Rückblick auf die allererste Tour
Der scheinbar unübertreffliche Zauber des Anfangs
In Luxemburg bin ich in meinen letzten Schuljahren vor dem Abitur sehr oft und sehr gern unterwegs gewesen. Vor allem mit Gruppen wie Ministranten oder auf Klassenfahrt, auch allein.
So bin ich im Sommer 1981 mit Freunden per Ente und per pedes im Land unterwegs gewesen. Bei einem kostenlosen Privatquartier hatten wir sogar ein Fahrrad zur Verfügung (s. Foto unten), Mehrere Gitarren waren dabei und wurden (von den andern) mit über die Ardennenhöhen geschleppt. Die Jungs wollten von mir nebenbei am Abend Gitarrenspielen lernen.
Georg erzählte mir dabei unvermittelt von seinem Plan nach dem Abitur im folgenden Sommer mit dem Fahrrad nach Rom zu radeln. Das erschien mir damals zunächst völlig absurd und abwegig. Eine Überforderung. Zugleich aber doch faszinierend. Und wenn Georg sich das und uns das zutraut, warum sollten wir es nicht versuchen?
Die Idee war geboren, stand im Raum, spukte im Kopf. Wie weiter? Ich wollte es ausprobieren. Und so ging ich in den Herbstferien meines 13. Schuljahrs am Carl-Humann-Gymnasium in Essen-Stelle sehr spontan von meinem Elternhaus in Essen-Burgaltendorf aus auf Reise mit dem Rad.
Zuvor hatte ich an Nachmittagen und Wochenenden kurze Touren an der Ruhr und im Bergischen Land unternommen. Allein. Fahrradwege gab es seinerzeit praktisch nicht. Den Weg zur Schule habe ich leider nur ganz, ganz wenige Male per Rad zurückgelegt.
Jetzt also ging es gleich in die Eifel, ins Ausland. Luxemburg war das scheinbar kaum erreichbare Ziel. Mitministrant Ralf und seine Großeltern in Remich waren ein Fixpunkt, ein Anziehungspunkt.
Es war ein Traum. Alles funktionierte, obwohl ich mit meinen 18 Jahren - im Rückblick betrachtet - absolut ahnungslos war. Nur zwei Fotodokumente zeugen von dieser Tour. Der Eintrag in meinem Terminkalender und die Stempel der Jugendherbergen. Herausgeschnitten aus meinem DJH-Ausweis fanden sie mit entsprechender Beschriftung Eingang in mein Fotoalbum.
Luxemburg habe ich auf neue Art und Weise kennengelernt. Vor allem das tief eingeschnittene, wunderschöne Our-Tal versetzte mich in eine Euphorie, eine unglaubliche Hochstimmung. Zumal es dort auch bergab ging...
Eine tolle Erfahrung dann von Trier aus im Zug zu sitzen und nach Hause gefahren zu werden. Plötzlich ein Gespür zu haben, was jede kleine Erhebung und jede Entfernung an Körperkraft kostet, wenn man sie selbst mit dem Fahrrad zurücklegt.
Der Fahrradreisetourenvirus hatte mich erfasst. Die Tour nach Rom wurde tatsächlich mit Georg in Angriff genommen und bewältigt. Damals erschien es mir als Höhepunkt meines Lebens, den zumindest in Hinsicht aufs Fahrradfahren nichts mehr würde übertreffen können. Ganz falsch war das nicht. Denn den Zauber des Anfangs gibt es nur einmal. Und doch lag ich mit diesem Gefühl völlig falsch. Aber das ist eine andere Geschichte. (Text von März 2025)
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