Lange Pause (trotz Trockenheit) in Lesina. Die Pizza Margherita ist viel zu groß, d.h. sie hat zu viele Teile (Foto oben). Cola-Cola brauche ich. In der lokalen Zeitung, La Gazzetta del Mezzogiorno, Fußball-Ergebnisse vom Wochenende. In den Orten, durch die ich gefahren bin.
Der Abstecher rund um Gargano hat sich gelohnt: eine sehr, sehr schöne Halbinsel mit wenig Verkehr. Kurz hinter Lesina kreuze ich die Autobahn. Die Strecke führt zurück zur SS16 Adritica. Die Neubaustrecke dorthin ist gesperrt. Offenbar ist die große Brücken-Stafette schon defekt. So ist es auch schöner. Die SS 16 ist dann ätzend. Viel Verkehr. Sehr viel Verkehr. Sehr, sehr viele LKW: Soll das so gehen bis Venedig???
Die Straße führt wieder zum Meer. Aber jetzt sind zwischen Straße und Strand die Zuggleise und reichlich Gebüsch. Einmal hätte ich rübergekonnt zum Schwimmen. Gerade scheint mal wieder die Sonne. Das Mediterrane lockt. Zum Glück, wie sich später zeigt, verzichte ich.
Denn beim Zwischencheck auf dem Smartphone entdecke ich: Ich hab gar nicht - wie gedacht - ein Zimmer in Termoli gebucht, sondern in Vasto. Kurz darauf ein Schild: Termoli 15 km, Vasto 30 km. Die 15 Kilometer schaffe ich auch noch. Oder hab ich mir die Zahlen nur eingebildet? Jedenfalls kommen mir in Termoli Zweifel. Ich messe nach: von wegen 15 Kilometer. Noch 32 Kilometer sagt Google.
Ok. Die dürften flach sein. Aber auch das entdecke ich: Der Zielort Vasto liegt auf dem Berg.
Vorher gilt es aber erst mal einen weiteren Regenschauer, einen weiteren Gewittersturm abzuwarten. Ich rette mich unter die Unterführung des Zugangs zu einem Hochhaus. Wieder peitscht es an mir vorbei (Video oben). Ich warte etwas lang. Als ich aufbreche, sind ringherum schwarze fette Wolken ohne Ende.
Und wenige lichte Lücken.
Als es schon halb dunkel ist, taucht am Fahrbahnrand ein Radweg auf: Anfangs asphaltiert. Der Asphalt ist schon zugewuchtert. Immerhin: die Radweg-Brücke parallel zur Straße ist wie neu. Danach hört der Asphalt auf. Das ist zunächst mal gut, weil die Strecke gleichmäßiger, ebener wird. Bis auf die Wasserstellen.
Vor allem eine, bei der ich vor dem Durchrollen nicht abschätzen kann, wie tief sie ist. Ergebnis: beide Füße geraten unter Wasser. Ich wusste gar nicht, wie trocken Schuhe und Strümpfe schon waren. Das ist jetzt vorbei.
Das Ortschild von Vasto kommt unerwartet früh. Nützt aber nichts, weil einsetzender Regensturm mich zu einer weiteren, längeren Zwangspause unter ein Tankstellendach zwingt. Noch 6,3 Kilometer sagt der Routenplaner. Davon die letzten beiden Kilometer kräftig bergauf. Quasi drei Lerchenberge. Das B&B liegt auf 150 Metern überm Meer im Kern der Stadt (Foto rechts am nächsten Morgen: Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs). Die Rezeption, das war klar, ist täglich nur von 17.30 bis 18.30 Uhr besetzt. Ich muss für den Check-In anrufen. Aber niemand hebt ab. Mir ist kalt, ich bin nass. Ich spreche auf den AB. Versuche es ein zweites Mal. Keine Reaktion. Kurz entschlossen buche ich ein weiteres Zimmer in einem Hotel in der Nähe. Im Gegensatz zur ersten Nacht muss ich aber diesmal nur eins zahlen. Und das ganze nasse Zeug waschen. Noch mehr Trübsal: ich beginne mit der literarischen Einstimmung auf den Lido di Venezia: "Gustav Aschenbach oder von Aschenbach, wie seit seinem fünfzigsten
Geburtstag amtlich sein Name lautete..." Mal wieder: Tod in Venedig.
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