziemlich genau 23 kg, Miris ist fünf Kilo leichter. Ich habe noch ein bisschen Zusatzgepäck dabei für einen Radler, der nach Tadschikistan, Afghanistan, Pakistan und China jetzt ebenfalls nach Südkorea reist. Zum Teil gehört es ins Handgepäck zum Teil in den Karton. So kann man es ganz gut verteilen.
Beide Kartons sind so schwer oder leicht, dass wir sie die kurze Strecke von der Straßenbahnhaltestelle zum Gleis am Mainzer Hauptbahnhof tragen können. Am Frankfurter Flughafen geht’s zu Terminal zwei. Die beiden Kartons sind natürlich ein bisschen ein Klotz am Bein. Miri trägt die größte Last. Mein elektronischer Checkin-Versuch war nicht erfolgreich. So stehen wir in einer längeren Warteschlange bei China Eastern. Wo die Kartons problemlos akzeptiert werden. Wir bringen sie noch gegenüber rüber zum Sperrgepäck.


Mit Brompton-Karton in der Straßenbahn
Downhill zum Hauptbahnhof


China Eastern: Blick auf die Business Class Die Handgepäckkontrolle ist praktisch direkt am Gate. Wieder was Neues: an dem Band, zu dem wir hinbeordert werden, muss man nichts mehr auspacken aus dem Handgepäck, insbesondere keine Akkus und Fläschchen mehr. Alles wird auf einmal gescannt. Alles okay. Der Flug ist ausgebucht. Auf nach Shanghai.
Die erste Klasse ist recht groß geraten, hat sehr viele Plätze. Aber auch da ist alles voll. Für Handgepäck ist relativ viel Platz. Erstaunlich für mich: So gut wie niemand trägt eine Maske.
Es geht durch die Nacht. Wir fliegen über Russland. Für Chinesen kein Problem. Auch die Mongolei liegt in der Nacht unter uns.
Als es nach deutscher Zeit Mitternacht ist, sind wir schon fast in Shanghai. Als Mitternachtssnack oder Frühstück gibt es ein zweites Abendessen.


Flugroute Frankfurt - Shanghai
Route über Russland


Miri bei der Kontrolle in ShanghaiAkklimatisierung
Sonntag, 14. September 2025: Flug Shanghai (China) - Incheon (Südkorea) - Taxi

Der Transfair in Shanghai ist ein bisschen umständlich. Wir folgen den Transfer-Schildern 'International, Hongkong, Macau und Taiwan'. So steht es überall. Landespolitik aufs Schild gebracht.
Der Flughafen Pudong von Shanghai ist etwa so groß vom Passagieraufkommen wie Frankfurt. Wir sind ein bisschen übermüdet, deshalb lassen wir die umfangreichen Kontrollen nur ungern über uns ergehen.
Die Flugzeit von Shanghai nach Seoul beträgt nur gut zwei Stunden. Wir schlummern noch mal dahin. Sind aber ähnlich gereizt bei der Ankunft.
Wir müssen mit einer kleinen Metrobahn von Terminal zwei zu Terminal eins. Dort ist erst die Passkontrolle. Die 'Arrival-Card' muss man mit dem Kugelschreiber ausfüllen. Soweit ist es mit der Digitalisierung dann doch nicht in Südkorea. Es gibt zwar auch einen QR-Code für eine Electronic Arrival Card, aber das erscheint noch viel komplizierter. Miri bekommt noch zu guter Letzt vom Zoll eine Paprikaschote abgenommen. Begründung: Möglicher Insektenbefall. Im vierten Versuch bekommen wir erfolgreich Bargeld aus dem Geldautomaten.


Airport Shanghai
Im Terminal von Shanghai


Gepäckband in Incheon Wir entscheiden uns, mit dem Taxi zum sieben Kilometer entfernt gelegenen und von uns vorgebuchten Hotel Parkwood Incheon Airport zu fahren. Um die Räder dann dort im Hotelzimmer in Ruhe auszupacken. Den Taxifahrern sind unsere Radkartons unheimlich, so dass wir einen Jumbo Taxi nehmen müssen. Der Taxameter läuft und bleibt bei umgerechnet unter zehn Euro stehen.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir dann mit einem Spaziergang am nahe gelegenen Strand. Die Gezeiten sind hier auf der Westseite von Korea sehr intensiv. In der Weite des Wattenmeeres suchen Hunderte nach Muscheln und tragen sie dann nach Hause.
In einem der Fischrestaurants lassen wir uns auch welche auftischen. Und verbringen dort Stunde um Stunde bis die Sonne im Meer versinkt. Jetzt ist das Wasser in Strandnähe gekommen und Miri stürzt sich neben einigen anderen Schwimmern ins Meer. Akklimatisierung läuft.


Bucht von Deokgyo-Dong
Wattfahrer

Sonnenuntergang beim Abendessen
Sonnenschutz im Strandrestaurant

Koreanisches Essen
Koreanische Küche - erster Versuch

Sonne geht unter beim Flughafen Incheon
Sonnenuntergang in der Bucht von Deokgyo-Dong


Radler vor koreanischen GeschäftenVom Gelben Meer zum Fluss Han
Montag, 15. September 2025: Incheon - Yeongjongdo-Wolmido-Fähre - Seoul (82 km)

Kaffeegemisch als Frühstück auf dem Zimmer. Es wird ein langsamer Start. Sieben Stunden Zeitumstellung müssen unsere Körper bewältigen. Checkout-Zeit ist elf Uhr. So lange brauchen wir auch. Erst jetzt packen wir die Falträder aus den Kartons und setzen sie step by step in Gang. Das Gepäck muss neu verteilt werden. Und noch ist es ziemlich viel, denn den deutschen Radler für den ich Gepäck dabei habe, treffen wir erst morgen in Seoul.
Der Radweg entlang der Südküste der Flughafen-Insel, die weitgehend aufgegeschüttet wurde, beginnt fast am Hotel. Überraschung: einige Radler, vor allem Rennradler, sind hier unterwegs, kommen uns überwiegend entgegen. Zweite Überraschung: die meisten von ihnen sind vermummt. Viele haben nicht nur einen Mundschutz oder eher Gesamtgesichtsschutz. Auch Arme und Hände sind in der Regel komplett abgedeckt. Vermutlich Sonnenschutz.
Dabei lässt sich die Sonne kaum blicken. Trotzdem ist es recht warm, schwül, aber doch alles in allem ganz angenehm zum Radfahren. Rüber zum Festland erhebt sich im Dunst die große Brücke zur Millionenstadt Incheon und dahinter deren Skyline. Aber auch auf der Flughafen-Insel stehen große Wolkenkratzer-Blöcke.
Wie radeln rund zwanzig Kilometer auf der Flughafen-Insel, bis wir in die Gegend kommen, wo es eine Fähre hinüber zum Festland geben soll. Die beiden großen Brücken dürfen wir als Radler nicht benutzen. Wir müssten dort einen Zug oder einen Bus nehmen.
Es ist nicht so leicht herauszufinden, ob es überhaupt diese Fähre gibt und ob sie hier in der Nähe der Südostecke ablegt. Die Kommunikation mit den Koreanern ist schwieriger als gedacht. Jüngere können eher auch Englisch. Aber auch sie kennen die Fähre nicht. Obwohl sie schnell ihr Handy zücken und auf einer Kartenapp nach ihr suchen. Zum Glück sieht Miri eine Fähre über das Wasser schippern, die mehr oder weniger auf uns zuhält.


Radlerpaar
Happy in the morning

Brompton-Räder auf Yeongjongdo-Wolmido-Fähre
Yeongjongdo-Wolmido-Fähre

Radler, Radweg, Gefahren
Absturzgefahr?

Start Cross Country Cycling Korea
Erstes Stempelhäuschen

Korea Bike-Trails
Radfernwege in Korea

Startbogen Cross Country Cycling Korea
Am Startpunkt

Hochhäuser bei Seoul
Wolkenkratzer allüberall

Ara-Radweg
Radweg am Ara-Kanal


Radweg auf Brücke in Seoul Es ist sogar eine Autofähre, wie sich herausstellt. Nur wenige nutzen sie heute. Inklusive Fahrrad zahlen wir pro Person etwa zwei Euro. Nach etwa drei Kilometern Seefahrt legt sie bei einem größeren Vergnügungsviertel an. Wir entscheiden uns gegen den direkten Weg nach Seoul. Stattdessen fahren wir rund um alle möglichen Hafenbecken zur nördlichen Brückenverbindung.
Eine neue Brücke, südlich der alten, ist fast fertig. Sie wird auch einen Radweg haben. Sie sollte in diesem Jahr freigegeben werden. Danach sieht es vor Ort nicht aus. Direkt an der bisherigen zweistöckigen Eisenbahn-Auto-Brücke befindet sich der Beginn des Cross Country Radwegs durch Südkorea. Rund 635 Kilometer lang. Seine Bestandteile sind auf den Karten hier farblich voneinander unterschieden: Ara Bicycle Path, Hangang & Namhangang Bicycle Path, Saejae Bicycle Path und Nakdonggang Bicycle Path.
Der Start wird markiert durch einen Start-Ziel-Bogen und ausgediente oder nachgebaute englische Telefonhäuschen, in denen es entlang der Strecke Stempel gibt. Die soll man sich in einen Ausweis stemplen, der einem Reisepass nachempfunden ist. Den ersten Eintrag gibt es hier. Aber wo ist der Ausweis? Wo bekommt man ihn?
Ich muss ein bisschen rumlaufen, bevor ich ihn in einem der vielen Gebäude in der Nähe an einem Schalter bekomme. Kostenpunkt: rund vier Euro. Eine Streckenkarte gibt es auch noch. Nur weit und breit kein Coca-Cola, was mir jetzt echt helfen würde. Unsere innere Uhr läuft längst auf Nacht.
Die Lebensmittel gehen uns langsam aus, aber nun gibt es eine schöne Strecke zwanzig Kilometer am Ara-Kanal vom Gelben Meer zum Fluss Han. Der Radweg auf der Flughafen-Insel wird nun noch vielfach übertroffen. Der Cross Country Radweg ist farbig markiert, breit, gut beschildert, immer möglichst nah am Kanal. Der Kanal durchbricht eine kleine Felslandschaft. Es sind viele Radler unterwegs. Alle paar Kilometer gibt es zumindest eine Toiletten- und Trinkwasserstation.
Dann folgen wir dem Fluss Han aufwärts auf dem Radweg in den Kern der Metropole Seoul. Der Radverkehr nimmt stetig zu. Feierabendradeln. Es ist inzwischen etwa sechs Uhr abends. Die Innenstadt von Seoul liegt nicht direkt am Fluss. Dafür müssen wir am Nordufer ein bisschen bergauf strampeln. Wolkenkratzer allüberall. Fast die Hälfte der südkoreanischen Bevölkerung lebt in der Hauptstadt und ihrer Umgebung. Insgesamt hat Südkorea etwa so viele Einwohner wie die alte Bundesrepublik: knapp 60 Millionen.
Unser Hostel liegt sehr zentral, mitten in einem netten Viertel. Hier reihen sich viele Restaurants aneinander. Wir lassen uns nieder zu Fischkuchen und Nudelsuppe. Wieder gibt es leckere, scharfe Vorspeisen. Insbesondere der legendäre Kimchi, eingelegter Chinakohl.
Viele Restaurants sind auf Schweinefleisch spezialisiert. Vegetarismus gilt in Südkorea nicht besonders viel. An den Tischen sind auch hier, wie gestern schon am Flughafen, Grillmöglichkeiten. Es wirkt sehr, sehr nett. Ein paar Touristen verlieren sich unter den eher jüngeren Menschen, die die Restaurants füllen.


