Das erste Mal über Nacht
Freitag, 27. August 2010: 20:00 Uhr: Ruhr-Quelle bei Winterberg-Elkeringhausen
Wir fühlen uns so klein, wie das Bächlein, dem wir auf Waldwegen folgen. Sind wir bis morgen 20 Uhr in Duisburg an der Mündung? Das Quellwasser bei Winterberg ist klarer als unsere wirre Idee.
Christoph: Ich mach noch mal die Wasserflasche voll. Glaubst du, wir schaffen das: 240 Kilometer in 24 Stunden? Gudrun: Ja, wir müssen, oder? Christoph: Wir müssen? Gudrun: Deadline ist gesetzt. Christoph: Absolut. Was war denn deine weiteste Strecke bis jetzt? Gudrun: 200 Punkt. Genau. Christoph: 200 an einem Tag – Jo, is ja nicht mehr weit dann.
Christoph: Auf geht’s. 24 Stunden von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang. Gudrun: Sonne, eh? Christoph: Ja, ich hoffe wir sehen sie dann irgendwann in den nächsten 24 Stunden.
Nach 300 Metern haben wir uns zum ersten Mal verfahren.
Gudrun: Ja. Ich glaube, wir sollten zurück über die Ruhr. Christoph: Aber da war kein Schild, oder? Gudrun: Ich hab nichts gesehn. Was aber nichts heißt.
Zurück über die Ruhr. Es ist elf, zwölf Grad. Nasskalt. Es fängt an zu regnen und gleich wird es ganz dunkel sein. Gudrun ist schon durch Russland (2009: Radtour von Odessa (Ukraine) nach Sotschi (Russland)), den Kaukasus (2010:
Von Baku nach Sotschi - на велосипеде (auf dem Fahrrad)) geradelt. Über extrem schlechte Straßen und Wege - aber noch nie: über Nacht.
Ich auch nicht. Gudrun kenne ich durch Touren-Berichte im Internet. Ist sie fit genug für stundenlangen Regen im Wintersportgebiet?
Gudrun: Noch sind die Füße trocken. Ich hoff, das bleibt so. Ja, ich hab Ersatzsocken dabei. Aber mal sehen. Ich glaub das Wetter kann nur besser werden.
Verrückt: niemand fährt mehr Rad an diesem ungemütlichen Freitagabend im Sauerland. Nur wir zwei. Haben wir uns zu viel zugemutet? Halten wir das durch: eine ganze Nacht auf dem Sattel?
Das kleine Bächlein mit dem Namen Ruhr bekommen wir kaum zu sehen, es geht auf und ab, konstant ist nur eins:
Christoph: Regen, Regen, Regen.
Nach einer halben Stunde haben wir grad mal fünf Kilometer geschafft.
Niedersfeld ist das erste Miniziel, wo wir vielleicht eine Pause im Trockenen machen können. Bis dahin ist es längst dunkel geworden..
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