Fotos gibt es nicht und Erinnerungen im Grunde nur eine einzige. Das ist ungewöhnlich. Das schöne an Fahrradtouren ist eigentlich, dass von jedem Tag irgendeine Erinnerung bleibt. Anders als beim Urlaub am Strand etwa, führt jeder Tag durch eine bestimmte Strecke, die allein durch ihren Verlauf die Erinnerung unterstützt.
Von dieser Tour also gibt es eine zentrale Erinnerung. Sie ist eher traumatisch. Nicht primär für mich. Vielleicht hat genau das andere Erinnerungen verdrängt.
Wenn man die Strecke auf der Karte betrachtet, bin ich damals mehr oder weniger auf direktem Weg zunächst mal nach Leipzig geradelt. Dann wollte ich in Leipzig, Zwickau und Dresden Freunde besuchen.
In Leipzig studierte damals Alexandra. Und in meiner Fahrradeuphorie konnte ich sie begeistern, die Etappe von Leipzig nach Zwickau mit zu radeln. Die Strecke und an diesem Tag auch die Streckenlänge ergab sich eben aus meinen persönlichen Kontakten.
Bereits von Grimma an verlief die Route mehr oder weniger im Tal der Zwickauer Mulde. Wunderschön zum Beispiel bei Colditz, das ich von Dreharbeiten auf Schloss Colditz kannte. Allerdings im Winter.
Gleichwohl war die Strecke 110 Kilometer lang und das war selbst für mich bei damaligem Trainingsstand eine beachtliche Entfernung. Zumal ich die Entfernung vermutlich unterschätzt habe, weil die Quellenlage damals ohne entsprechende detaillierte Internetseiten überhaupt nicht mit späteren Zeiten vergleichbar war.
Jedenfalls mutete ich Alexandra eine Unternehmung zu, die deutlich über ihrer damaligen Fitness lag. Sie war zwar Alltagsradlerin im überwiegend flachen Leipzig, aber solch eine Unternehmung hätte doch ein bisschen Vorbereitung gebraucht.
So aber quälte sie sich oder ich sie, vermutlich auch mit meiner etwas höheren Geschwindigkeit, mehr oder weniger von Anfang an. Alexandra aber hielt gut mit. Sie ist halt tough.
Doch der Tag zog sich. Und sie quälte sich mehr und mehr. Hielt aber tapfer durch. Nur bei der Ankunft in Zwickau, als die Begegnung mit meinen Freunden Ulrike und Stefan der Höhepunkt des Tages werden sollte, war sie so geschafft und hatte genug von dem Trip, dass sie direkt mit dem Zug nach Leipzig zurückfuhr.
Für sie wohl eine leicht traumatische Erfahrung. Aber auch für mich, der ich der Planer dieser Etappe war. Gleichwohl hat es noch lange, lange gedauert, bis ich Etappen so geplant habe, dass sie für alle Beteiligten gleichermaßen Herausforderung aber auch Spaß bedeuten. (Text von März 2025)
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