Vom Paulus zu den Patiencen Freitag, 3. März 2006:
Adana - Tasucu (162 km) Nach zwölf Stunden fliegen die Einzelteile
meines Fahrrads und Gepäcks samt mir in Adana aus dem Bus. Die spärlichen
Verkäufer sammeln sich rund ums Rad, unterstützen das
Zusammensetzen. Im Widerspruch zum Polyglott "Türkische
Mittelmeerküste" (1996/97) erinnert in Tarsus doch viel an den Sohn der
Stadt Saulus alias Paulus: ein paulinischer Brunnen für italienische
Pilger, eine orthodoxe Paulus-Kirche, die als Museum zu besichtigen ist,
eine ältere römische Kirche, die als Moschee dient. Und die neusten
Ausgrabungen des Cardo Maximus, die mir der städtische Tourism Adviser
Nadir Durgun erläutert. Obwohl es nachmittags sonnig ist, bleibt das
Taurus-Gebirge zur Rechten den ganzen Tag über im Dunst unsichtbar.
Kilometerlang ziehen sich durch Kilikien die Hochhäuser des türkischen
Inlands-Tourismus entlang manch schöner Promenade (Foto rechts). Am Abend
erreiche ich Tasucu. Ein kleiner Ort, von dem aus der Fährverkehr zur
international nicht anerkannten Republik Nordzypern aufrecht erhalten
wird. Obwohl es zwei tägliche Verbindungen gibt, ist für meinen geplanten
Zypern-Abstecher durch die Tage auf Rhodos keine Zeit mehr. Merkwürdig
begegnen mir die Menschen an dieser Verbindung zu der merkwürdigen
Republik. Im Motel Lades ist Licht an der Rezeption. Als ich zum Hotel als
meine erste Wahl zurückkomme, tritt der Hotelbesitzer oder -manager
heraus, um mir zu sagen, dass sie noch renovieren. Er empfiehlt mir das
letzte Hotel meiner Wahl. Versuche ich es erst bei einem Hotel gegenüber
einem der Internet-Cafés. Passend zum "reborn net" heißt eins hier "new
age". Der Junge an der Hotel-Rezeption kann sich nur mühsam von seinen
Patiencen am Computer lösen. Leicht widerwillig zeigt er mir ein Zimmer.
Als wir wieder an der Rezeption sind erwähnt er, dass es auch Zimmer mit
Air Condition, sprich Heizung, gebe. Lasse ich mir auch das noch zeigen,
nachdem ich mich wieder einige Patiencen gedulden muss. Im Zimmer
entdecke ich unter der Decke im Schrank merkwürdige Wattebäuschchen. Als
ich die in den Abfalleimer stecken will, ist das kaum möglich, weil der zu
voll ist. Der Junge will wieder zu seinen Patiencen. Ich begleite ihn und
verabschiede mich zum Nachbar-Hotel. Auch hier keine große Begeisterung.
Immerhin das Zimmer ist ok. Ich bleibe. Um später in einem halbwegs großen
Lebensmittelgeschäft von einem andern Jungen hautnah beschattet zu werden
bei jeder Bewegung. Strange places, strange people.
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