Koreanisches Abendessen
Straßenlokal in Seoul

Skyline am Ara-Kanal
Hochhauskulisse


Beim Palast GyeongbokgungBig-Brother-Lektion
Dienstag, 16. September 2025: Seoul

Ein Tag für Seoul. Nein, zwei Tage für Seoul. Wir verlängern direkt um eine weitere Nacht. Einerseits droht morgen jede Menge Regen, andererseits gefällt uns die Stadt. Überraschung an der Rezeption: man hat auf der Überwachungskamera im Hotelflur nachvollzogen, dass wir es waren, die ein (stinkendes) Handtuch aus dem Zimmer im Flur deponiert haben. Außerdem wird moniert, wir hätten es zu dreckig gemacht. Big Brother, Lektion eins.
Der Gyeongbokgung-Palast von 1395 erweist sich leider als geschlossen. An jedem Dienstag. Miri kann immerhin ins 'National Folk Museum of Korea'. Wir spazieren durch das alte Viertel Bukchon Hanok zu einem weiteren der großen Herrscherpaläste: Changdeokgung.
Auch der ist von Japanern mehrfach zerstört worden und immer wieder aufgebaut worden. Besondere Attraktion: die in traditioneller, koreanischer Kleidung verkleideten Touristen. Das Equipment kann man leihen und bekommt dann freien Eintritt.


Bukchon Hanok Village
Kostümierte

Palast und Hochhäuser
Tempel in der Stadt

Im Tempel
Innenansicht

Kostümierte schauen Fotos
Foto-Session

Seoul
Denkmal mit Rollifahrer

Stele
Im Tapgol-Park


Josh & Chris Schön auch die Abendmesse in der Myeongdong-Kathedrale. Rund dreißig Prozent der südkoreanischen Bevölkerung ist getauft. Knapp die Hälfte katholisch. Die Liturgie wird auf Monitoren bis in den letzten Winkel der Kirche übertragen.
Highlight des Tages: Treffen mit Joshua. Er ist von Deutschland bis China geradelt. Kam dabei durch Afghanistan. Keineswegs seine erste Tour. Wir haben ihm ein paar Equipment-Klamotten aus Deutschland mitgebracht. Trotz nächtlicher Fährfahrt von China nach Korea ist er auch am späten Abend noch topfit. Wir können uns wunderbar austauschen über alles Mögliche.


Myeongdong Cathedral
Abendmesse in der Myeongdong-Kathedrale


KitKat MatchaDas beste Museum der Welt
Mittwoch, 17. September 2025: Seoul

Zum Frühstück gibt es Kitkat Matcha. Unter anderem. Miri hat groß eingekauft in einem supergroßen Supermarkt am Hauptbahnhof. Am zweiten Tag bin ich noch ruhebedürftiger als am ersten. Erst am Nachmittag kann ich mich aufraffen zu einer Exkursion zum Nationalmuseum. Miri ist schon Metroerfahren und leitet uns unter der Stadt in den Süden zum Fluss. In der Metro gibt es extra Sitze für Schwangere. Südkorea hat die niedrigste Geburtenrate der Welt: 0,7 Kinder pro Frau.


Seat for the pregnant woman - Metro Seoul
Sitze für Schwangere in der Metro

Nationalmuseum Korea
Vor dem Nationalmuseum

Nationalmuseum: Blick zur Decke
Moderne Museumsarchitektur


Krone im NationalmuseumDas Nationalmuseum ist ein riesiger Neubau auf einem Berg. Wir kämpfen uns durch einen letzten Schauer hindurch von der Metro zum Museum. 3,5 Millionen Besucher sind es hier im Jahr. Draußen ist das Ziel proklamiert: Sie wollen das beste Museum der Welt sein.
Es hat riesige Dimensionen. Wir sind alleine im Erdgeschoss mit der Geschichte Koreas gut beschäftigt. Es geht von der Steinzeit bis etwa zum Ersten Weltkrieg. Die neuere, für uns sehr spannende und interessante Geschichte wird leider ausgespart. Wir lernen ein paar Dynastien kennen, die verschiedenen Aufteilungen des Landes und den Einfluss von China und Japan. Buddhismus und Konfuzianismus spielen eine große Rolle.
Zurück im Umfeld unseres Hotels gibt es vietnamesisches Abendessen und danach noch Dessert aus einem Mochi-Laden, den Miri entdeckt hat.


Museumsbesucherin mit Beintattoo
Rundgang

Mochi
Mochi-Nachtisch


Auf dem Radweg in SeoulSafety first
Donnerstag, 18. September 2025: Seoul - Yeoju (100 km)

Die Dongdaemun Design Plaza der legendären Architekten Zaha Hadid mit dem ovalen Museumsbau nehmen wir noch mit, dann sind wir ganz schnell am Cheonggyecheon-Kanal. Er wurde vor einigen Jahren wieder freigelegt im Rahmen einer Renaturierung. Bald führt auch der Radweg hinunter ins Tal. Dort radelt es sich noch grandioser.
Wir fahren nicht direkt ins Hantal zurück, sondern nehmen eine Abkürzung an einer größeren Straße entlang, um ein paar Kilometer zu sparen. So haben wir auch noch ein paar Eindrücke vom Großraum Seoul. Bevor wir uns wieder mit dem Cross Country Radweg vereinen, machen wir noch ein Päuschen an einer großen Kreuzung.
Wegen minimalen Hochwassers an einer niedrigen Passage durch einen Nebenfluss müssen wir einen kleinen Umweg machen. Danach geht es auf die große Brücke zur Nordseite des Hanflusses. Auch heute sind wieder viele Rennradler*innen unterwegs, aber jetzt gibt es auch ein paar ausländische Touristen. Zum Beispiel Mika. Der tschechische Franzose hat ein Problem mit dem Gepäckträger. Eine der vier Streben ist gebrochen. Wir stabilisieren ihn durch einen kleinen schmalen Stab, den ich zufällig auf dem Boden finde. Seine Ausrüstung ist qualitativ nicht auf dem allerhöchsten Stand, aber er ist frohen Mutes auf diesem Wege ebenfalls nach Japan zu kommen.


Dongdaemun Design Plaza (DDP)
Zaha-Hadid-Architektur

Brückenwirrwarr in Seoul
Radweg unter Brückenlabyrinth

Cheonho Bridge in Seoul
Cheonho-Brücke

Bunter Bunker
Getarnter Bunker am Ufer

Lotte World Tower
Wahrzeichen Lotte World Tower

Mika und sein Rad
Miri mit Mika

Fahrrad-Denkmal an Brücke
Denkmal

Radlerin vor Brücke im Fluss
Brücke im Fluss


Pianistin mit RadlernDie nächste Überraschung: es gibt einen längeren Bahnradweg, der parallel zur neuen Bahnstrecke, am Flussufer entlang führt. Besonders praktisch: mit einigen Tunneln erspart er uns viele Höhenmeter. Bei einer Raststation kommen wir ins Gespräch mit einem koreanischen Paar in unserem Alter. Er ist den Cross Country Radweg vor vielen Jahren mal geradelt.
Als der Bahntrassen-Radweg endet, verliert sich auch etwas die bisher so famose Infrastruktur mit Rastplätzen, Toiletten alle paar Meter. Dennoch bleibt der Radweg immer deutlich markiert, sowohl auf dem Boden als auch durch Schilder. Wir fühlen uns nach wie vor auf einer Fahrrad-Schnellstrecke.
Bei einer weiteren Pause treffen wir 'Stella' - so ihr westlicher Name. Die ehemalige Pianistin hat in jungen Jahren in Europa, vor allem Heidelberg, gelebt. Jetzt führt sie ein Fahrradgeschäft. So bekomme ich noch kostenlos meine Kette geölt.
Yeoju heißt das Ziel nach rund hundert Kilometern. Auf der anderen Seite des Flusses erheben sich mal wieder alle möglichen Hochhäuser in einer nun von der Sonne beschienenen Reihe. Eine Fußgängerbrücke hinüber zu einem größeren Bereich mit Attraktionen und einem alten Tempel ist leider seit 18 Uhr gesperrt. Dass Sicherheit in vielerlei Hinsicht in Südkorea ganz anders interpretiert wird, haben wir schon begriffen. Bleiben wir also beim Abendspaziergang auf dieser Seite und genießen den Blick auf den Fluss. Auch ein australisches Pärchen, das wir treffen, hat in etwa die gleichen Etappen geplant wie wir.


Skyline bei Yeoju
Yeoju

Sonnenuntergang bei Yeoju-si
Abendstimmung


Gangcheonbo WeirRegen am Han-Zusammenfluss
Freitag, 19. September 2025: Yeoju - Chungju (69 km)

Es gibt sehr viele Kilometerangaben auf unserem Radweg. Leider konkurrieren die etwas miteinander und vor allem verstehen wir das meiste nicht, weil die Ziele meist ausschließlich auf Koreanisch niedergeschrieben sind. Außer dem Logo mit den stilisierten vier Flüssen gibt es keine durchgehende Beschilderung.
Ein weiteres Problem für unsere Routenverfolgung ist, dass Google Maps nur Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzeigt. Und das auch nur, wenn ich online bin. Die südkoreanische Regierung verbietet die Speicherung der Geodaten auf ausländischen Servern. Google Maps kennt da keine Kompromisse. Andere Kartenanbieter schon. Aber es dauert, bis ich das alles durchschaue. Jedenfalls ist uns die genaue Entfernung zu den nächsten Zielen meist unklar.
Allerdings geht es meist easy direkt am Fluss entlang. Fer Hauptradweg ist praktisch nie zu verfehlen. Zwei-, dreimal führt der Weg auch heute allerdings vom Fluss weg. Das ist wieder meist mit ein paar Höhenmetern verbunden. Das Ziel, dass am häufigsten beschildert ist, ist der Damm von Chungju. Den größten Staudamm von Südkorea liegt dann überraschender Weise gar nicht auf unserer Route.


