Rückblick 38 Jahre danach:
Der Zauber des Anfangs reloaded
Es war genau so, wie ich es schon vor einigen Jahren oben beschrieben habe: Meine Radtouren von 1987 nach Luxemburg und Santiago de Compostela haben ihre Parallele in den Touren nach Luxemburg/Trier und Rom 1981/82 vor Beginn meines Theologiestudiums.
Die Romtour erschien mir damals als der absolute Höhepunkt meiner körperlichen Möglichkeiten. So wie das Abitur mir als eine Art Höhepunkt des Allgemeinwissens vermittelt wurde, galt mir das Erreichen der Volljährigkeit auch als ein Höhepunkt meiner körperlichen Kräfte. Ein Teil des Jugendwahns jener Zeit. Babyboomer im Boom.
Dieser scheinbaren Zäsur in meinem Leben hatte ich mit der gemeinsamen Tour von Georg und mir nach Rom ein Denkmal gesetzt. Von dem ich mein Leben lang meinte zehren zu können. Was gewissermaßen auch zutraf und zutrifft.
Kurz nach der Romtour wollte ich es mir zwar nochmal beweisen mit der Tour via Budapest nach Zagreb. Ein Tick kürzer als die Romtour. Aber all das schien zu einem Abschluss gekommen zu sein. Welche Zeit hätte ich in den Semesterferien gehabt, Touren ganz anderer Dimensionen zu fahren!
Aber die Zeit war nicht danach. Das Fahrrad galt noch eher als Fortbewegungsmittel der Jugend. Autofahren war Statussymbol Nummer 1 in Sachen Mobilität. Freizeitradeln fand erst langsam immer mehr Verbreitung, auch bei Älteren, auch bei meinen Eltern.
Doch auch mit Mitte 20 war - trotz Führerscheins - das Fahrrad mein Lieblingstransportmittel durch das zehnsemestrige Theologiestudium hindurch geblieben: in Bochum hinauf über den bewaldeten Kalwes zum Unigebäude GA, in Straßburg vor allem in der deutschen Neustadt, in Bonn zwischen Hauptbahnhof und Hardberg. Nur in dem Jahr in Jerusalem spielte Fahrrad fahren - aus heutiger Sicht unnötigerweise - keine Rolle.
(Erst im Jahr darauf, bei einem dreimonatigen Aufenthalt im Spätsommer 1988, habe ich in Haifa ein Rad gekauft. Bei der Abfahrt vom Karmel sind mir einmal die Bremsen weggeschmolzen und nur dank der Abfahrt einer Tankstelle kam ich noch einmal zum Stehen. Zuletzt habe ich es in einer mehrtägigen Tour nach Jerusalem überführt.)
Da nun setzte mit der Anfrage meines Jerusalem-Kommilitonen Hartmut ein neuer Zyklus ein. Noch einmal testete ich mit einer Tour nach Luxemburg meine körperlichen Fähigkeiten, um sie dann mit der Tour nach Santiago scheinbar ans Limit zu führen. Ich konnte es kaum glauben, dass ich im hohen Alter von 23/24 Jahren solche Leistungen auf dem Rad hinlegen würde. Was mir gewiss schien: das wäre nun der endgültige Höhepunkt und Abschluss solcher Aktivitäten. (Text von März 2025)
|