Miris Bad in Lahn und Wied
Samstag, 11. Juni 2016: Laurenburg - Diez - Wallmerod - Westerburg - Wied-Quelle - Winkelbach (81 km)
Wenn irgendjemand irgendwo in den Fluss springt, so wie gestern Abend am Gasthaus, wird Miri ja nun erst recht schwimmen gehen. Das tut sie zunächst mal am Morgen in der Lahn direkt hinter unserm "Haus am Fluss". Während ich mich in der Morgenstunde am Fluss sitzend nach Berlin entführen lasse aus Westerwälder Perspektive: Hanns-Josef Ortheil beschreibt in "Die Berlinreise" als zwölfjähriger Sohn eines Westerwälder Paars seine Eindrücke von West- und Ost-Berlin im Jahr 1964.
Es ist dann aber nicht der holprige, Beton-gepflasterte Ufer-Pfad hinterm Haus, der uns am Fluss entlang führt. Die Route führt als Weg für landwirtschaftliche Fahrzeuge zunächst ganz bequem weiter etwas oberhalb der Lahn. Auch wenn Schilder davor warnen.
Schon mehrfach habe ich hier den mühsamen Weg über die Höhen genommen. Mit rund 250 Höhenmetern. Das ist der offizielle Lahn-Radweg. Einzige offizielle Alternative: Transport mit der Bahn, so wie es zwei Gäste in unserer Unterkunft gestern Abend gemacht haben. Nachdem sie zuvor für zwölf Kilometer ihre Räder gegen Kanus getauscht hatten. Und entsprechend erschöpft ihre Räder wieder bestiegen, die der Kanu-Vermieter an den Zielpunkt gekarrt hatte.
Der Weg im Naturschutzgebiet Gabelstein-Hölloch wird schmaler und schmaler. Und immer sumpfiger. An einigen Stellen können wir uns nur mühsam durch den dank der vielen Regenfälle aufgeweichten Schlamm kämpfen (Foto links). Bis der Weg in einen Treidelpfad übergeht. Über Stock, Stein und Wurzel katapultieren wir unsere Räder. Der vermeintlich schwierigste Streckenabschnitt erweist sich mal wieder als der schönste. Ganz nah am Fluss. Weitab von allem motorisierten Verkehr (Fotos unten; Videos ganz oben Mitte). Erst hinter der Schleuse Scheid, wo wir wieder Asphalt unter die Reifen bekommen, begegnen uns andere Lahn-Radler (Video ganz oben links). Alles in allem eine völlig unkomplizierte und wunderschöne Strecke bis Geilnau, von der leider offiziell abgeraten wird. Wobei auch der Naturschutz eine Rolle spielt.
Bei Balduinstein blockieren einige Bootsbesitzer demonstrativ mit einer Schubkarre den schmalen Radweg. Gelebte Willkommenskultur. Bei Diez werden wir auf die südliche Lahnseite geführt. Und dann einen Berg hinauf, der nicht unbedingt nötig erscheint. Doch bald darauf am Stadtrand von Limburg drehen wir wieder nach Norden, um über den Westerwald zur Wied-Quelle zu kommen. Einige Kilometer fahren wir an der ICE-Strecke entlang, um dann unter ihr und der Autobahn hindurch ins Erbach-Tal durchzustoßen. Das ist wieder ganz wunderbar. Bringt uns nach Niedererbach und von dort ins wesentlich höher gelegene Obererbach. Mit einer interessanten Kirche aus Basaltstein (Foto unten).
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