Durch Omans Ölfelder
Montag, 19. November 2007: Shalim - Amal - Marmul [+ 75
km] (160 km) Mein gestern aufgesetzter Rad-Flicken hält nicht
hundertprozentig. Ich wechsle in der Rekordzeit von 19 Minuten den
Schlauch aus. Miri holt unterdessen Chai, Roti und Dhal vom Inder.
Frühstück auf der Hotel-Eingangstreppe. Ein paar Meter hinter Shalim endet
dann der Asphalt. Wir sind vorbereitet. Bald danach kommt der Abzweig nach
Marmul. Den sollen wir nicht nehmen, weil man geradeaus bei Amal schneller
auf Asphalt komme. Das Problem: neben der Piste nach Marmul liegt auf
der neu gebauten Straße schon ein erster Asphaltaufstrich. Alle 150 Meter
jedoch ist der mit einer Steinreihe blockiert, damit schwere Autos den
noch instabilen Untergrund nicht zerstören. Für uns bleibt meist eine
Reifen-schmale Lücke, die schon das Vorderrad nur schwer trifft,
geschweige denn das Hinterrad.
Nach einem Kilometer geben
wir auf. Zurück auf Los. Statt kalkulierter 15 km Umweg sind es allerdings
wohl 30 km mehr. Piste wohlgemerkt. Am Ende sind wir umgeben von
Ölförderpumpen und Pipelines, die nicht besonders gesichert sind - wie in
vielen andern Ländern. Ein bisschen Zick Zack und wir können Amal rechts
liegen lassend zurück auf Asphalt. Fahren mit Gegenwind, dessen Stärke von
den Windungen der Straße abhängt. Müssen wir durch. Noch schlimmer: Die
Entfernungsangaben nach Marmul sind plötzlich 10 km weiter als auf unserer
Karte. Um 13 Uhr erreichen wir die Marmul-Tankstelle (Tages-KM 83). Des
Rätsels Lösung: Nach Marmul sind es immer noch 8 km, doch die Stadt bleibt
links liegen. Restaurant und Tanke möbeln uns wieder auf: Endlich wieder
Guaven-Nektar, Brombeer-Nektar, das lieb gewonnene Jeera Laban. Dazu mehr
Rückenwind, je nachdem, wie sich die Straße gerade wendet. Einige
Container-Camps in der Gegend. Direkt hinter dem letzten großen
Container-Camp-Abzweig, 63 km hinter der Marmul Tankstelle ernüchtert uns
die Baustelle und die langen Staubfahnen der in der Ferne dahinziehenden
Fahrzeuge. Auch hier soll im April 2006 laut Klaus Friedl mit Hochdruck an der Asphaltierung
gearbeitet worden sein. Was wir gegen Abend sehen, ist alles andere als
Hochdruck. Was aber auch eine Folge von Zyklon Gonu sein kann. Zwei
leckende Wasserwagen fahren neben uns auf der Piste, um am Ende die in
Rillen aufgeschütteten Kieslagen der neuen Trasse zu bewässern. Wir müssen
von der Trasse auf die Ersatzpiste ausweichen. Ein paar Meter weiter geht
der rote Ball unter, und wir sehen uns nach einem Übernachtungsplatz um.
Und finden eine schöne, geschützte Stelle in einem kleinen Flussbett.
Keine Frage: der letzte ist der schönste Wüstenschlafplatz. Selbst wenn
ein paar Meter weiter im Wadi Bagger und Raupe stehen, die die
Kieselsteine ausheben, die im nahen Mahlwerk zur Straßengrundlage gemahlen
werden. Miri liegt neben mir im Schlafsack im Wüstensand. Über uns
zunehmender Halbmond. Jetzt ist es zum ersten Mal so hell, dass wir alles
um uns herum gut erkennen können. Die Pflanzen, die Steine, die Hügel um
uns herum. Um im Mondlicht Tagebuch schreiben können. Von der immer noch
nicht fertigen Fernstraße her hören wir gelegentlich einen LKW oder Pick
Up daherrumpeln. Morgen Finale. Und heute diese traumhafte Übernachtung im
Wadi-Wüsten-Sand.
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