Noch vor der italienisch-österreichischen Grenze geht es bergab und danach erst recht, zunächst bis Nauders. Dort die Überraschung: Die Straße nach Landeck ist gesperrt, Baustelle. Ich frage ein paar Autofahrer. Alle meinen, da sei kein Durchkommen. Obwohl auch hier in Österreich Feiertag ist, wie ich an den geschlossenen Supermärkten merke. Da dürfte auch die Baustelle nicht betrieben sein, naja. Später sehe ich einen Radler aus der Ferne dort hinunterfahren, kann aber nicht erkennen, wie weit er kommt.
Ich fahre also noch mal ein paar Meter hoch auf die Norbertshöhe (1405 m). Im Jahr 2011 bin ich hier mal von der anderen Seite raufgeradelt. In meinem Blog schrieb ich damals: "Jetzt also elf Haarnadelkurven hinauf auf die Norbertshöhe. Von 1000 auf 1405 Meter in 7,8 Kilometern. 45 Minuten brauche ich. Die Strawberry-Maracuja-Molke, die ich in einer Bäckerei von Pfunds gekauft habe, macht sich nicht nur positiv bemerkbar." Diesmal also elf Kehren hinunter zur österreichisch-schweizer Grenzstation am Inn. Dort ginge es talaufwärts nach St. Moritz, talabwärts ist auch jenseits der Grenzstation schweizer Staatsgebiet. Es fühlt sich etwas wie Niemandsland an.
Dann ist die Straße für Fahrräder gesperrt wegen einer Baustelle. Ich radle auf einem halbwegs erträglichen Radweg, komme so nach einer Weile zurück hinauf zur Straße. Dann führt der reguläre Radweg wieder hinunter ins Tal. Diesmal muss ich über Stock und Stein zum Inn gurken. So komme ich nach Altfinstermünz mit der gut erhaltenen mittelalterlichen Gerichtsstätte und Grenzbefestigung auf der Via Claudia Augusta. Die kenne ich schon. Ab hier verläuft die Grenze nicht mehr in der Innmitte, sondern ein schmaler Streifen auf der linken, westlichen Seite gehört zu Österreich. Der Pfad verläuft etwa auf der Grenze. Die Überraschung: der weitere Weg im Tal ist gesperrt wegen Bauarbeiten. Über uns kreist mit Höllenlärm ein Hubschrauber, der - trotz Feiertag auch im Kanton Graubünden - immer wieder Beton zu einer Baustelle transportiert. Ich habe null Bock, die Rumpelstrecke zurück zur Straße zu meistern und nehme das Risiko der Sperrung in Kauf, zwei Wanderer ebenfalls.
Wir kommen an die Baustelle. Dort setzt der Hubschrauber nicht nur Beton ab, sondern transportiert auch alles mögliche vom Weg runter ans Flussufer. Als er kurz verschwindet um weiteren Beton herbeizufliegen, kann ich zusammen mit den Wanderern die Baustelle passieren. Dann bin ich wieder richtig in Österreich und die Abfahrt nach Landeck kann beginnen. Abseits der zum Teil für Fahrräder gesperrten Hauptstraße gibt es ständig einen Radweg. Kurz vor Landeck bleibe ich aber auf der Straße, um mir ein paar Höhenmeter zu ersparen. Die Sonne ist schon untergegangen, aber im letzten Tageslicht erreiche ich noch ein Hotel im Herzen von Landeck.
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