Asylbewerber in der Jugendherberge und Julia im Jungenzimmer
Freitag, 27. September 2013: Mainz - Zug - Bamberg
Zwischenstopp in Frankfurt. Erfolgreicher Umtausch einer Columbia-Jacke bei den netten Leuten vom Columbia-Shop in MyZeil (Foto rechts). Die gerade gekaufte Windbreaker-Jacke war so dünn und empfindlich, dass sie in einem unbemerkten Augenblick mehrere Risse bekommen hat. Wird aus Kulanz-Gründen ersetzt - bevor das Sicherheitspersonal in den Laden stürzt, um in radebrechendem Deutsch über mein Fahrrad vor dem Laden im zweiten Obergeschoss zu klagen. Tatsächlich, in einem ellenlangen Text am Eingang wird auch das Thema Radeln bzw. Nicht-Radeln abgehandelt, wie ich beim Rausrollen bemerke.
Zur Abwechslung bereitet nicht die geliebte Deutsche Bahn Schwierigkeiten zum Auftakt sondern die Suche nach der Jugendherberge. Der per Google Maps eingeprägte Weg zur Südspitze der Bamberger Insel führt von der Altstadt durch düstere Waldpassagen. In der potentiellen Jugendherberge, in der ich vor ziemlich genau 13 Jahren auf dem Weg nach Vilnius übernachtet habe, brennen ein paar Lichter mehr als üblich, im Fenster liegt ein Raucher, möglicherweise Balkanese. Von der kleinen Orientierungs-Tafel im Eingangsbereich führt der Pfeil Richtung Empfang zu einer Glastür hinter der es dunkelt. Kein Wunder, es ist schon nach 21 Uhr. Eine Frau kann sich nicht recht verständlich machen, holt die nächste, die immerhin klar machen kann: die Jugendherberge ist nicht hier, hier Asylbewerber-Heim. Aber wo die Juhe abgeblieben ist, habe sie nun gar keine Ahnung. Ein paar Meter weiter ist das ausgebuchte Hotel Lieb. Hier hilft man mir mit der Empfehlung, den Rückweg durch den dunklen Wald anzutreten. Auch die JH-Telefonnummer bekomme ich, nur hebt niemand ab. 22 Uhr ist die deadline. Wird knapp. Ich beschleunige die bis dato gemütliche Rumradelei. Kann in der Tiefe des Waldes einem älteren Ehepaar den Weg zum Hotel Lieb weisen. Und erreiche die Stadt an jenem "Unteren Kaulberg", an dem das Jugendgästehaus sein soll. Das residiert in einem historischen Bau. Die Dame an der Rezeption lamentiert: Die Asylbewerber hat man uns da reingesetzt. Dass Google Maps zunächst nach Bayreuth verweist und dann zu den Asylbewerbern findet sie (heute am 15. Suchmaschinen-Geburtstag) auch nicht gut, kommt aber nicht darauf, dass die Juhe daran irgendetwas ändern könne oder solle. Jedenfalls drehe ich mit dem Rad noch eine altstädtische Ehrenrunde, bevor es am Fuße der Jugendherberg in einem mehr oder weniger offenen Unterstand angeschlossen werden kann. Das Vier-Bett-Zimmer, in das die Dame mich einquartiert hat, ist leider komplett belegt. Als ich mit Dame dort zum zweiten Mal eintrete, sitzt auf einem Bett eine junge Frau. Die Dame ist beruhigt, dass der Buchungsfehler auf den JH-Leiter zurückzuführen ist. Die junge Frau, Julia, wird in ein Mädchenzimmer umquartiert, wo ich ihr das Bett beziehen kann. Ich lege mich ins gemachte Bett. Während im Nachbarstockbett ein Auto-Reisender und ein Pole über deutsche Organisationskunst debattieren.
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