Wandernde Dünen und säugende
Kamelkühe Freitag, 8. Dezember 2006:
Bou Lanouar - Tinchiri (192 km) Eine Tankstelle kommt direkt bei
Bou Lanouar, dann noch eine bei Tages-km 70. Das war's. Es wird wieder
einsamer. Mein Handy setzt aus, funktioniert nur in der Hauptstadt
Nouakchott. Gelegentlich wechselt die Landschaft schon zur
Savanne. Weil die Straße anfangs noch ein bisschen südöstlich führt,
habe ich morgens wieder Gegenwind. Bei Straßen-km 235, genau auf halber
Strecke zwischen den beiden Städten, wechselt der Asphalt: schwarz ist er
im Norden, jetzt wird er grau, aber genauso glatt und weich. Nicht so rau
wie der marokkanische. Kurz darauf wird eine große Raststätte gebaut.
Die könnte ich gebrauchen. Eine Kamelkuh säugt ihr Junges, zwei Raupen
helfen der Wanderdüne beim Spaziergang über die Nationalstraße und die
Sonne geht sanft unter. Vorher habe ich einen Blick in eine
Zelt-Auberge geworfen. Sieht ganz angenehm aus. Es ist hier nachts auch
wärmer als in der Sahara. So oder so: Ich muss ein paar Kilometer in der
Dunkelheit fahren, wenn ich morgen vor Anbruch der Dunkelheit nach
Nouakchott kommen will. Ein Fahrer versetzt mich etwas in Panik, als er
wie ein Bescheuerter hinter mir bremsend über den Randstreifen rutscht.
Anschließend beschwert er sich bei mir, ich verhalte mich extrem
gefährlich. Das könnte ich von ihm auch behaupten. Bei Tages-km 192
erreiche ich wie erwartet: "Zelte, Auberge" - wieder einmal dank der
wertvollen Aufzeichnungen von Alex Leisser, der 2005/2006 auf
seiner Kaptour (Nordkap
- Kapstadt) mit Michaela Göd hier radelte, basierend auf der Seite von Anna
und Luke, die kurz vor ihnen die im Jahr 2005 fertig gewordene
Atlantik-Asphalt-Strecke testeten und beschrieben. Die beiden Jungs bei
Zelt, Auberge und Laden stellen mich vor die Wahl: Zelt für 10 Euro oder
Hütte für 6,66 Euro. Der weiche Zeltboden erscheint mir wärmer und
romantischer. Und so bekomme ich 25 Quadratmeter Zelt, in dem ich sogar
stehen kann, ganz für mich und mein Fahrrad. Matte, Kopfkissen und Decke
liegen auch noch herum. Ein Traumquartier. Eine traumhafte Nacht unter dem
heute besonders sternigen Himmel, an dem der Mond erst nach Mitternacht
aufgeht.
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