Wir verlassen die Ringstraße, um auf acht Kilometern Piste die Raststätte Möðrudalur zu erreichen.
Islands höchst gelegener Bauernhof ist an diesem Wochenende ein isländisches Mekka. Das alljährliche Sommerfest steigt. In der Scheune bereiten sie eine kleine Kunstausstellung mit isländischen Motiven vor. Zimmer sind alle ausgebucht. Der Campingplatz schon ganz gut belegt, aber das wird sich noch erheblich steigern. So werden wir zu unserm ersten gemeinsamen Campingglück gezwungen. Zur seelisch-moralischen Erbauung machen wir erst mal eine Jausen. Um dann in einer für unsere Vorstellung sensationellen halben Stunde ein uns bis dato völlig unbekanntes Zelt, das uns Gudrun und Michael netter Weise kurzfristig angeboten haben, aufzubauen. Für das Probeaufbauen daheim oder in Zug und Schiff fehlte uns die Muße. Macht nix. Das Zelt ist quasi selbst erklärend, und die äußeren Umstände für einen Zeltaufbau sind ideal. Rasen, kein Regen. Noch kein Regen. Wenig Wind. Der Wohnwagen - Zelte gibt es kaum auf diesem Platz - der uns den meisten Wind nehmen soll, verbreitet jedoch von allen am meisten Lärm. Als wir bitten, die Country-Musik etwas zu reduzieren, verweist man auf das einmalige jährliche Fest. Wenn wir Ruhe gesucht hätten, seien wir in dieser Nacht am falschen Ort.
Es bleibt vorerst erstaunlich ruhig. Bis ein Wagen seine Scheinwerfer zunächst auf unser Zelt richtet, um seine Musik in alle Richtungen drönen zu lassen. So röhrt
Pfarrerstochter Katy Perry ihre Klage über die Unentschlossenheit eines Fast-Bräutigams über den ganzen Zeltplatz:
"Cause you're hot, then you're cold. You're yes, then you're no. You're in, then you're out. You're up, then you're down.
You're wrong, when it's right. It's black, and it's white."
Als "Hot N Cold" gelaufen ist, bequeme ich mich aus dem Zelt und kann für die Reduzierung der Musik aus dem Wagen, einem Großraumtaxi, sorgen. Nicht nachhaltig genug.
Während ich mein erstes Viking-Bier trinke zur Live-Musik eines isländischen Folkmusikers ("Farian, Farian, Farian....") im Camping-Restaurant, dem Auftakt des Sommerfestes bei arktischen Temperaturen,
kommt Miri und bittet um Versetzung des Zeltes. Ein weiterer Wagen ist zu unserm Nachbarn gestoßen und hat sein Eröffnungskonzert aus dem Autoradio begonnen. Um Mitternacht haben wir den zweiten Zeltaufbau hinter uns. Alle Heringe verankert. Etwas mehr Schieflage. Aber Ruhe.
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