Radler am Reisfeld
Am Reisfeld

비내쉼터
Zweites Frühstück

Radlerin an Fluss und Felsen
Fluss und Felsen

Koreanisches Frühstück
Zweites Frühstück

Brompton-Radlerin am Reisfeld
Easy Cycling


Schlauch mit Vulkanisierer Kurz nach einer kleinen, kalten Pause, um herunter gefallene Pfirsiche aufzusammeln, habe ich einen Platten am Vorderrad. Innerhalb von 0,0 Sekunden ist die Luft weg. Der Mantel erweist sich als leicht, zu leicht runter zu nehmen. Er ist doch älter und mehr herrunter gefahren als ich dachte, als ich das Rad vor wenigen Wochen gekauft habe. Zwei Schnitte, jeweils knapp einen halben Zentimeter lang, liegen nebeneinander im Schlauch. Ein normaler runder Flicken reicht da nicht. Es muss der große, lange sein, den ich an dieser Stelle praktisch komplett um den Schlauch klebe. Zum Glück hält er.
Während wir Chunju erreichen fängt es an zu regnen. Es tröpfelt schon länger, aber bisher war es ganz leichter Regen. Der wird jetzt stärker. Der Han-Fluss (Hangang) entsteht hier durch den Zusammenfluss seines Nordarms Bukhangang, der in Nordkorea entspring, und dem Südarm Namhangang, dem wir noch ein bisschen folgen.
Um in die Stadt zu kommen, müssen wir noch den Bukhangang auf einer Brücke überqueren, um direkt wieder am Fluss zurückzuradeln. Ein paar ältere Menschen spielen sowas ähnliches wie Golf. Der Regen wird stärker und stärker. Kurze Pause in einem der Certification Center, wo ich mal wieder einen Stempel für meinen Cross Country Ausweis bekomme.
Wir stellen fest, dass die Hotels des Ortes gar nicht weit entfernt sind. Also steuern wir das River Hotel an, wo wir nicht ganz nass ankommen. So wird die Etappe etwas kürzer als geplant. Dafür sind wir schon um 15 Uhr am Ziel.
Trotz Regen ziehen wir noch zum großen Supermarkt, Lotte Mart. Diese Marke hat Miri in Seoul entdeckt. Gründer Shin Kyuk-ho benannte sein Unternehmen nach der Figur 'Lotte' aus Goethes Roman 'Die Leiden des jungen Werthers'. Das auf Google Maps avisierte Restaurant existiert nicht so richtig. Deshalb gibt es Party im schönen Hotelzimmer mit YouTube -Filmen von unseren Touren auf dem riesigen Fernsehbildschirm.


Steg im Sumpf
Auf dem Steg


CheongjuDie Königsetappe
Samstag, 20. September 2025: Chungju - Ihwa-ryong (540 m) - Mungyeong (80 km)

Die erste Überraschung heute: Das Frühstück ist im Preis inbegriffen zum allerersten Mal auf dieser Tour. Halb koreanisch, halb westlich. Sushi mit Schweinefleisch, das grandiose Kimchi, aber auch Toast, Ei, Milch, Butter (Margarine?), Marmelade. Die zweite Überraschung: es gibt ein Fahrradrennen, wie wir von einem der vielen Trikotträger*innen im Hotel erfahren. Ein Rundkurs von 120 Kiliometern. Die Rennradler starten schon etwas früher als wir. Wir kommen vorbei, als der Start außerhalb von Chungju abgebaut wird.
Die ganze Nacht durch und gestern Abend hat es kräftig geregnet. Doch jetzt ist es zunächst trocken. Es nieselt etwas, mal stärker mal weniger stark. Es geht nun durch kleinere Täler. Auf rund hundert Kilometern verbindet der 'Saejae Bicycle Path' die großen Flüsse Han und Nakdong. Heute ist also die Königsetappe, Halbzeit am höchsten Punkt der Tour mehr als 500 Meter über dem Meeresspiegel. Bei der Sujupalbong Suspension Bridge, die sich über einen breiten Wasserfall spannt, verlassen wir das Hantal.
Anfangs wissen wir nicht so genau, welches Höhenprofil uns erwartet. Jetzt schaue ich noch einmal in meinen Unterlagen. Und siehe da: es geht erst auf knapp 400 Meter hoch, Dann auf 280 Meter runter und zuletzt auf den höchsten Punkt, dem Ihwa-ryong auf rund 540 Meter. Auf der Strecke zum höchsten Punkt ist am Straßenrand auch jeder halbe Kilometer markiert. Es gibt viele Raststation mit tollen Blicken ins Tal, aber über dem hängen Nebelschwaden.


Sujupalbong
Wasserfülle Sujupalbong

Oncheon
Skulptur in Oncheon

Höhenprofil
Doppelspitze


Selfie Chris Trotz Anstiegs ist uns ein bisschen kühl auf dem Ihwa-ryong Pass, der durch einen Tunnel um ein paar Meter tiefer gelegt ist. Aber es gibt eine tolle Raststation mit verschiedenen Buchweizengerichten, schwarzem Sesamlatte und Vanilla Latte. Damit werden wir wieder warm.
Dann die schöne Abfahrt. Im Grunde geht es jetzt nur noch runter bis zum Ziel, dem Hafen von Busan. Als wir unten im Tal sind, kommt sogar die Sonne heraus. Irgendwie war das vorhergesagt, aber insgesamt wirkt der Regenradar von Wetter online hier etwas unzuverlässig.
Nach 80 Kilometern sind wir ausreichend erschöpft. Wir könnten noch weiter, aber es ist nicht so ganz absehbar, wo da eine Unterkunft wäre. So bleiben wir in Mungyeong. Hier gibt es viele Hotels. Und eine Fußgängerzone, wo wir uns noch ein bisschen niederlassen. Direkt vor dem Café Music. In dem gibt es alle möglichen kleinen Kabinen, in denen junge Menschen allein zu zweit oder zu dritt sowas wie Karaoke machen.


Radweg an Reisfeldern
Reisfelder und Berge

Suanbo Oncheo
Stempelstation Suanbo Oncheo


Sangjusangpung BridgeSteile Anstiege und der große Nakdong-Fluss
Sonntag, 21. September 2025: Mungyeong - Gumi (85 km)

Die Sonne scheint schon am frühen Morgen. Auch mal schön. Wir fahren zurück auf den Deich am Fluss. Dabei kollidieren wir ein bisschen miteinander. Passiert eigentlich eher sonst nachmittags. Miri zieht voran. Der Abstand wächst. Einsam ziehe ich über den sonnenbeschienenen Deich. Das Panorama der grünen Berge zu beiden Seiten ist heute ständig präsent.
Beim ersten Stempel des Tages nach 22 Kilometer vereinigen wir uns wieder. Dort ist ein reges Kommen und Gehen. Ein Brompton-Fahrer hat ein ganz neues, schickes Brommi. Vorne ist ein extra großes Zahnrad montiert, hinten sind es gleich vier Zahnräder. Da haben wir nur zwei. Und er hat eine andere Taschen-Kombination: Vorne eine mittelgroße Tasche, hinten auf dem Gepäckträger eine etwas größere. Leider ist die Kommunikation nur per App möglich. Die Übersetzungen sind gruselig. Trotzdem ein sehr nettes Treffen.
Jetzt folgt ein bisschen Steilküste und damit auch für uns steile Anstiege. Mit offiziell teils 18 Prozent Steigung geht es auf und ab. Also: Schieben! Oder: hoch Stemmen. Da die Höhen bewaldet sind, wird es nicht mal zu heiß.


Anstieg auf Radweg
Anstieg

Bei Cheokdong
Radweg-Romantik

Gefälle Schild
Heftige 18 Prozent

Sangju Military Theme Park
Wasserfall im Sangju Military Theme Park

Radler am River
Rolling am River

Nakdonggang River History Museum
Museum Nakdonggang Flussgeschichte


도남서원Wir kommen an mehreren touristischen Attraktionen vorbei, auf die wir nicht so recht vorbereitet sind. Ein Wasserfall gehört dazu. Ein Bus kippt hier eine größere Touristenladung aus. Sie posieren gegenseitig vor dem Wasserfall. Der ist allerdings mehr künstlicher Art.
Am großen Museum des Flusses Nakdonggang, dem wir seit ein paar Kilometern nun bis zur Mündung bei Busan folgen, finden wir perfekte Infrastruktur für unsere Pausenlogistik: Strom in der Toilette zum Wasserkochen, Schatten draußen mit Bänken zum Sitzen.
Ein altes, möglicherweise sehr altes, möglicherweise britisches Paar holen wir nur dank einer weiteren Stempelstation ein. Die beiden könnten gut 80 Jahre alt sein. Später stellt sich heraus: er ist Mitte siebzig, sie deutlich jünger. Sie haben zwei jüngere Begleiter. Und dann brausen Sie uns wieder davon mit über 20 Stundenkilometern. Auch wenn sie kaum Gepäck haben, denn das wird parallel transportiert, bin ich sehr beeindruckt. So viel Fitness in dem Alter: wow!
Dann wieder bizarre Wolkenkratzer, Skylines, egal in welche Richtung man schaut. Vor den grünen Bergen wirken sie immer besonders pittoresk. Nur die Sonne lässt ein wenig nach. Wir müssen am Stadtrand von Gumi kurz über den Nakdong und wieder zurück. Im Industriegebiet, wo die Logos von LG und Samsung Galaxy zu sehen sind, finden wir ein schickes, größeres Hotel. Auch heute ist es mittlerer Nachmittag, als wir runter von der Straße rollen. Aber auch mit diesen rund 80, 85 Kilomtern bin ich ausreichend gefordert.


Wehr
Am Wehr

Fahrrad-Reling
Fahrräder überall

Gumi Hochhäuser
Zufahrt auf Gumi


Chris und BeaJede Menge Tourenradler
Montag, 22. September 2025: Gumi - Daegu - Hyeonpung (67 km)

Lockerster Tag der Tour. Die Etappe ist kurz, flach, und wir haben Rückenwind. Beim Frühstück belagern junge Baseballspieler die fünf Toastgeräte, die zudem sehr schwach eingestellt sind. Das ältere australische Paar mit Sohn und Schwiegertochter ist mal wieder früher unterwegs als wir. Während Christine aus Quebec noch auf Partner Philippe wartet, der noch einen Ersatzschlauch kaufen will. Alle sehen wir im Laufe des Tages wieder.
Auch Bea, in Australien lebende Spanierin, und hier mit Leihrad und Leihtaschen ihre allererste Radtour macht. Wir treffen sie am ersten Certification Center des Tages, also den englischen Telefonzellen, in denen man sich den Ausweis vollstempeln kann: Chilgok-bo Certification Center heißt es. Die Stempellocations sind jetzt weiter auseinander, Hotels werden auch rarer.


