Panorama-Route im Troodos-Gebirge
Donnerstag, 26. Februar 2009: Paphos - Kidasi - Pano Platres (58 km)
Regen treibt mich ins Internet-Café. Schlimmer: der Hotel-Chef meint, es gebe nur einen Weg weiter: zurück mindestens bis Limassol. Richtig rum um die Insel kann man nicht fahren, weil nördlich vom Gebirge die Straße durch die Grenze zum türkisch besetzten Nord-Zypern gesperrt ist. Übers Gebirge kann man nicht fahren, weil laut Hotel-Chef alles zugeschneit ist. Erst im dritten Anlauf gelingt es mir, ihm abzuringen, man könne bis zu einer gewissen Höhe aufradeln und dann an der Höhe entlang irgendwie auch nach Nikosia kommen.
Als der Regen eine Pause einlegt und der Himmel nicht mehr ganz so düster dreinschaut, schwinge ich mich aufs Rad. 15 Kilometer den gleichen Weg wie gestern, fast bis zu Aphrodites Beauty-Spot. Dann ins Diarizo-Tal, wobei man aus Westen kommend vorher noch unnötigerweise auf die Höhe der Staumauer des Asprokremmos-Sees geführt wird, 50 überflüssige Höhenmeter, die man sofort wieder verliert.
Wie jedes ordentliche Bergtal wird das Diarizo-Tal je länger desto schöner. Und steiler. Noch steiler, wenn's aus dem Tal auf die Höhe führt. Das hält auch warm. Wieder sind Unterkünfte Fehlanzeige. Selbst Lebensmittel. Mein Vorrat ist klein genug. In den Kneipen gibt es nur Getränke. Eine Bruchbude, die von außen mit Zeichen der zyprischen Post gesegnet ist, wird von zwei älteren Herren bewohnt, die nichts haben, schon gar keine Briefmarken. Zypern abseits des Massentourismus? Die Straße ist erst mal oben und legt jetzt als Panorama-Route so richtig los (Foto rechts). Richtig waldig. Bis auf die Passhöhe von Troodos (1730 m) werd ichs heute nicht schaffen. Zur Not kann ich an anderer Stelle nach Limassol runter. Es muss doch irgendwo Unterkünfte geben.
Es ist dunkel. Wie stets auf dieser Reise um sechs. Ich kaufe noch einmal zwei Snickers, einen kleinen Trink-Erdbeer-Joghurt. Eine Flasche Wasser. Und frage nach dem nächsten Quartier. Im nächsten Dorf, Pano Platres, gebe es ein Hotel, vielleicht schon hier, in Kato Platres am Ortsausgang. Dort erzählen sie mir, die Zimmer würden renoviert, aber im nächsten Dorf gebe es einige Quartiere. Erstaunt blicke ich in den Reise Know-How. Tatsächlich. Stimmt. Am ersten Hotel halte ich. Es brennt drinnen entfernt Licht. Ein alter Mann hockt an einem Tisch, vertieft in Unterlagen. Ich klopfe. Stärker. Nichts tut sich. Ich schlage fest gegen die Scheiben. Er rührt sich, blickt auf - und wieder runter. Jetzt gehe ich an der Veranda-Front entlang. Acht große Scheiben-Türen nebeneinander. Eine davon wird sich öffnen lassen. Schon die dritte gibt nach. Ich stehe im Frühstückszimmer und eine weitere Glasfront trennt mich von dem alten Mann.
Der staunt nicht schlecht, als er mich lässig in sein Winter-Büro einziehen sieht. Ich habe nicht viel Hoffnung auf ein Zimmer hier. Doch der langsam aber gutes Englisch sprechende Manager bietet mir ein Zimmer an. Fast halb so teuer wie gestern, aber hier von vornherein freiwillig mit Extra-Elektro-Heizung. Das Wasser brauche eine halbe Stunde, bis es warm werde. Es dauert zwar eine ganze Stunde, bis es halbwegs lauwarm ist, aber so lang kann ich mich ja aufwärmen. Dazu wirft er die Zentralheizung an. Nur mit dem Frühstück können wir uns nicht so recht einigen. Ich will wie stets spätestens um acht Uhr, er meint, dann sei das ganze Wasser gefroren auf den Straßen. Vor zehn Uhr mache das Losfahren keinen Sinn. Immerhin: es klingt, als sei der Pass im Prinzip doch geöffnet. Schon hier auf 1100 m Höhe liegen überall zusammengekehrte Schneereste vom Morgen.
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