Kaaba-Nahsehen
Mittwoch, 26. Februar 2020: Taif - Az Zaymah - Al Jumum (147 km)
Ich weiß wieder lange nicht, wohin ich weiterfahren soll. Schließlich entschließe ich mich für die große Runde um Mekka. Auch wenn ich das Höhenprofil nicht ermitteln kann und vor allem nicht weiß, ob es Unterkünfte gibt.
Zwanzig, dreißig Kilometer zieht sich die Stadt nach Norden. Monströse Hotels (Foto links), Mall mit Mosque. Von der Universität und den königlichen Palästen, die am Wegesrand liegen, bekomme ich nichts mit. An der allerletzten Tankstelle esse ich in der Fastfoodkette Al Baik. Humus und Fishburger. Dann geht es sehr schön durchs Gebirge - auch ein ganz kleines bisschen aufwärts. Bevor die lange Wadi-Abfahrt beginnt. Fast hundert Kilometer lang. Schon bald werden Nichtpilger und LKW gebeten, eine noch weitere Umgehung um Mekka zu nehmen. Allein: sie scheint nicht zu existieren. Zum Glück.
Eine Riesencompanie Paviane ist die Attraktion auf der andern Straßenseite (Foto rechts). Sie streiten sich permanent und bewegen sich leider in einer Unmenge von Müll.
Meine Begleitlektüre in diesen Tagen ist Karl Mays "Am Jenseits" aus dem Jahr 1899. Das unvollendet gebliebene Werk über die Reise von Kara Ben Nemsi mit Hadschi Halef Omar und dessen Frau Hanneh nach Mekka. So schildert der Abenteuerromancier die Landschaft: "Die Wüste liegt weit und flehend ausgebreitet wie ein endloses Gebet zu Gott um Gnade und Barmherzigkeit. Sie ist ein tief ergreifendes Bild irdischer Armut und Hilflosigkeit. Sonnendurchglüht, kahl und nackt ragen ihre Felsen empor, oft grotesk, phantastisch geformt, oft kühn vereinzelt, oft zu gemeinschaftlichen, wilden Zügen vereint, bald in seltsamen Gliederungen aufgebaut, so daß man zerfallene Städte, verödete Schlösser und Burgen oder prächtige Säulenhallen in der Ferne zu erblicken meint, bald wieder wie von der Faust eines unerbittlichen Schicksales niedergeschmettert, breitgedrückt, zerrissen und zerklüftet, von gähnenden Abgründen durchzogen, in deren Tiefe selbst die Glut der äquatorialen Sonne nicht zu dringen vermag...
Das Auge brennt, der Sehnerv versagt ermüdet seine Thätigkeit, denn der sehnsüchtige Blick findet keinen Punkt, an dem er ruhen könnte. Der Sinn für die Entfernung geht verloren; man glaubt, inmitten einer halt- und gestaltlosen Ewigkeit zu reiten, und verliert in ihr den eigenen Halt. Die Thatkraft schwindet; der Wille wird verzehrt; die Schärfe der Sinne nimmt ab, und an die Stelle fehlender Wahrnehmungen treten Hallucinationen, welche das, was man wünscht, vortäuscht und vorgaukeln..." (Kapitel 2)
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