Radweg: Four Rivers
Schild mit Four-Rivers-Logo

Brompton white
Edles Eden-Brommi

Zuwuchernder Radweg
Miri in der Botanik

Koreanische Radlerinnen
Koreanerinnen


Mit Silke & Peter Die Millionenstadt Daegu reicht zwar bis zum Flussradweg, aber wir lassen sie links liegen. Die Skyline(s) sind wieder mal beeindruckend. Futuristische Architektur glänzt am Horizont. Auch wenn der Radweg heute wieder mal besonders grün ist. Und wenn die Felsen es so wollen, sind Brückenpfade auf Stelzen in den Fluss gesetzt.
Auf Silke und Peter mit dem gleichnamigen Insta-Account zu treffen haben wir gehofft. Sie sind in Tokio gestartet und uns sozusagen entgegen gefahren. Jetzt treffen wir sie zufällig auf dem Radweg kurz vor dem heutigen Zielort. Sehr nett. Ihr Sabbatjahr soll sie allerdings im Bestfall noch nach Singapur oder gar Italien führen. Good luck!
Am Abend noch ein kleiner Spaziergang durch Hyeonpung. Wir sind in einem von wenigen Hotels. So tauchen hier viele Radler auf. Auch Bea. Mit ihr gehe ich noch zum Abendessen. Miri zieht sich zurück.


Jukgoksan Mountain
Umgehung der Jukgoksan Mountain


Panne am BromptonTourenkilometer 150.000 und die Happniess am Minipass
Dienstag, 23. September 2025: Hyeonpung - Namji - Susan (101 km)

Eigentlich sollte es heute flach am Fluss entlang gehen, aber dreimal müssen wir auf über hundert Meter hoch. Klingt nach Pip(p)ifax. Aber ist für uns heute jedes Mal ein kleines Drama. Und zugleich ein absolutes Highlight.
Also im Wesentlichen geht es am Fluss Nakdong entlang. Wir folgen konsequent dem offiziellen Radweg. Wie sich herausstellt, fahren unsere versammelten Rad-Bekannten alle eher nach eigener Approute und verpassen so das erste Highlight: Das Kloster mit dem buddhistischen Tempel Musimsa. Die Anlage ist klein, überschauber und irgendwie doch groß. Im Grunde scheint es nur einen jungen Mönch zu geben und der betet konsequent vor sich hin. Mit seinem kleinen Trömmelchen. Wir dürfen dabei sein im Tempel, bekommen von einem Gehilfen sogar Kissen angeboten. Eine unspektakuläre, sehr nette Atmosphäre. Der Tempel liegt rund 50 Meter über dem Fluss. Danach geht es weiter bergauf. Es ist mehr ein Wanderweg, ein Bergweg als ein Radweg. Wir schieben also viel durch den Wald.
Dann sind wir wieder am Fluss. Dort eine der inzwischen wenigen Stempelstationen. Hier treffen wir wieder das ältere australische Ehepaar mit Sohn und Schwiegertochter. Diesmal kommen wir mehr ins Gespräch. Sie leben auf Tasmanien. Können es nicht als Fahrrad-Destination empfehlen. Heute wollen Sie auch nur soweit, wie Bea, nämlich nach Namji.


Musimsa: Buddhistischer Tempel
Buddhistischer Tempel Musimsa

Schmetterling

Im Tempel
Drinnen

Brücke Changnyeong
Brücke mit Bogen

150.000 Kilometer on the Bike since 1981
Jubiläum: 150.000 Kilometer

Changnyeong hapcheon bo
Triumphbogen

Neue Brücke: Nakseo-myeon
Brücke vor ihrer Eröffnung


Höhepunkt des Tages Okay. Wir fahren als erste weiter. Entscheiden uns für die alte Cross Country Route auf der anderen Uferseite. Da geht es zunächst munter voran. Doch etwas unvermittelt beginnt ein Aufstieg, der kaum enden will. Am Ende ist es ein absolutes Highlight der Tour. Denn viele unserer Bekannten, die wir in den vergangenen Tagen kennen gelernt haben auf den verschiedenen Etappen und in Hotels, sind nun alle dabei ihre Fahrräder diesen Pass, diesen Mini-Pass, hochzuwuchten. Nur die kanadische Christine, die, wie sich nun herausstellt, ein E-Bike fährt, zieht locker an allen vorbei. Die meisten schieben.
Miri kann am Ende wieder ein bisschen radeln. Als vorletzter erreicht der 74-75-jährige Australier den Pass. Er stellt sein Fahrrad an den Rand und lässt uns alle alt aussehen, indem er seiner Frau zuhilfe eilt und ihr die letzten Meter auf die Passhöhe erleichtert. Was für eine Szene.
Jetzt sind alle gelöst. Alle kennen sich irgendwie und doch nicht. Bea hat sich dem kanadischen Paar angeschlossen. Sie fahren als erste weiter. Wir folgen kurz darauf. Holen die drei ein, als die Kanadier abbiegen zu einem Campingplatz. Jetzt begleitet Bea uns. Es geht ein drittes Mal hinauf. Man könnte vielleicht unten mit der Straße den Tunnel nehmen. Haben wir verpasst. Wollten wir vielleicht auch gar nicht. So also wieder aufwärts aufwärts und wieder sehr, sehr steil. Durch den Wald romantisch, aber anstrengend. So steil geht es auch bergab, so dass wir letztlich auch bergrunter schieben.
Noch ein paar flache Meter, und wir sind in Namji. Bea dreht ab zu ihrem Hotel. Miri entdeckt dolle Dumplings. Die große Stärkung vor den letzten 30 Kilometern heute. Die sind nun wirklich flach. Wir müssen nur ein paarmal die Uferseite wechseln. Zuletzt liegt unser Hotel direkt am Brückenende. Mitten auf der Brücke, wenige Meter vor dem Etappenende kann ich meinen 150.000 Tourenkilometer begehen. 127 Länder seit 1981. Das feiern wir noch mit ein bisschen Reiswein und Radler direkt am Ufer des Flusses.
Im Hotel ist leider leider leider nur noch die VIP-Suite frei. Angeblich. So haben wir also ein Whirlpool liegen eine Küche und vieles mehr, das wir nicht nützen können. Zum Beispiel einen Beamer. Aber es fühlt sich großartig an hier oben.


Bea on the Bike
Bea

Sonnenuntergang über dem Fluss
Sonnenuntergang coming

Abendschatten von zwei Radlern
Lange Schatten am Abend

Jenseits des Radwegs
Smiling Chris


Radlerin im RegenoutfitExtra-Stempel und Goldmedaille
Mittwoch, 24. September 2025: Susan - Busan (82 km)

Heute ist es nun wirklich flach. Allerdings droht Regen. Auf dem Regenradar scheinen am Mittag Gewitter über uns zu ziehen. In Wirklichkeit sind sie schon da, als wir unsere VIP-Suite nach einem schönen Frühstück mit Blick über den Fluss verlassen. Mit dem Aufzug geht es vom sechsten Stock direkt in die Tiefgarage zu den Fahrrädern. Die Schlüssel lässt man im Aufzug. Die vierte Etage fehlt übrigens.
Nur kurz regnet es etwas stärker. Dann bleibt es unerwartet trocken. Erika und Peter begegnen uns. Das Paar aus Bregenz will bis Hongkong. Ist dort gestartet, wo wir morgen hinwollen: Japan. Das Rentnerpaar nimmt sich ein halbes Jahr Zeit und zeltet fast ausschließlich.
Es wird zunehmend trockener und dann sogar sonnig. Wir fahren den bisher schnellsten Schnitt der Tour. Wollen einem Unwetter entgehen, das gar nicht mehr kommt. Nur eine Pause, an der vorletzten Stempelstation. Die liegt nicht sehr schön zwischen Zugstrecke und Fluss. Beides eingezäunt.


Chris, Peter, Miri, Erika
Mit Peter und Erika

Betonbrücke
Alte Betonbrücke als Radweg


Happy dank Stempel Die Außenbezirke von Busan kündigen sich mit ihren Wolkenkratzerskylines an. Am Radweg stehen gelegentlich Fitnessgeräte, die gut genutzt werden. Walker, Jogger, Radler umgeben uns. Niemand nimmt von uns Notiz.
Das Ende des Vier-Flüsse-Radwegs und von Cross Country Korea liegt auf der Insel Eulsukdo im Fluss. Eine letzte lange Brücke führt hinüber. Der finale Triumphbogen ähnelt dem am Start. Anfangs haben wir es nicht so ernst genommen mit dem Stempeln. Vor allem mit den anderen Cyclists war es dann doch ein nettes Gimmick.
Nach Prüfung meiner Stempel bekomme ich alle möglichen Extra-Stempel, zwei silberne und eine goldene Medaille und eine Urkunde mit aufgedruckter Goldmedaille: Das 'Certificate of Cross country cycling road'. Was will man mehr nach 650 Radelkilometern auf dem Faltrad?
Nun sind es noch zehn Kilometer über eine Anhöhe entlang von Hauptstraßen ins Zentrum von Busan und zu unserem Hotel. Die erste Steigung des Tages. Praktisch von Seehöhe müssen wir - dank eines Tunnnels - nur auf 80 Meter hoch.
Am Abend noch ein sehr nettes Treffen mit Josh in einem koreanischen Grillrestaurant. Er ist auch locker durch Korea gekommen. Fährt leider einen Tag später mit der Fähre als wir.


Approaching Busan
Annäherung an Busan

Radweg in Gegenrichtung
Auf der Brücke

Start/Finish Cross Cycle Korea in Busan
Nach 650 km am Ziel von Cross Cycle Korea in Busan

Cross Cycle Korea in Busan
Fotoartistik

Busan
Wolkenkratzer in Busan

Cycling in Busan
Busan

Koreanisches Grillrestaurant
Im Grillrestaurant

Josh und Miri
Mit Josh und Miri


Busan FischmarktSightseeing, Shopping, Seefahrt
Donnerstag, 25. September 2025: Busan (Südkorea) - Fähre - Fukuoka (Japan)

Irgendwie Ruhetag und doch nicht. Nach sieben Tage Radeln gibt es heute keine Tagesetappe. Aber am Abend geht es mit dem Schiff rüber nach Japan. Hochzeitstag ist auch noch.
Frühstück mit Massenabfertigung in unserem Hotel. Das Toyoko Inn vermittelt ein asiatisches Gefühl. Miri findet heraus, dass es zu einer Low-Budget-Kette, wenn nicht DER Low-Budget-Kette von Japan gehört. Dann aber ist Check out. Um zehn wird in der Lobby ein Netz über unser Gepäck mit den beiden Fahrrädern gespannt. Wir können also noch ein bisschen durch die Stadt tigern.
Die touristischen Highlights liegen nah beieinander: der Fischmarkt, das Busan International Film Festival mit zugehörigem Platz und Straße, schließlich der Busan Tower. Die Fahrt hinauf ist uns zu teuer. Bei dem diesigen Wetter könnte man so viel so nicht von oben sehen.
Miri düst zum Strand für ein Bad im Meer. Das ist hier etwas kühler als in Seoul. Ich verziehe mich in die Lotte Mall. Im obersten Geschoss kann man auch gut über Hafen und Stadt schauen. Darunter werden alle möglichen Konsumwünsche erfüllt. ich entdecke noch ein japanisches Manga-T-Shirt. Das kann ich auch während der Reise gut gebrauchen. In dieser Hinsicht habe ich etwas zu knapp geplant.


