In der Ferne ragt das Kranenmeer von Bremerhaven auf. Dazwischen liegt noch die Wesermündung. Weil ich häufig Mai-Touren an Donnerstags-Feiertagen mit einem Brückenfreitag gemacht habe, fühle ich mich durch den Mittwochs-Maifeiertag die ganze Tour über immer einen Tag später. Heute denke ich also meist, es ist Samstag. Dabei ist es ein ganz normaler Wochentag. Deshalb fährt die Fähre nach Bremerhaven alle 20 Minuten und nicht, wie ich zunächst irrtümlich annehme, alle 40 Minuten.
Die Autofähre (Foto rechts) bringt mich in zwölf Minuten ins Herz der Stadt. Ich radle nunmehr im letzten der 16 Bundesländer: Bremen. Berlin, mein Bundesland Nummer 15, habe ich schon vor zehn Jahren erstmals auf einer Tour unter die Felgen genommen. So vollende ich die Bundesländer auf meiner Tour 99 (der 50. Tour, die auch durch Deutschland führt) mit dem kleinsten, das zugleich die wenigsten Einwohner hat.
Zehn Kilometer radle ich umtost von Containerlastern durch den Hafen von Bremerhaven. Sehe den futuresken Autotransporter Polaris Highway von 2017 (Foto unten). Ansonsten ist die Hafenfahrt nicht allzu spaßig, dazu schlecht beschildert. Zuletzt geht es durch einen Tunnel, und plötzlich hat man den Hafen hinter sich gelassen: ein Misthaufen, der Deich und ein Radweg. Stille wie zuvor. Anders als hinter Eckwarderhörne heute Mittag, nimmt der Deich dem Wind nicht die Kraft. Also nochmals zwanzig Kilometer kämpfen. Merkwürdigerweise nehmen offizielle Radwege wieder Umwege landeinwärts. Ich bleibe am Meer, am Deich, wo nun ein „Neufeld“ auf das nächste folgt. In Dorum-Neufeld lädt das Deichhotel zum Verweilen. Und vor dem Deich ist durch die Wolken sogar ein Stückchen Sonnenuntergang zu genießen.
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