Vive la französische Ess-Kultur
Dienstag, 14. April 2009:
Lausanne - Genf - Grenze Schweiz/Frankreich - Seyssel (128 km) Schöne Morgenstimmung am See. Schmale Wege und Stege, eigentlich nur für Fußgänger, doch die gibt es kaum, führen direkt am Ufer entlang. Holperig romantisch (Foto links). Auch wenn die Sicht heute schlechter ist. Die Kirchenreste des ehemaligen Cluniazenser-Priorats Saint-Sulpice (Foto oben) geben immer noch eine prächtige calvinistische Rest-Kirche ab. Wenig später führt die jetzt wieder erkennbare Veloroute 1 etwas unmotiviert in die Weinberge. Und quert gelegentlich Gleise und Autobahn. Das nervt. Wir kehren zurück auf die Uferstraße, die meist einen respektablen Radweg zur Seite hat. Die Uefa hat ihren Sitz im weniger bekannten Nyon, wo sie grad kräftig ausbaut. Die Uefa ist mit ihren 53 Mitgliedsländern nicht ganz unwichtig für meine Radl-Statistik. Mit der Uefa zähle ich England, Nordirland, Schottland und Wales als eigene Länder. Von den UEFA-Ländern fehlen mir derzeit noch Armenien, Färöer, Kasachstan und Island. Der UEFA fehlt dafür im Gegensatz zu mir der Kosovo, Monaco und der Vatikan... In Genf potenziert sich die Zahl der internationalen Organisationen, die ihren Hauptsitz am See haben: IKRK,
ILO, ÖRK, UNHCR, WHO. Wir machen einen Abstecher durch den Botanischen Garten mit blühenden Magnolien (Foto unten beim 19. April) zum ehemaligen Völkerbund-Gelände, wo die Uno ihren Europa-Sitz hat. Ein nahezu endloses Spalier von Fahnen der Mitgliedsländer. Früh erblicken wir auch die 140 Meter hohe Wasserfontäne über der City. In der Kathedrale durchkreuzt die calvinistisch motivierte Ausrichtung auf die Kanzel die gotische Konstruktion. In der Touri-Info versuchen wir noch was zu erfahren über das Rad-Projekt du Léman à la mer ("Vom Genfer See zum Mittelmeer"). Die Mitarbeiterin kann aber auch nur die im Aufbau befindliche (und inzwischen wieder verschwundene) Internet-Seite aufrufen. Immerhin bekommen wir eine exzellente Fahrradkarte für Genf und Umgebung, die uns straight aus der Stadt führt. Über die Route de Chancy. Da ein direkter Uferweg an der Rhône nicht zu erkennen ist. In Chancy beginnt dann, wie wir eine Stunde zu spät erfahren, der beschilderte Radweg "du Léman à la mer". Wir wählen einen andern Weg über die seit Mitte Dezember offene Schengen-Grenze nach Frankreich und den ersten Durchbruch der Rhône durch den Jura nach Bellegarde. Dort ist die Touri-Info richtig fit. Und weiß auch etwas vom Rhône-Radweg. Vor allem von den Unterkünften der Gegend. Das erlaubt uns nach telefonischer Voranmeldung noch bis zum Hotel Beau Séjour in Seyssel zu fahren. Zunächst ein bisschen aufwärts bis Billiat und dann sanft durch Hügelland oberhalb des Rhône-Tals. Seyssel ist eine geteilte Stadt. Durch die Rhône. Das Westufer gehört zum allerersten französischen Département, durch das wir seit der Grenze fahren, der No. 01: Ain. Das Ostufer, wo wir auch unser frisch renoviertes Hotel finden, zu Haute-Savoie. Endlich testen wir Rhône-Wein. Allerdings nicht in der Westufer-Pizzeria, wo auch gegen 22 Uhr nur Menus aufgetragen werden. Vive la französische Ess-Kultur.
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