Buddha-Tempel Busan
Bei Buddha


Busan Hafengebiet Gegen 16 Uhr ist Aufbruch Richtung Bahnhof und dem dahinter gelegenen Schiffsbahnhof. Ein großes Kreuzfahrtschiff liegt noch am Pier. Der Checkin für unsere Camellia-Fähre beginnt zügig. Wir müssen noch ein paar Euro für die Fahrräder bezahlen.
Auch der Gang an Bord scheint schnell zu gehen. Doch nach einer längeren Wanderung auf Rollbändern kommt alles zum Erliegen. Sowieso dürfen Fahrradfahrer erst als letzte an Bord. Direkt hinterm Eingang unter einer Treppe werden die insgesamt vier Räder deponiert. Mit einer kleinen Schnur kann man sie anbinden.
Unser Zimmer ist etwas ernüchternd. Wir sollen auf dem Boden schlafen. Zusammen mit insgesamt zehn Leuten. Doch nicht alle Plätze sind belegt und schon bald entdecke ich an der Rezeption eine Upgrade-Möglichkeit. Für neun Euro bekommen wir eine Schlafkoje für jede Personen in einem größeren Gang, wo auch eine Menge Menschen schlafen.
Die Währung an Bord ist schon der japanische Yen. Wir können unsere Restdevisen zum Teil wechseln und so zumindest ein Bier aus dem Automaten ziehen.


Busan: Cycling covered
Überdachtes Radeln

Busan Harbour: Departure
Im Fährhafen-Terminal

Ferry in Fukuoka
Morgen in Fukuoka


Desinfection of Bicycle at Fukuoka ImmigrationAm See und an der See
Freitag, 26. September 2025: Fukuoka - Ogochi Beach - Fukuoka (65 km)

Wir haben halbwegs geschlafen. Um halb acht öffnen sich die Türen zum Hafengebäude. Eigentlich geht ja auch alles recht fix. Highlight ist die Desinfektion der Fahrradräder per Hand. Unter Androhung von Gefängnisstrafen werden wir nach frischen Lebensmitteln gefragt. Wir verweisen unter anderem auf unsere gekochten Eier. Die sind alle okay.
Unser erster Gang geht zum Bahnhof, um morgen die Weiterreise mit dem Shinkansen nach Kyoto zu klären. Viele Ausländer warten in der Schlange. Die Frauen an den Schaltern können ganz gut Englisch. Wir buchen ein Ticket für morgen um 10:45 Uhr. Sitzplatzreservierung inklusive. Zwei Plätze nebeneinander gibt es nicht mehr. Wie wir mit unserem verpackten Brompton klarkommen, wird sich zeigen.
Unter der großen Hauptstraße kann man spazieren gehen und nebenbei große Fahrradparkplatz-Anlagen bewundern. So komme ich zurück zu Miri. Viele Fahrradfahrer sind unterwegs. Sie halten sich nicht unbedingt an den Linksverkehr. Vor allem fahren fast alle auf dem Bürgersteig. Das ist wohl auch so halbwegs akzeptiert. Später sehen wir auch viele kombinierte Schilder Fußgänger und Fahrradfahrer auf dem Bordstein. Eigenartig ist es schon. Denn die Radler schlängeln sich vielen Fußgängern durch.
Wie in Südkorea gibt es so gut wie keine Abfalleimer, Recyclingstationen. Überall ist man quasi gezwungen, seinen Müll mitzunehmen. Wegwerfen kommt natürlich gar nicht in Frage.
Wir fahren hinaus in den Westen. Bei dem Ohori-Park mit großem, rundem See zieht ein Regenschauer über uns. Wir können eine Pause machen in einem Café. Der Linksverkehr ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Aber das Fahren auf dem Bürgersteig hilft. Wobei man auch dort links den andern Fahrradfahrern und Fußgängern begegnen sollte.


Radweg in Fukuoka
Japanischer Radweg

Ohori Park
Am Ohori-See

Ohori See
Unter Pagoden

Tempel am Obaru Beach
Tempel

Obaru Beach
Pause am Obaru Beach

Im Ostchinesischen Meer
Schwimmen im Ostchinesischen Meer

Radlerin blickt aufs Meer
Miri and the Sea


Iryo Hojin Kinoshitakai Kubota Clinic Je weiter wir aus der Stadt Fukuoka kommen, desto zügiger können wir fahren. Die sehr langsamen Ampelschaltungen - wie in Südkorea - halten ziemlich auf. Fahrradfahrer halten sich auch hier nicht übermäßig an alle Verkehrsregeln und Ampelzeichen.
Dann verlassen wir die Hauptstraßen und drehen eine große Runde auf einer Halbinsel im Nordwesten von Fukuoka. Wir finden einen kleinen Tempel und direkt daneben einen halbwegs zugänglichen Strand: Obaru Beach. Das Wasser ist ganz wunderbar. Sehr angenehme Temperatur, überall Sand, leichtes Gefälle. So macht Meeresbaden Spaß.
Dann geht’s an die Nordküste der Halbinsel. Und wieder zurück an der Universität vorbei. Vorher habe ich meinen ersten Platten am Hinterrad.
Wieder in der Stadt steuern wir den Brompton-Dealer von Fukuoka an: Loro Cycleworks. Ein sehr kleiner, schicker Fahrradladen mit Modellen unterschiedlicher Faltrad-Hersteller. Sie hätten auch Ersatz für meine runter gefahrenen Mäntel, aber mittelfristig wären sie keine gute Lösung. Mit Übersetzungsapp kann ich nach Kartons fragen für die Rückreise nächsten Samstag. Bis dahin will man tatsächlich zwei Brompton-Kartons für uns beschafft haben. Die Kartons, die im Geschäft noch so rum stehen, sind alle oben, können nicht mehr geschlossen werden.
Bleibt der Weg zum Hotel. Der automatische Check-in ist sehr mühsam. Ich bin genervt. Und es will einfach nicht funktionieren mit dem Scan des Reisepasses. Außerdem ist die Tastatur nur sehr schwer zu bedienen. Alles mögliche wird erfragt. Auch von Miri muss ich alle Daten eingeben. Dann bricht das Gerät den Vorgang ab. Möglicherweise habe ich zu viele Sekunden nicht agiert. Aber am Nachbargerät kann ich alles abschließen, keine Daten sind verloren gegangen.


Sakurai Futamigaura's Couple Stones
Am Nordstrand der Halbinsel

LORO CYCLEWORKS Fukuoka
Loro Cycleworks: der Brompton-Händler von Fukuoka

Chris and the Sea
Zwei Wochen ohne Rasur


Shinkansen: Bahnhof FukuokaShinkansen-Premiere
Samstag, 27. September 2025: Fukuoka - Zug - Osaka - Kyoto (48 km)

Heute eine Premiere: Wir fahren mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Wir hätten auch eine Rundtour auf der Insel von Fukuoka, Kyushu, machen können. Doch schließlich haben wir uns dafür entschieden, ein Quartier in Kyoto für fünf Tage zu buchen und von dort aus Sterntouren zu radeln. Um dort möglichst schnell hinzukommen nehmen wir den legendären japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Rund hundert Euro zahlen wir pro Person für 600 Kilometer bei zweieinhalb Stunden Fahrtzeit. Kannste nicht meckern.
Eine Vorabrecherche noch in Deutschland hat ergeben, dass wir die kleinen Faltträder nicht nur zusammenfalten, sondern auch verpacken müssen. Deshalb haben wir schon von Deutschland entsprechende Verpackungselemente mitgenommen, die wir die ganze Zeit mit uns rumschleppen. Kaum sind wir durch die elektronische Absperrung mit unseren Tickets gekommen, werden wir schon gebeten, die Fahrräder einzupacken. Bei mir guckt noch der Sattel heraus. Das scheint okay zu sein.
Obwohl alle paar Minuten ein Shinkansen Richtung Tokio startet, scheinen alle Züge pünktlich zu sein. Auf dem Gleis neben unserem endet die Strecke aus dem Süden von Kyushu. Dieser Shinkansen wurde 2004 in Betrieb genommen. Die Züge haben nicht mehr die typische Shinkansen-Schnauze.
Die rauscht dann auf unserem Gleis ein. Die Ein- und Ausfahrt der Züge ist erheblich dynamischer als in Deutschland. Dafür sind jenseits der Türen Gitter zwischen Bahnsteig und Gleis. Die Waggons sind mit ihren Nummern auf dem Bahnsteig markiert. Sogar welche Sitzplatznummern man von welchem Eingang aus erreicht. Und es gibt natürlich keine umgekehrte Wagen-Reihung.
Auch von innen ist der Sakura Superexpress 548 nicht mehr der neueste. Aber er zieht sofort mit starkem Tempo davon Richtung Norden. Die Landschaft fliegt vorbei. Wir müssen uns genau auf die beiden reservierten Plätze setzen. Was der Schaffner uns nach einigen Verbeugung klarmacht. Jedes Mal, wenn er in den Großraum Waggon kommt, verbeugt er sich zunächst vor allen Fahrgästen.


Shinkansen Front im Bahnhof
Einfahrt des Shinkansen

Cycling in Osaka
Osaka


Picnic vor dem SupermarktEndstation Osaka. In der Stadt war am 15. August 1972 das Konzert, von dem Smoke On the Water es auf die Deep-Purple-PLatte 'Made in Japan' geschafft hat. In der Stadt läuft noch ein paar Tage die Expo 2025. Karten für die Weltausstellung soll es nicht geben. Wir haben uns bei unseren Planungen von vornherein auf Kyoto konzentriert. Wir können in Ruhe aussteigen. Und die Räder auseinander falten. Ein paar Meter abseits kaufen wir ein paar Reisgerichte umhüllt von Noriblättern (Seetang) in dreieckigen Minitüten, Onigiri, und setzen uns auf den Boden vor dem kleinen Supermarkt. Auch wenn wir jetzt um einiges nördlicher sind, ist es mollig warm. Es ist nicht mehr ganz so schwül.
Bald sind wir am Fluss Yodo, der Osaka mit Kyoto verbindet. Rund 40 Kilometer lang radeln wir an ihm entlang. Eine riesig breite Asphaltpiste am Ufer ist ausschließlich für Fußgänger, Jogger und Radfahrer gedacht. Allerdings sind alle ein bis zwei Kilometer, immer dort, wo eine Rampe vom Deich herunter führt, Absperrungen. Das bedeutet: wir müssen bremsen, absteigen und unsere Fahrräder hindurch lavieren.
Es fährt sich gut. Es ist flach. Leichter Gegenwind. Aber insgesamt sind wir von den Fahrten mit Rad, Schiff und Zug recht erschöpft. So zieht es sich den ganzen Nachmittag etwas dahin. Zudem scheint mein Hinterrad-Flicken gestern nicht hundertprozentig gut geklebt. Erstaunlicherweise reicht einmaliges Aufpumpen, um bis nach Kyoto zu kommen.
Fünf Nächte haben wir im Hostel Fujitaya BnB Bike&Yoga gebucht. Sehr nette Atmosphäre. Viele Räder. Escooter. Nur als wir uns am Abend im benachbarten Park zu einem Picknick niederlassen, werden wir zum ersten Mal auf der Tour von einer Armada Insekten attackiert.


