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Millimeter-Ritt am LKW auf der Sandverwehung Montag, 28. Oktober 2002:
Béni Abbès - Kerzaz (126 km) Immer wieder warnen die Schilder vor
Sandverwehungen auf der Fahrbahn. Warum? Ich warte auf eine fototrächtige
Szenerie. Endlich führt die Straße, die bis dahin nur das absolute Nichts
umgab, durch den Fhoum El Erg. Eine kleine sandige Anhöhe. Normalerweise
halten die wenigen LKW, die vorbeifahren, den maximalst möglichen Abstand
zu mir. Zehn bis 15 Fahrzeuge pro Stunde. Auch ohne Dünen in der Nähe
ziehen sie alle eine Sand-Fahne hinter sich her. Ich kann gerade noch die
Fahrer grüßen, bevor ich beide Augen schließen muss, wenn die Sand-Salve
über mich hinwegfegt. Einen Spaltbreit öffne ich das rechte Auge wieder,
um Kurs zu halten. Und schon ist wieder nur Ruhe, Hitze, splendid
isolation. Aber im Fhoum El Erg wird die Straße eng, der LKW kann beim
Überholen kaum auf Distanz gehen, und zwischen Führerhaus und Ladefläche
ergreift mich plötzlich ein Sog. Der Lenker wird nach links Richtung
Fahrzeug gerissen. Ich lenke gegen. Und genau in diesem Moment befindet
sich das Rad auf einer Sandfläche. Es rutscht weg, kippt nach rechts, ich
werfe mich auf die andere Seite und sehe wie in Zeitlupe Rad und
Oberkörper dem schier endlosen LKW Millimeter um Millimeter näher kommen.
Bis er irgendwann vorüber ist.
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