Grudziądz lasse ich fast rechts auf der Anhöhe liegen, obwohl die Türme über der Stadtmauer verheißungsvoll aussehen. Der Radweg führt am Fuß der Stadtmauer stetig empor. Dann entscheide ich mich doch, das Rad samt Gepäck an die Reling anzuschließen und zu Fuß die Treppen in den Ort hochzusteigen. Ich brauche auch ein paar Lebensmittel. Einen kleinen Eindruck bekomme ich auch von der Schönheit des Orts.
Danach geht's mehr über kleine Straßen. Am See von Jezioro Nebrowo sind ein paar Menschen am - und die Kinder im - Wasser. Ich bald auch. Obwohl schon drohend ein paar Regenwolken aufgezogen sind. Der große Regenschauer ist unausweichlich, wenn ich heute noch ein paar Kilometer machen will. Die Straße führt samt Radweg unvermeidlich von der Weichsel ab, um bei Kwidzyn zurück zum Fluss zu führen. Eigentlich führen mich meine Planungen bzw. Apps hier über die große Weichselbrücke auf die Ostseite, aber die Beschilderung von Weichsel-Radweg und EuroVelo 9 lassen mich auf der rechten Weichselseite bleiben.
Während ich noch an meinem heute stotternden Bikecomputer rumbastle, überholt mich plötzlich das Paar von der Anhöhe vor Grudziądz. Jetzt aber nichts wie hinterher. Ich lasse mich ziehen, bleibe auf mittlerem Abstand, mache ein paar Fotos von ihnen. Mit den ersten Tropfen erreichen wir eine Bushaltestelle, wo wir uns unterstellen. Gemeinsam lässt sich der Regen, der alle Wetterapps übertrifft, leichter ertragen. Sie bieten mir Plätzchen an. Ich sage, dass ich schon zu viel Süßes heute gegessen habe. Darauf sie: "Dafür fährt man doch Fahrrad". Sie zelten meist, so auch heute in Malbork.
Einen Teil unserer 30 Rest-Kilometer haben wir noch gemeinsam, aber ich lasse sie ziehen. Komme erst langsam wieder in Fahrt. Bevor ich an der Weichselbrücke bei Tczew, früher Dirschau, mein in der Regenpause gebuchtes Zimmer mit Weichselblick an einer schönen Raststätte beziehen kann. Geschafft. Nur noch 66 Kilometer bis Danzig.
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