Meine Fahrräder: Geschichte(n) einer Faszination
Auf ungezählten Rädern habe ich mich schon fortbewegt auf diesem Globus. Alles begann, als ich an einem Weihnachtsfest mein erstes Fahrrad geschenkt bekam. Man schrieb das Jahr 1969 und ich war sechs Jahre alt.
Leider fiel auch in jenem Jahr Weihnachten auf der Nordhalbkugel in den Winter und an erste Testfahrten mit dem heiß geliebten neuen Fahrrad war nicht zu denken - meinten zumindest meine Eltern. Noch schlimmer: Es verschwand in Omas Keller. Für Mooonate. Wie das Foto oben beweist, durfte ich aber zumindest 1971 dann definitiv damit fahren.
Oder begann es doch schon früher? Als mein Vater mich mitnahm im Korb am Lenker auf der ostfriesischen Nordseeinsel Juist, als ich 1985 gerade mal zwei Jahre alt war? Von anderen Schlüsselmomenten gibt es keine Fotos oder Videos.
Vor allem von dem bewegenden Moment, wenn man sich zum ersten Mal ohne äußere Hilfe fortbewegt, scheinbar schwebend und das besondere Gefühl des Fahrradfahrens spürt. Es geht voran - aber nur solange man sich bewegt: "La vie, c'est comme une bicyclette, il faut avancer pour ne pas perdre l'équilibre." Das ist zum geflügelten Wort geworden. Wird Albert Einstein zugeschrieben.
Ein paar Räder habe ich selbst gekauft. Vergleichsweise einfache, schwere Räder. Viele Räder habe ich gebraucht gekauft. Sogar ein Koga-Rad mit Rohloff-Narbe. So gibt es Räder, auf denen ich sehr viele Touren zurückgelegt habe, Räder, auf denen ich nur einige wenige Touren oder eine einzige Tour zurückgelegt habe.
Unvergessen zum Beispiel das Condor-Herrenrad meines früh verstorbenen Onkels Hans. Als der durchgerostete Rahmen auf einer Tour an der Nahe endgültig brach, habe ich ihn mit einem kleinen Stöckchen stabilisiert und konnte so noch rund 80 Kilometer bis zum Etappenende fahren. Wichtiger als das perfekte Material ist allemal der Wille mit ihm Ziele zu erreichen.
Später habe ich Touren auf Mieträdern zurückgelegt. Sie ersparen den komplizierten, kräfte- und nervenzehrenden Transport im Flugzeug. Immer haben sie Defizite, aber man kann auch die als Herausforderung verstehen, es eben trotzdem zu schaffen.
Falträder kamen hinzu. Eine Inspiration von Miri. Zuerst gedacht für den damals noch ansonsten unmöglichen Fahrradtransport in ICE-Zügen. Sie sind auch im Flugzeug wesentlich einfacher und kostengünstiger - nämlich in der Regel ohne Mehrkosten als normales Fluggepäck - zu transportieren. So habe ich inzwischen einige Tausend Kilometer in Afrika und Amerika damit zurückgelegt. Auch sie haben Defizite, also zusätzliche Herausforderungen.
Der Blick auf die Vielzahl und Vielfältigkeit meiner Räder beglückt. Und schmerzt zugleich: manche wurden gestohlen, aber jedes ist mit seinen unvergesslichen Erinnerungen, die Fahrradtouren in faszinierender Großartigkeit mit sich bringen, zu einem Stück meiner Fahrradgeschichte geworden. (Text von März 2025)
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