Radweg auf dem Deich
Auf dem Deich

Special: Japanese Cycle Path
Typische Radwegsperre

Brompton-Cyclist
Volkssport Baseball


FUJITAYA BnB Bike&Yoga: Blick am Morgen aus dem FensterGoldener Pavillon und andere Unesco-Weltkulturerbe-Stätten
Sonntag, 28. September 2025: Kyoto (32 km)

Morgen in der Hostelworld. Ein Frühaufsteher-Paar zieht um viertel nach sechs davon, ein Baby schreit am frühen Morgen, die Inder reisen ab, ein deutsches Paar sitzt am Nachbartisch beim selbst gemachten Frühstück. Nur ich habe den Schlauch am Hinterrad noch nicht ausgetauscht. Aber er ist auch heute erstaunlich stabil. Und soll es bis zum Ende der Tour bleiben.
Auf dem Weg zum Sonntagsgottesdienst schauen wir noch am Bahnhof vorbei. Viel können wir nicht in Erfahrung bringen. Aber grundsätzlich gilt auch in Nahverkehrszügen, dass die Falträder zusammengelegt werden müssen und eine Verpackung brauchen.
Der Weg führt uns weiter ins Stadtzentrum. Hier ist in den Fußgängerzonen, Einkaufsstraßen und auf überdachten Bürgersteigen viel los heute.
Die Franz-Xaver-Kathedrale Kawaramachi wird überragt rundum von Hochhäusern. Eine moderne Kirche. Der alte Englisch sprechende japanische Priester muss erst noch von einem anderen Gottesdienst kommen. An jedem zweiten und vierten Sonntag im Monat ist hier ein englischer Gottesdienst. Die Kirche ist gut gefüllt. Um 12:20 Uhr ist auch der Priester am Start. Eine bunte Gemeinde.
Dann radeln wir raus zu einem der absoluten Highlights von Kyoto. Doch zunächst halten wir noch an einem kleineren Tempel: Dem Shinto-Seimei-Schrein. Hier können wir ein bisschen beobachten, was man im Shintuismus so tut an einem Tempel. Tempel selber ist innen relativ voll gestellt, aber menschenleer. Auch die Gläubigen bleiben außen vor, klingeln Glocken. Viele Gebetszettel hängen herum.


Bahnhof von Kyoto
Kyoto: Bahnhofsarchitektur

Catholic Kawaramachi Church
Kleine Kathedrale: Kawaramachi-Kirche

Cycling in Kyoto
Chris mit Manga-T-Shirt aus Busan

Seimei Shrine: Shinto
Gebetszettel beim Seimei-Schrein

Rokuon-ji Kinkaku (Golden Pavilion)
Goldener Pavillon

Seimei Shrine: Shinto - Devotee
Im Kymono am Schrein

Rokuon-ji Kinkaku (Golden Pavilion) from behind
Andere Perspektive


Kleine Zeremonie: Matcha-Tee und SweetieDann der Goldene Pavillon: Rokuon-ji Kinkaku, Unesco-Weltkulturerbe. Mitten in einem Teich ein dreigeschossiger goldener quadratischer Pagodenbau. Die Massen schieben sich durch den vorgeschriebenen Parcour. Hier kommt man in kein Gebäude herein. So wirkt alles etwas leblos. Zum Abschluss entscheiden wir uns noch für einer kleinen Teezeremonie mit Matchatee und einem kleinen japanischen Gebäck samt Goldverzierung.
Nun soll es noch rausgehen zum Bambusgarten. Aber auf diesem Weg kommen wir an einigen weiteren Attraktionen vorbei. Beim Ninnaji Palace Garden bleibe ich bei den Rädern, während Miri auf Expedition geht. Wie sich später herausgestellt, auch das Unesco-Weltkulturerbe.
Noch einmal sieben, acht Kilometer bis zum Bambuswald. Die Attraktionen liegen weit auseinander in der ausufernden Stadt. Schon vorab tummeln sich die Menschen und manche lassen sich in Kutschen von Menschen ziehen. Die entscheidende Bambusallee ist bald gefunden, auch wenn drumherum überall viel Bambus wächst. Beeindruckend harmonisch ragen die vielleicht 15 Meter hohen Bambuswände zur linken und zur rechten Seite empor. Danach nehmen die Touristenmassen noch einmal überhand. Denn nebenan ein weiteres Unesco-Weltkulturerbe: der Tenryū-ji-Tempel mit dem Sogenchi-Garten. Aber jetzt ist es 17 Uhr und alles wird geschlossen. Nur nicht die vielen Touristenläden links und rechts der Straße, wo man sich fühlt wie in Heidelberg oder in der Drosselgasse von Rüdesheim.
Wir radeln zurück zur Unterkunft. Es geht genau am Fluss Yodo entlang, an dem wir gestern von Osaka gekommen sind. Jetzt aber ein Stückchen weiter nördlich. So haben wir am Ende einen schönen Rundkurs hinter uns und haben viele kleine und große Highlights der Stadt gesehen.


Bamboo Forest
Bambuswald


Nio-mon GateGroßé und kleine Tempel und der Biwa-See
Montag, 29. September 2025: Kyōto - Otsu - Katata - Zug - Kyoto (45 km)

Heute sollen die Tempel, Pavillions und Schreine mal nicht so im Mittelpunkt stehen. Deshalb ein Ausflug zum 15 Kilometer entfernten Biwasee. Er ist so etwas wie der Bodensee Japans, jedenfalls der größte See des Landes.
Allerdings liegen auf dem Weg dorthin schon wieder so viele Highlights, dass wir uns zumindest das größte von allen, den Komyo-ji-Tempel mit dem Niomon Gate nicht entgehen lassen können. Wieder schieben sich die Massen zwischen den Gebäuden hin und her. Orange sind die mehrstöckigen Pagodengebäude meist. Zudem hat man einen schönen Blick auf die Stadt.
Um zum Biwasee zu kommen, müssen wir dann doch über einen Berg. Ganz kurz landen wir auf einer Schnellstraße, die wir aber quasi noch in der Ausfahrt wieder verlassen. Jetzt also das kleine Sträßchen links und rechts und unter der Schnellstraße. Als wir die erneut unterqueren wollen, erreicht uns plötzlich von hinten ein Polizeiwagen mit Sirene. Er überholt uns, eine Polizistin und ein Polizist steigen aus.


Daikokuten-Statue
Buddhistisch: Daikokuten-Statue

Kiyomizu-dera
Touristenmagnet Kiyomizu-dera

Icecream Matcha
Matcha-Softeis


Radler-Kontrolle durch Polizisten-Paar Sie zücken beide einen Block. Kein gutes Zeichen. Es ist nicht so ganz klar, was ihr Anliegen ist. Jedenfalls versuchen sie, die Personalien aufzunehmen. Da wir keinen Pass dabeihaben, werden Name, Telefonnummer, Geburtsdatum, Einreisedatum, Ausreisedatum und Unterkunft in Kyoto notiert. Schließlich wünschen Sie uns doch eine gute Fahrt mithilfe ihres auch nicht sonderlich gut funktionierendem Übersetzungsprogramm auf dem Handy.
Solche Begegnungen stimmen nachhaltig vorsichtig. Das sollen sie vermutlich auch. Keine Ahnung, ob da noch was zu befürchten ist. Jetzt geht’s also richtig den Berg rauf, zum Teil müssen wir wieder schieben. Dann aber kommt die lange Abfahrt zur Stadt Otsu am See.
Auch hier gibt es Tempel. Uns zieht es aber jetzt zu einem Mittagessen am See, für den wir mal wieder bei 7eleven einkaufen. Den angekündigten Radweg gibt es nicht so wirklich. Deshalb müssen wir zwölf Kilometer auf der recht befahrenen Uferstraße nach Norden strampeln.
Dort kommen wir zu Hauptattraktion des Sees: Mangetsu-ji Temple Uki-midō - ein buddhistischer Tempel in den See hinein auf Stelzen gebaut. Sehr klein, sehr fein, schöne Atmosphäre. Ein Kontrapunkt zu den großen Unesco-Weltkulturerbe-Attraktionen von Kyoto.
Zu guter Letzt entdecken wir noch einen Badestrand für Miri. Dann geht’s zum nächstbesten Bahnhof: Katata. Hier werden wir zunächst mit unseren Rädern aus dem Bahnhofsgebäude geworfen. Die Räder müssen draußen verpackt werden. Danach aber geht es ohne Probleme mit den JR-Regionalzug zurück nach Kyoto.


Mii-dera Temple: Niomon Gate - Pagoden und Radler
Bike & Film: Niomon Gate zum Mii-dera Temple in Otsu

Otsu: Hochhaus
Hochhaus in Otsu

Hiyoshi Taisha Shrine Seven Willow Torii Gates
Blick auf den Biwa-See

Buddhistisch: Mangetsu-ji Temple Uki-midō (Floating Hall) - von links
Von links...

Buddhistisch: Mangetsu-ji Temple Uki-midō (Floating Hall) - von vorn
Von vorn...

Buddhistisch: Mangetsu-ji Temple Uki-midō (Floating Hall) - von rechts
Von rechts: Buddhistischer Mangetsu-ji Tempel Uki-midō

Katata Station
Bahnhof Katata

Cycling in Katata
Kreuzung in Katata


Schülerinnen-TascheOvertourism
Dienstag, 30. September 2025: Kyōto (23 km)

Ich leide an Overtourism. Brauche eine Pause. Miri zieht schon durch die Stadt, während ich den Tag halbwegs verschlafe.
Erst um vier am Nachmittag ziehe ich los. Ich parke das kleine Rad in einem Parkhaus in der Nähe des Hauptbahnhofs. 200 ¥, so etwas über einen Euro, kostet das. Fahrräder dürfen nirgendwo abgestellt werden, wo es nicht ausdrücklich erlaubt ist.
Die Fahrkarten für den Shinkansen nach Fukuyama übermorgen bekomme ich in sekundenschnelle. Ich fahre noch mit den Rolltreppen hinauf auf das Dach des hypermodernen Bahnhofsgebäudes. Ein schöner Blick in verschiedene Himmelsrichtungen zeigt noch einmal die Ausmaße der Stadt.
In der schwachen Hoffnung, dass der Shinto-Schrein Fushimi Inari-Taisha noch geöffnet ist, radle ich zum kanalisieren Kamo-Fluss. Es gibt tatsächlich - wie erhofft - einen Radweg, direkt unten am Ufer. Sogar auf beiden Seiten. Bis ich unten bin, dauert es etwas. Dann muss ich schon wieder raus aus dem Kanaltal.


