Miri und die Schlange im See - Wolken über dem Sunnyside Restaurant
Montag, 7. Mai 2012: Duttona Beach - Blenheim - Merlin - Mitchell's Bay (126 km)
Tiere haben den Müll am Mülleimer auseinander genommen. Unseren Müll und uns haben sie in Ruhe gelassen. Es gibt ein paar Regentropfen am Morgen, aber halbwegs trocken machen wir uns davon. Frühstücken können wir mangels Masse sowieso nicht so recht. Wir bauen auf New Glasgow. Und siehe da, es gibt dort das Sunnyside Restaurant: Breakfast und Lunch an der Kreuzung von drei Häusern und zwei Straßen. Montags geschlossen. Das ist heute. Wir krümeln die letzten Vorräte aus den Taschen. Ein paar Kekse, ein paar getrocknete Kirschen, Schokolade, ein bisschen Cheddar-Käse, ein halbes Liter Milch, Kaffee. Es bleibt sogar noch etwas übrig. Eine schwarze Wolkendecke schiebt sich auf uns und das Sunnyside Restaurant zu. Nun gut, Regen ist für heute Mittag angesagt, stärkerer Regen für den Nachmittag. Jetzt regnet es schon ab halb elf. Langsam startend, stetig stärker werdend, alles durchnässend. Nach 60 Kilometern erreichen wir Blenheim: der erste Supermarkt, das erste Restaurant, das erste alles. Im Grocery-Shop "no frills" trocknen wir uns, wärmen uns, decken uns mit Lebensmitteln für den Rest von Kanada ein. Und im ur-kanadischen Fastfood-Laden Tim Hortons bringen wir uns mit Kakao, Tchai, Mushroom-Soup, Bagel, Muffin wieder in Fahrt-Form.
Unterdessen hat der Regen aufgehört, der auch nach aktueller Durchsicht der Tageszeitungen, nach wie vor erst am Nachmittag und Abend so richtig aufdrehen soll. Es kommt sogar die Sonne hervor. Und John fährt uns entgegen mit seinem grell-gelben Regenschutz rund um alle Fahrradtaschen (Foto rechts). Er will nach Louisianna und von dort nach Kalifornien. Seinen Job hat er aufgegeben und grad gestern seine große Tour begonnen. Er kommt aus Windsor, der kanadischen Schwester-Stadt von Detroit. Wir wissen, dass nur ein Autotunnel und eine Autobrücke von Town zu Town führt. Die Damen an der Touri-Info von Niagara Falls meinten, da komme man schon irgendwie mit dem Fahrrad rüber. John ist vom Gegenteil überzeugt. Allerhöchstens ein Trip mit Taxi sei denkbar. Das ist nicht ganz in unserm Sinne. Und klingt nach Stress. Wir konsultieren die Karte und stellen erfreut fest, dass wir grad noch die Kurve kriegen können, um einmal um den See St. Clair zu fahren und dort mit der Fähre über die Grenze. Also: Wir fahren sofort vom Highway 3, dem legendären Talbot Trail ab. Erste rechts, die Merlin Road nach Merlin, über die Autobahn, die Eisenbahn (Foto links), über die Themse (!) und dann kommt man vom anglophonen und -philen Teil in ein kleines frankophones Gebiet: Pain Court, Grande Pointe begrüßt mit "Bienvenue". Wir rollen in den Marine Park von Mitchell's Bay am Lake St. Clair (Foto unten). Eine großzügige Camping- und Hafenanlage. Das Office ist zu Saisonbeginn nur von 9 bis 17 Uhr besetzt. Es ist kurz nach 17 Uhr, aber zwei Ladies, die hier arbeiten, rollen mit ihrem Wagen auf uns zu. Wir sollten einfach irgendwo zelten. Das sei schon in Ordnung. So zelten wir auf der kleinen Insel im Yachthafen, direkt an den zentralen Facilities des Camping-Platzes. Miri steigt ein bisschen ins Wasser, obwohl sie dort zuvor eine Schlange sich dahinschlängeln sah.
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