Herz und Selz von Rheinhessen
Samstag, 29. August 2015: Mainz-Gonsenheim - Ingelheim - Alzey - Gerbach (88 km)
Um die Heimat neu zu erleben, starten wir von Mainz-Gonsenheim nicht wie gewohnt gleich runter ins Rheintal, sondern wählen die Hiwwel-Route, die fast vor unserer Haustür entlangführt. Hiwwel werden im Rhoihessischen die Hügel genannt. Und während Rheinhessen von Flüssen umgeben und durchzogen ist, liegen dazwischen eben überall reichlich Hügel. Und das macht die Hiwwel-Route zum Herzstück der rheinhessischen Radrouten.
Denn: wie heißt der Untertitel der offiziellen Broschüre "Radrouten Rheinhessen: Radeln zwischen Rhein und Reben" der Rheinhessen-Touristik GmbH? "Rheinhessen - Magie der 1000 Hügel".
Die allerersten Hügel bringen uns gleich ins Schwitzen und auf die Höhen der Römerquelle von Finthen. Der Sommer gibt an seinen letzten drei Tagen noch einmal alles. Wir auch. Und werden jenseits der bekannten Wohnviertel auf dem Höllenberg belohnt mit Obst (Foto ganz unten). Reichlich reifem Obst. Sogar die Kirschen sind teilweise noch genießbar, die dicken Pflaumen lassen die Äste bis auf den Boden reichen, Mirabellen könnten wir tausende pflücken. Nachdem wir in Heidesheim die Obstroute zum ersten Mal gequert haben, hängen rote und weiße Trauben an den Weinstöcken. Eine anstrengende Paradies-Fahrt. Die in die Kaiserpfalz von Ingelheim mündet. Auf ein paar Schlenkern werden wir ins Selztal geführt, anfangs hier vereint mit Hiwwel- und Obstroute. Auf die Selz stößt man allerorten in Rheinhessen, und erst die Fahrt (fast) von der Mündung in den Rhein bis zur Quelle jenseits von Alzey offenbart den Grund: Sie führt in einer großen Schleife durchs Land. Und uns daher zunächst fast wieder nach Mainz zurück. Zumindest bis Nieder-Olm. Bis dahin erleben wir ihren schönsten Teil. Denn hier liegt sie tief eingeschnitten im Tal. Die Wein- und Obstterrassen grüßen von den Hügeln.
Bei der Mittagspause können wir grad noch so in der prallen Sonne sitzen. Hernach hat das Tal mehr Weite. Felder, die weitgehend abgeerntet sind (Foto ganz oben). Richtig im Tal fühlt man sich erst wieder bei Alzey. Man ist schon fast in der Stadt, als der Weg noch einmal einen völlig unsinnigen Riesenschlenker nach Norden macht. Nicht nur zwei unnötige Umweg-Kilometer sondern auch massig Höhenmeter - und die direkt an der Autobahn. Kann das irgendjemand verstehen? Die Altstadt von Alzey belohnt dann aber so oder so (Foto rechts). Wir folgen der Selz weiter auf sehr neuen Radwegen bis zur Quelle. Am Ortsrand von Orbis findet sie sich, wenige Meter neben dem Radweg. Umgeben von Bäumen und mit einigen Informationen bis zurück zu den Kelten. Das Thermometer hält sich am späten Nachmittag konstant bei 33, 34 Grad (Foto in der Abendsonne unten). Nach Ende des Radwegs erklimmen wir nun die Höhen unterhalb des Donnerbergs. Der nächste Campingplatz liegt bei Gerbach und heißt auch gleich Donnersberg. Ein paar Mal rauf und runter, teils im Wald, dann die lange Abfahrt mit fast 70 Stundenkilometern und wir erreichen den Campingplatz rund um einen kleinen See (Foto unten). Wunderbare Abkühlung nach dem heißen Tag. Sommerferiengefühl. Zumal im Zelt.
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