Shinto-Schrein: Fushimi Inari-Taisha
Am Shinto-Schrein Fushimi Inari-Taisha


Selfie in der Torii-Allee Wider Erwarten ist auch nach 17 Uhr jede Menge los am Tempel. Wenn auch die Besuchermassen nicht so dicht gedrängt sind wie wohl am Tag. Die Volksscharen bewegen sich hier durch einen orangenen Gang, genauer einem Gang mit lauter orangenen Holztoren, den Torii-Alleen. Ich hab mich nicht gut vorbereitet. Das wirkt einfach dadurch, dass es so ist wie es ist.
Dann ist es schon dunkel als ich zurück Richtung Innenstadt fahre. Durch kleine Straßen. Zum Glück funktioniert der Nabendynamo, auch wenn er ein bisschen rattert.
Und dann komme ich wieder so an einem kleinen Ort vorbei. Ein Tempel vor dem lauter beschriftete Laternen leuchten. Auch wenn ich den Namen nicht kenne und die Hintergründe, einfach ein schönes, würdiges Bild mit Ausstrahlung.
Zu guter Letzt gehen wir heute zum Inder um die Ecke. Da kann man zumindest zuverlässig vegetarisch essen.


Fushimi Inari-Taisha: Torii-Allee
Torii-Allee mit Schriftzeichen

Fushimi Inari-Taisha by night
Blaue Stunde: Fushimi Inari-Taisha


Am Kamo-Fluss in KyotoZur Quelle des Kamo
Mittwoch, 1. Oktober 2025: Kyōto - Shimyo-in Temple (509 m) - Kyōto (56 km)

Wir radeln raus in den Norden, in die Berge. Nachdem ich gestern festgestellt habe, dass am Fluss Kamo tatsächlich ein Radweg entlang führt, meist sogar auf beiden Seiten, wählen wir heute diesen Weg, um nach Norden zu kommen. Das funktioniert wunderbar. Keine Ampel und kein Verkehr und dazu noch ein bisschen Rückenwind. Dazu ein schöner Blick auf die Häuser am anderen Ufer, meist mit Terrassen auf Stelzen. Pittoresk.
Dann erreichen wir den Zusammenfluss von Kano und Takano. Hier gibt es mehrere Wege auf Steinen durchs Wasser. Eine Kindergartengruppe wagt sich gerade von Stein zu Stein. Als die Radweg-Arie zu Ende ist, sind wir quasi draußen aus der Stadt. Ein weiterer Abzweig, ein weiterer Zusammenfluss. Diesmal von Kamo und Kurama. Wir entscheiden uns wieder für die linke Seite, den Kamo. Und nun sind wir wirklich im Wald. Ganz wenige Dörfer durchqueren wir. Fast kein Verkehr. Ab und zu tatsächlich mal ein Rennrad.


Kinder überqueren den Kamo
Kita-Ausflug

Kamo Valley
Das obere Kamo-Tal

Shimyo-in Temple: Staircase
Buddhistischer Zen-Tempel Shimyo-in

Shimyo-in Temple: Guide
Erklärungen

Shimyo-in Temple: Rocks
Am Felsen

Shimyo-in Temple: Devotee
Miri und Buddha


Entrance: Shimyo-in Temple Das ursprünglich ausgewählte Ziel, der Kuzu-Schrei, liegt jenseits eines kleinen Passes. Deshalb bleiben wir erst mal im Kamo-Tal, radeln hinauf seinem weiteren Dorf und von dort zum Tempel Shimyo-in an der Quelle des Kamo. Jetzt sind wir am Ende einer Sackgasse und die einzigen Gäste. Eine alte Dame sitzt verloren im Eintritthäuschen. Sie eilt heraus, um uns auf einer Karte den Weg zu zeigen, zu dem es sowieso keine Alternative gibt.
Dann beginnt ein wunderbarer kleiner Spaziergang auf den Treppen hinauf zu den Heiligtümern, mal links, mal rechts und wieder hinunter. Überall plätschert frisches Wasser. Es schmeckt auch wunderbar. Am besten gefällt Miri die große Buddha Statue.
Bis auf über 500 Meter sind wir geklettert. Jetzt geht es wieder bergab. Am Dorf halten wir an einer geschlossenen Raststätte und machen Self Catering. Dann kommt wieder der Abzweig zu dem ursprünglich avisierten Kuzu-Schrein. Miriam entscheidet sich noch zu einem Trip über den Pass dorthin. Ich bin zu erschöpft und lass mich das Tal hinab treiben in die Stadt, zurück nach Kyoto.
Ein paar Tempel nehme ich dann doch noch mit. Sie liegen alle entlang des so genannten Philosophenweg. Der führt auf der Höhe am östlichen Stadtrand von Kyoto an vielen, vielen Tempel und Heiligtümern vorbei. Als ich mir noch ein Kloster, wo Mönche singen sollen, anschauen möchten, finde ich dort keinen ausgewiesenen Fahrradparkplatz. Ich bin nicht ganz traurig, denn so kann ich unverrichteter Dinge zurück zur Unterkunft fahren. Auch für den letzten Abend finden wir noch ein nettes kleines Restaurant in der Nähe.


Cyclicst: Kamo Valley
Radeln im Kamo-Tal

Ginkaku-ji
Buddhistischer Tempel: Ginkaku-ji

Japanische Schüler
Fahrt zum Bahnhof von Kyoto


Brompton im BahnhofJapans Fernradweg Shimanami Kaidō
Donnerstag, 2. Oktober 2025: Kyōto - Zug - Fukuyama - Onomichi - Fähre - Mukaishimacho - Imabari (106 km)

Abschied von unserem Hostel in Kyoto. Fünf Nächte waren wir hier. Ganz ungewöhnlich für uns. Hier passte es wunderbar. Eine nette Unterkunft mit Kontakten zu vielen Reisenden. Und eine Stadt mit schier endlosen Attraktionen, auch in der Umgebung.
Ich habe mir den Weg bis zu den Shinkansen-Gleisen nicht bis ins Letzte vorher angeschaut. Sonst hätte ich festgestellt, dass wir besser von der anderen Bahnhofseite herangefahren wären. Denn auch hier gilt: das Fahrrad muss vor dem Bahnhofsgebäude eingepackt werden, sonst gibt es Ärger. So müssen wir die beiden Räder und die beiden Taschen eine ziemlich weite Strecke durch das Bahnhofsgebäude schleppen.
In Fukuyama wiederum packen wir sie zu früh aus. Auch das gibt Ärger. Obwohl sie schon entpackt und auseinandergefaltet sind, müssen wir sie wieder zusammenpacken und neu verpacken. Ärger. Die Nerven liegen ein bisschen blank.


Radler und Brücke
Von Insel zu Insel

Imabari: 72 km to go
Noch 72 km bis zum Ziel: Imabari

Free Palestine: Mukaishima Bridge
Mukaishima-Brücke

Cycling Innoshima Bridge
Innoshima-Brücke: Untere Etage

Shimanami Logos
Nationale Radroute

Cycling Innoshima Bridge
Immer noch Innoshima-Brücke

Cycling on Innoshima
Auf Innoshima

Palmen am Ufer
Subtropisch: Palmen


Auffahrt zur Tatara-Brücke Von Fukuyama nach Onomichi radeln wir auf dem Radweg an der Fernstraße. Dann bringt uns die Fähre auf die erste von einigen Inseln, an denen sich der Radweg 'Shimanami Kaidō' in der japanischen Seto-Inlandsee erstreckt. Rund 75 Kilometer Radweg, markiert vor allem durch einen blauen Streifen auf dem Asphalt. Also kaum zu verfehlen.
Die Strecken auf den Inseln sind meist sehr flach, dafür muss man an den Brücken zwischen den Inseln immer auf rund 50 Meter hoch. Die Anstiege sind für die Fahrräder so gebaut, dass die Steigung maximal drei Prozent beträgt. Also braucht man lange Rampen, um auf die Brücken zu kommen. Das sind eigentlich auch die einzigen echten Radwege, ansonsten führt das blaue Band an Straßen entlang, die oft auch einen Radweg haben. Die blaue Markierung aber ist seltsamerweise immer auf der Straße.
Wir kommen erstaunlich gut voran. Haben auch Rückenwind. Bademöglichkeiten im Meer aber sind rar. Die einzig richtig große ausgeschilderte ist der Sunset Beach. Hier geht Miri ins Meer und ich esse Zitroneneis. Ich recherchiere die Möglichkeit, irgendwo auf den Inseln eine Unterkunft zu finden. Die von mir auserkorene Unterkunft steuern wir an. Sie liegt zwei, drei Kilometer abseits der Hauptstrecke. Aber die Dame vom Hotel meint, sie nähmen nur Gäste mit Reservierung. Keine Chance für uns. Damit ist klar, dass wir in die Dunkelheit kommen. Wir machen eine Pause, um uns zu stärken, radeln noch ein bisschen an der Ostküste der Insel entlang. Dann schieben wir einen steilen Berg hinauf bis auf 80 Meter Höhe.
Schon haben wir wieder den Radweg mit seiner blauen Linie erreicht. Nun kommt die letzte Brücke: Kurushima-Kaikyo. Sie ist besonders lang, erstreckt sich über mehrere Kilometer. Es ist schon dunkel, aber wir haben ja Licht. Allerdings sind wir nun wirklich erschöpft. Über 100 Kilometer sind es heute geworden. Wir strampeln an der Landstraße entlang nach Imabari. Hier endet auch der Radweg. Praktisch so gut wie vor unserem Hotel direkt am Bahnhof.


