Schwarz-Rot-Gold: Die Party geht
weiter
Dienstag, 11. Juli 2006: Hamburg - Lauenburg -
Hitzacker (122 km) Die Strandperle ist so etwas wie der
inoffizielle Start- und Zielpunkt des Elbe-Radwegs in Hamburg. Früh am
Morgen ist das Strandcafé noch geschlossen. Die Szenerie von Sandstrand,
Joggern, Hafen und Elbauen ist trotzdem klasse. Ich starte - erstmals mit
einer Fahne: Die Fußball hat Schwarz-Rot-Gold zu Modefarben dieses Sommers
gemacht. Und so bin ich zusammen mit dem orangen T-Shirt gut
auf den Bildern des Kamerateams zu finden, das mich mal näher, mal
distanzierter begleitet. Ein schmaler Weg führt durch den Stadtteil
Övelgönne an Fachwerkhäusern vorbei. Sieht gar nicht nach Hamburg aus.
Eigentlich darf man hier nicht radeln, weil es so eng ist. Gerade hier
begegnet mir jemand, der den Trip in umgekehrter Richtung soeben hinter
sich gebracht hat: Dresden - Hamburg. Er klagt über Sand- und Holper-Wege.
Das kann mich nicht aufhalten. In der Lauenburger Mühle machen wir eine
Pause, weil hier Papagei Nora Flaschen öffnet. Für uns kleine
Likör-Flaschen. Was man zum Glück auf den Fernsehbildern nicht bemerkt: Es
stinkt beachtlich. Aber das unermüdliche Aufbrechen der Metallhülsen ist
erstaunlich. Dann regnet’s. Nicht lang, aber genug für ein paar
Leidensbilder. Unter einem Baum entdecke ich zwei junge Radler, die sich
dorthin geflüchtet haben. Der Blick auf die keineswegs Wasser-dichten
Radtaschen verrät: Anfänger. Der dritte Mitfahrer im Bunde ist ihnen
verletzungsbedingt abhanden gekommen. Das hatte aber nichts mit dem Radln
zu tun. Dank Rückenwind erreiche ich Hitzacker (Foto links: Kamera-Mann
Jan-Peter Sölter und Kamera-Assistent Matthias Fey ziehen an einem Kabel) halbwegs im
Zeitplan. Kurz vor knapp gilt es noch ein paar Hügel zu überwinden. Am
Ziel inszenieren wir einen kleinen Schluss-Spurt mit Fotofinish und der
dazugehörigen Etappen-Siegerehrung mit Gelbem Trikot, für die ich Heike
zum Küssen sowie Thomas und Michael für die Plätze 2 und 3 gewinnen kann.
Auch sie sind von Hamburg aus gen Osten mit dem Radl unterwegs.
You will never bike alone:
Zwergen-La-Ola und Fahrrad-Haltestellen Mittwoch, 12. Juli 2006:
Hitzacker - Wahrenberg - Arneburg (123 km) Am zweiten Morgen meiner
"Tour de Elbe" stoße ich im Gestrüpp der Hügel rund um Hitzacker auf ein
Zwergen-Frühstück. Das ist pures Glück: Denn die Kobolde lassen sich nur
einmal im Jahr blicken: In der Zwergen-Woche im Juli. Mit Zwergensaft im
Leib und der LaOla-Welle im Herz heißt es: Jetzt geht’s los. Weiter an der
Elbe entlang... Michael und Thomas sind mit dabei. Die beiden
Wassserschutz-Polizisten machen Kurzurlaub und wollen zu einem Depeche
Mode Konzert nach Leipzig radeln. Danach will Thomas die letzte Woche der
Tour de France live erleben und Alpe d’Huez mit seinem Rennrad bezwingen.
Ich genieße die Fahrt in ihrem Windschatten. Eine „Fahrrad-Haltestelle“
lockt uns im Wendland von der Strecke. Auf dem dazugehörigen Bauernhof
entdecken wir Friedegunde Zippoll. In der Einsamkeit des Wendlandes sollen
die Fahrrad-Haltestellen die Radler vor dem Verhungern und Verdursten
retten. Alles umsonst. Wer will kann Friedegundes Sparschwein füttern.
Schlechte Erfahrungen hat die Fahrrad-Haltestellen-Betreuerin bisher keine
gemacht. Wir erreichen das frühere deutsch-deutsche Grenz-Gebiet mit
Betonpisten, Bioreservat und Wachturm. Hier trennen sich vorerst unsere
Wege. In der Sommersaison heißt es auf dem Elbe-Radweg aber fast immer:
You’ll never bike alone. Ständig begegnen mit Gruppen und
Grüppchen. Ich mache einen kleinen Abstecher nach Wahrenberg, der Ort
Sachsen-Anhalts mit den meisten Störche. Hier erläutert mir Wolfgang
Brünicke (sh. Seite Foto-Special), dass die
Störche alle freiwillig kommen. Die vielen Tümpel und Seen in der Umgebung
sind Anziehungspunkt genug.
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