Kurushima-Kaikyo Bridge
Letzte und längste Brücke: Kurushima-Kaikyo


Japanisches Hotel-FrühstückFriedenspark nach Atombombenabwurf
Freitag, 3. Oktober 2025, Tag der Deutschen Einheit: Imabari - Bus - Hiroschima - Zug - Fukuoka (13 km)

Wir hatten gestern Abend die Wahl zwischen japanischen und westlichen Frühstück. Kein Buffet, sondern ein komplettes Tablett. Zum Glück haben wir uns für die japanische Variante entschieden. Da bekommen wir noch mal die ganze Breite der japanischen Küche präsentiert, liebevoll in kleinen Häppchen.
Das Wetter ist umgeschlagen. Zum zweiten Mal auf dieser Tour haben wir einen kompletten Regentag. Deshalb lassen wir die angedachte Fahrt nach Matsuyama fallen und wollen stattdessen mit öffentlichen Verkehrsmitteln über Hiroshima nach Fukuoka fahren.
In letzter Sekunde entdecke ich eine Busdirektverbindung nach Hiroshima. In drei Stunden bringt uns der Reisebus zunächst auf der Strecke, die wir gestern geradelt sind und danach dann über die Küstenautobahn nach Hiroshima. Vorher müssen wir noch den Busfahrer dafür bezahlen. Es fehlt uns das nötige Bargeld. Zum Glück kann ich bei einem niederländischen Paar im Bus noch zwanzig Euro tauschen, um die ganze Summe bezahlen zu können. Cash counts.
Auch in Hiroshima regnet es. Wir lassen die Räder und das Gepäck in einem Schließfach. Auch die Schließfächer sind einfach da, einfach groß, einfach sauber. Es gibt sogar in jedem Bahnhof, und sei er noch so groß, saubere kostenlose öffentliche Toiletten. Wir beraten auf der Shikansen-Seite des Bahnhofs, wo die goldene Bronzestatue von Katsuzo Entsuba (1905–2003) aus Onomichi steht: Asa (Morgen). Sie wurde 1975 zur Eröffnung der Sanyo-Shinkansen-Linie, der zweitältesten Hochgeschwindigkeitszugstrecke in Japan, aufgestellt. Die älteste war der Tōkaidō-Shinkansen von Tokyo nach Shin-Osaka schon 1964. Mit mehr als 400.000 Reisenden pro Werktag gilt sie als die am stärksten belastete Hochgeschwindigkeitsstrecke der Welt. Das sind mehr als die alle Fernverkehrspassagiere der Deutschen Bahn an einem Tag. Der Shinkansen fährt alle paar Minuten. Pünktlich.


Goldene Bronzestatue von 1975: Asa (Morgen) von Katsuzo Entsuba (1905–2003)
Asa (Morgen) von Katsuzo Entsuba (1905–2003)

Hiroshima Victims Memorial Cenotaph
Opfer-Gedenkstein im Friedenspark von Hiroshima

Pond of Peace
Teich des Friedens

Friedensdenkmal Hiroshima
Reste der durch die Atombombe zerstörten Ausstellungshalle für Industriegüter


Brompton-Radlerpaar im Regen Eine Art Touristen-Linienbus fährt vom Shinkansen-Bahnhof eine kleine Rundtour durch die Stadt. Im Grunde fährt er zum Friedenspark und wieder zurück. Den nehmen wir. Miri entscheidet sich zunächst für das Friedensmuseum. Ich warte derweil im Café.
Der Regen nimmt noch einmal zu. Unter Miris Radregencape spazieren wir dann weiter durch die großzügige Anlage, die an den ersten Atombombenabwurf der Welt vor 80 Jahren, am 6. August 1945, erinnert. Neben den vielen internationalen Touristen werden auch einige Schülergruppen hier durchgeführt. Das Gerippe der damaligen Ausstellungshalle für Industriegüter hat die hohen Temperaturen, die die Atombombe mit sich brachte, einigermaßen überstanden. Eines der Mahnmale.
Auf dem Rückweg zum Bahnhof gehen wir noch kurz in die katholische Kathedrale. Auch sie ist dem Frieden gewidmet. Wie fast alles in Hiroshima Nachkriegsarchitektur.
Eine letzte Fahrt mit dem Shinkansen. In gut einer Stunde bringt er uns die 300 Kilometer nach Fukuoka zurück. Diesmal versuchen wir vor Ort ein Hotel zu buchen. Ohne vorherige Reservierung. Funktioniert nicht. Also doch wieder booking.com. Kaum angekommen zwingen wir uns wieder auf die Räder, um zum unserem Faltradhändler zu radeln, der zwei Kartons für den Flugtransport in den letzten Tagen zurücklegen wollte. Tatsächlich: er hat zwei Kartons für uns. Wir bedanken uns mit ein paar Edel-Süßigkeiten. Miri schiebt den Karton auf meinem Rad zurück. Abschiedsessen im Trendlokal Hakata Ikkousha.


Blick auf die Canal-City-Mall by night
Canal-City-Mall am Abend

Hakata Ikkousha, Fukuoka
Trendlokal Hakata Ikkousha


Hondo-Tempel mit fünfstöckiger PagodeAbschied im Regen mit dem Uber-Taxi
Samstag, 4. Oktober 2025: Fukuoka (16 km) - Flug - Shanghai (China)

Großes japanisch-westliches Frühstücksbuffet. Auch einige Asiat:innen essen westlich. Wir inzwischen eher japanisch. Wir kosten die Checkout-Zeit elf Uhr aus. Dann trennen sich unsere Wege. Miri geht zum Strand und Shoppen. Ich klappere noch den Hondo-Tempel und den Kushida-Schrein ab und bin dann wieder am Ohori-Park, wo wir schon am ersten Tag waren. Diesmal gurke ich durch die Ruinen der Burg, stolziere durch den japanischen Garten und absolviere das Museum für Moderne Kunst. Als ich Miro, Chagall und interessante japanische Kunstwerke hinter mir habe, entdecke ich bei einem Blick aus den großen Panoramafenstern eine extrem düstere Wolkenfront.
Ich eile zum Rad, doch bald ereilt mich der Regen. Anfangs gibt es noch etwas schwächere Phasen, die ich nutze, um ein paar hundert Meter weiter zu kommen. Dann ist endgültig Land unter. Es plätschert um die Wette. Besondere Sorgen macht mir mein einziges Paar Schuhe. Sind die einmal nass, sind sie es auch auf dem ganzen Flug. An einem Schirmständer entnehme ich zwei längliche Plastiktüten. Stülpe sie über die Schuhspitzen.


Kushida Shrine
Beim Kushida-Schrein

Brompton an begrünter Steinwand
An der Stadtburg

Ohori Park Japanese Garden
Japanischer Garten Ohori Park

Fukuoka Art Museum: Living Mural (2023-2025) von Chisato Tanaka
Living Mural (2023-2025) von Chisato Tanaka

Fukuoka Art Museum
Fukuoka Kunstmuseum

Fukuoka Art Museum: Kikuhata Mokuma (1935-2020): Heavenly River XIV (1999)
Kikuhata Mokuma (1935-2020): Heavenly River XIV (1999)

Fukuoka Art Museum: Pattinatrice - Emilio Greco
Emilio Greco (1913–1995): Eiskunstläuferin Nr. 2


Brompton-Karton im Uber-Taxi Irgendwie komme ich halbnass zum Hotel. Als Miri eintrifft, habe ich den ersten Radkarton gepackt. An der Rezeption haben sie Schwierigkeiten bei der Taxizentrale durchzukommen, obwohl der Regen jetzt tatsächlich nachgelassen hat.
Schließlich bringt uns eine sehr freundliche und höfliche Uber-Taxifahrerin zum Flughafen. Die junge Frau hält über der Beifahrertür einen Schirm für mich, doch ich will intuitiv auf der rechten Seite zusteigen. Sorry, Linksverkehr.
Bei China Eastern messen sie tatsächlich die Kartons nach. Theoretisch liegen sie in der Summe etwas unter dem Höchstmaß von 158 Zentimetern. Doch ein Karton ist etwas gebeult, der andere deutlich. Jedenfalls misst China Eastern Summen von 164 und 165 Zentimetern. Sie lassen aber Gnade vor Recht walten. Wir dürfen es nur niemandem weitersagen. (Die Nachmessung zu Hause ergibt: der eine Karton lag bei 158 cm, der andere hatte ein paar zusätzliche Zentimeter. Lag aber vor allem ein, zwei Kilo über dem 23-kg-Limit. Allerdings hatten wir pro Person eigentlich zweimal 23 Kilogramm gebucht).
Shanghai Airport Pudong ist diesmal sehr viel einfacher für uns als auf dem Hinflug. Die Kontrollen sind schneller, die Wege kürzer. Wir haben ein paar Stunden Zeit. Es gibt sogar großflächige Podeste, auf denen man sich hinlegen kann.


Flughafen Shanghai Pudong International
Ziwschenlandung in Shanghai Pudong


Zurück in FrankfurtAllerbester Zustand
Sonntag, 5. Oktober 2025: Flug - Shanghai (China) - Frankfurt - Zug - Mainz

Fünf Minuten nach Mitternacht ist Startzeit in Shanghai. Die Uhr ist für uns schon um eine Stunde zurückgestellt, also nur noch sechs statt sieben Stunden Unterschied zur MESZ. Zwölf lange Stunden dauert der Flug. Die längste Strecke davon über der Russischen Föderation. Mit Fuß- und Rückengymnastik kämpfe ich gegen die Enge am Platz. Die Kost ist gegenüber dem Japan-Flug schon ein wenig europäischer. Die japanische Disziplin ist dahin. Am Klo drängeln sich einzelne kräftig vor.
Ruhiger Sonntagmorgen in Rhein-Main. Unser Flughafentaxiservice kann kurzfristig nicht einspringen. So fahren wir mit der S-Bahn nach Mainz und mit dem Taxi nach Hause. Die Brompton-Kartons sind in allerbestem Zustand. Wir sicher auch bald wieder.


Peter, Silke und Stella
Grüße von Peter, Silke und Stella mit meiner Visitenkarte


Route Incheon - Seoul - Busan - Fukuoka - Kyoto - Fukuoka



Blaue Linie = Touren-Route; Buchstaben = Start und Ziel der Etappen

Etappen Südkorea & Japan: Incheon - Fukuoka (15.9.-4.10.2025)

Details mit Geschwindigkeiten, Höhenmetern etc. zum Download als Excel-Tabelle Excel-Logo

Tag Datum Start Zwischenstationen Ziel km
1. 15.9.2025 Incheon Yeongjongdo-Wolmido-Fähre Seoul 82
2. 16.9.2025 Seoul
3. 17.9.2025 Seoul
4. 18.9.2025 Seoul Yeoju 100
5. 19.9.2025 Yeoju Chungju 69
6. 20.9.2025 Chungju Ihwa-ryong (540 m) Mungyeong 80
7. 21.9.2025 Mungyeong Gumi 85
8. 22.9.2025 Gumi Daegu Hyeonpung 67
9. 23.9.2025 Hyeonpung Namji Susan 101
10. 24.9.2025 Susan Busan 82
11. 25.9.2025 Busan
12. 26.9.2025 Fukuoka Oguchi Beach Fukuoka 65
13. 27.9.2025 Osaka Kyoto 48
14. 28.9.2025 Kyoto 32
15. 29.9.2025 Kyoto Otsu Katata 45
16. 30.9.2025 Kyoto 23
17. 1.10.2025 Kyoto Shimyo-in Temple (509 m) Kyoto 56
18. 2.10.2025 Fukuyama Onomichi - Fähre - Mukaishimacho Imabari 106
19. 3.10.2025 Fukuoka 13
20. 4.10.2025 Fukuoka 16
Summe 1070

Southkorea
Südkorea mit Radweg

Hände am Lenker
Mit zwei Brommis unterwegs

Japan: Fahrrad-Abstellverbotszone
Fahrrad-Abstellverbotszone in Japan


Bisher keine Anschluss-Touren


Nächste Tour: Que Sera!

Vorherige Tour: Bremen - Verdun (3297 km) Mai-Juli 2025


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